Moses Pelham: «Den alten Moses gibt es nicht mehr»

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Deutschland,

Als Strassenrapper des Rödelheim Hartreim Projekts wurde Moses Pelham vor einem Vierteljahrhundert bekannt. Nun bringt der Frankfurter ein neues Album heraus - und will als «Blaupause für Erwachsenenrap» gesehen werden.

Auf «Emuna» singt er auch: Moses Pelham. Foto: Boris Roessler/dpa
Auf «Emuna» singt er auch: Moses Pelham. Foto: Boris Roessler/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • «Ich bin ne lebende Legende und wär schon längst in Rente/Wenn ich nur jemanden fände, der den Job machen könnte», so selbstbewusst rappte Moses Pelham vor fast 25 Jahren als Teil des Rödelheim Hartreim Projekts.

Seitdem ist viel passiert. So viel, dass der 49-Jährige gerade ein Buch über sein Leben schreibt. Aber dazu später mehr. Tatsache ist, dass Moses Pelham noch immer nicht in Rente ist. Im Gegenteil: Jetzt ist sein neues Soloalbum «Emuna» erschienen.

Das Album setzt eine Entwicklung fort, die bereits vor mehreren Jahren begonnen hat: weg vom rebellischen Rap hin zu ernsthafteren Liedern. «Mir sagen die Leute immer: Du bist eine Blaupause für deutschsprachigen Strassenrap, das mag auch so sein», sagt Pelham im Interview mit der dpa. «Aber ich würde mich heute viel mehr freuen, wenn jemand sagt: Du bist die Blaupause für Erwachsenenrap.» Und: «Den alten Moses gibt es nicht mehr. Wenn du den hören willst, dann höre dir die alten Platten an.»

Insgesamt zwölf Tracks umfasst «Emuna». Los geht es mit dem eindringlichen Stück «Notaufnahme». Dann sind da «Du», ein Stück über aufrichtige bedingungslose Liebe, oder das von Piano und Cello getragene «Weisse Fahne». Dass der frühere Moses Pelham aber doch nicht ganz weg ist, merkt man an härteren Tracks wie «Backstein», die durchaus als Reminiszenz an die 1990er Jahre gesehen werden können.

Ein Novum ist «Juli», weil Moses hier nicht rappt, sondern komplett durchsingt. Früher sei es ihm unangenehm gewesen, öffentlich zu singen, erzählt er. «Aber ich habe keine Zeit mehr, mich zu genieren.» Und gesungen habe er schon, bevor er gerappt habe - als Kind gemeinsam mit seinem Vater.

Pelham kam 1971 als Sohn eines US-amerikanischen Bluesmusikers und einer Versicherungskauffrau in Frankfurt auf die Welt. Als Zehnjähriger bekommt er ein Schlagzeug geschenkt und tauscht es wenige Jahre später gegen Plattenspieler, Mischpult und Mikrofon. Schon als Teenager landet Pelham mit seiner ersten Solo-Single «Twilight Zone» in den deutschen Charts. Später gründet er «Pelham Power Productions», kurz «3p», die unter anderem Sabrina Setlur, Xavier Naidoo oder Pelhams Band Glashaus produzierten.

Als Teil des 1993 gegründeten Rödelheim Hartreim Projekts gilt er als einer der Pioniere im deutschsprachigen Hip-Hop. Das Duo kommt - im Vergleich zu den braven Fantastischen Vier - mit einem aggressiven Gassenjargon daher. Es liefert Hits wie «Höha, Schnella, Weita» und macht den Frankfurter Stadtteil bundesweit bekannt. Der Name sei «aus Liebe zu Rödelheim, unserer Heimat» gewählt worden, erinnert sich der 49-Jährige. «Doch vielleicht haben wir dem Stadtteil auch einen Bärendienst erwiesen.»

In den 1990er Jahren fällt Pelham mit negativen wie positiven Schlagzeilen auf. 1997 attackiert er auf einer Party Stefan Raab und bricht ihm die Nase. Ein Jahr später wird er mit dem Echo zum «Produzent des Jahres» gekürt. Über sein Leben schreibt Pelham gerade gemeinsam mit dem Musikjournalisten Jan Wehn ein Buch. «Direkt aus Rödelheim» soll im Herbst erscheinen.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten läuft zudem ein Rechtsstreit zwischen Pelham und Kraftwerk. Für einen Setlur-Song hatte Pelham ungefragt einen Zwei-Sekunden-Rhythmus der Elektropop-Pioniere verwendet. «Die Idee, dass du entscheiden kannst, wer sich mit deiner Musik auseinandersetzen darf und wer nicht, ist falsch. Und sie steht im harten Widerspruch zur Fortentwicklung der Kunst», meint er.

Für seine Verdienste um seine Heimatstadt Frankfurt wurde Pelham 2017 mit der Goetheplakette ausgezeichnet. In diesem Jahr bekommt er den Ehrenpreis der deutschen Schallplattenkritik. Pelham zeige, «dass er im deutschen Rap und HipHop in seiner eigenen Champions League spielt», heisst es seitens der Jury. Und: «Er ist nun mal «’ne lebende Legende»».

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