Erste Konzerte setzen auf totales Handy-Verbot
Wer am Konzert sein Smartphone zückt, fliegt raus: Am Wochenende trat die Band Ghost im Zürcher Hallenstadion auf – und setzte ein Handyverbot durch.

Das Wichtigste in Kürze
- Am Samstag trat die Metal-Band Ghost im Zürcher Hallenstadion auf.
- Am Konzert galt ein totales Handy-Verbot.
- Ein grosser Trend sind solche Regeln in der Konzert-Welt allerdings (noch) nicht.
Einige Schweizer Schulen kennen es bereits – nun gibt es auch erste Konzerte, an denen striktes Handyverbot gilt.
Letzten Samstag ist die Heavy-Metal-Band Ghost im Zürcher Hallenstadion aufgetreten.
Fans wissen, wo die Schweden performen, gilt: Handys in die Tasche! Aufnehmen und Fötelen während des Konzerts sind verboten.
Und das Hallenstadion kannte bei der Umsetzung kein Pardon. Auf der Ticketverkaufsplattform Ticketmaster heisst es: «Personen, die während der Aufführung ein Handy benutzen, werden aus dem Veranstaltungsbereich verwiesen.»
Die Handys wurden «beim Betreten des Veranstaltungsortes in Yondr-Taschen gesichert, die am Ende des Events wieder geöffnet werden.»
Yondr-Taschen sind spezielle Beutel, die beim Eintritt magnetisch verschlossen werden. Um sie wieder zu öffnen, müssen sie an eine Aufschliess-Station gehalten werden. So ist garantiert, dass Handys nur in den erlaubten Zonen benutzt werden.
Heisst: Bei sich haben darf man das Smartphone, einfach nicht auspacken. Wer die paar Stunden ohne Handy nicht aushält, durfte es aber am Samstag in einem «ausgewiesenen Handy-Bereich» nutzen.
Band-Mitglied findet filmende Handykameras «irritierend»
Der Grund für das strikte Handyverbot: Sänger Tobias Forge mag die «Distanz» nicht, die er zum Publikum fühlt, wenn gefilmt wird.
Er habe «ein Problem damit» Zuschauer mit Handy vor dem Gesicht zu sehen, sagte er zur Metal- und Hardrock-Plattform «Blabbermouth».
«Es ist irritierend. Und vielleicht bin ich altmodisch.» Aber ihn störe das einfach, wenn man diesen «intimen Moment» zwischen Band und Publikum filme.
Konzertbesucher schwärmen
Konzertbesucherin und Metal-Fan Beatrice Corvinius* (24) findet die Idee super, wie sie zu Nau.ch sagt.
Sie habe schon Konzerte erlebt, an denen sich einige «nicht mehr spürten» und «ständig allen ihr Handy vors Gesicht hielten».
Ihr Fazit darum: «Ich habe es entspannt gefunden ohne Handy.» Auch auf dem Instagram-Post des Hallenstadions zum Ghost-Konzert ist das Feedback vor allem positiv.
Eine Konzertbesucherin schreibt: «Handyfrei ist perfekt!» und ein anderer ergänzt: «Keine Handys, grossartig.»
Etwas weniger Begeisterung ist beim Zürcher Hallenstadion zu spüren.
Hallenstadion: «Zusatzaufwand gross»
«Der personelle Zusatzaufwand ist für alle Beteiligten gross», gibt Hallenstadion-CEO Philipp Musshafen bei Nau.ch zu bedenken.
Es gehe nicht nur um den Abgabeprozess vor Ort, sondern es gebe auch viele Fragen von den Kunden im Vorfeld.

Einen kleinen Nachteil sieht tatsächlich auch Metal-Fan Corvinius als Zuschauerin, wie sie sagt. «Schade ist einfach, dass man danach gar keine Fotos oder Videos als Erinnerungen hat.»
Schliesslich habe man dafür ja einiges ausgegeben und viel Zeit investiert. Rund 87 Franken zahlte sie für ihren Stehplatz.
Niemanden rausgeworfen
Immerhin: Alle haben sich an die Regeln gehalten. «Es gab keine Verweise oder Verwarnungen», sagt Musshafen.
«Es wurden keine Gäste wegen dem Handyverbot aus der Arena gewiesen. Regeln, die direkt von einer Band kommen, werden durch die Besucher meist gut angenommen.»

Die Umsetzung sei auch sehr gut organisiert gewesen und im Vorfeld kommuniziert worden.
Auch Bob Dylan und Bruno Mars setzen auf handyfreie Konzerte
Das Konzert vom Samstag gehört zu den ersten handyfreien Konzerten überhaupt. Im Moment gibt es zwar (noch) «keinen effektiven Trend» dazu, wie Musshafen sagt.
Es passiere jedoch immer wieder, dass Künstler ihre Fans bitten würden, das Handy mal in der Hosentasche zu lassen.
Und: Auch Stars wie Bob Dylan oder Bruno Mars haben bereits ein Handyverbot bei ihren Konzerten eingeführt.
Elton John motzte schon vor Jahren auf der Bühne über Handyfotos. Und Coldplay baten Fans in München, während eines Songs nur zu singen und tanzen. Ohne zu filmen.
*Name von der Redaktion geändert