Klaus Doldinger: Der «König des Jazz» im Porträt
Klaus Doldinger ist tot. Er war einer der bedeutendsten Jazzmusiker Deutschlands. Wir blicken auf sein bewegtes Leben zurück.

Am vergangenen Donnerstagabend verstarb Klaus Doldinger im Alter von 89 Jahren in seinem Zuhause. Der legendäre Saxofonist und Komponist schlief umgeben von seinen Liebsten friedlich ein, wie seine Gattin bestätigte.
Deutschland verliert mit Doldinger eine der prägendsten Gestalten der Musikgeschichte, so die «Bild». Seine Melodien begleiteten Millionen von Menschen durch Jahrzehnte und schufen unvergessliche Hörerlebnisse im Fernsehen und Kino.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ehrte den Verstorbenen als aussergewöhnlichen Künstler voller Schaffenskraft. Doldingers musikalisches Erbe wird als Zeugnis künstlerischer Brillanz und grenzenloser Hingabe in Erinnerung bleiben.
Udo Lindenbergs emotionaler Abschied von seinem Mentor
Der Rockmusiker Udo Lindenberg zeigt sich auf Facebook tief erschüttert über den Verlust seines musikalischen Ziehvaters. «Du warst mir oft ein grosser Lehrer, ein echter Pionier – und jetzt bist Du uns schon mal vorausgegangen.»
Lindenberg begann seine Karriere 1971 als Schlagzeuger in Doldingers Formation «Passport». Der erfahrene Jazzmusiker öffnete dem jungen Künstler die Türen zur professionellen Musikszene und formte seinen weiteren Werdegang entscheidend.

Besonders dankbar erinnert sich Lindenberg an gemeinsame Bühnenauftritte vor Zehntausenden von Zuschauern. Mit den Worten «Forever Dein Zauberlehrling» unterstreicht er die tiefe Verbundenheit zu seinem verstorbenen Mentor.
Begeisterung für Jazz war einem Zufall geschuldet
Klaus Doldinger erblickte 1936 in der Reichshauptstadt Berlin das Licht der Welt. Nach Kriegsende siedelte seine Familie zunächst nach Oberbayern über, bevor sie sich dauerhaft in Düsseldorf niederliess.
Ein schicksalhafter Moment ereignete sich, als der junge Doldinger zufällig einer Jazzformation amerikanischer Soldaten lauschte, so die «Zeit». Diese Begegnung mit der afroamerikanischen Musikrichtung sollte sein gesamtes Leben bestimmen und ihn nie wieder loslassen.
Bereits in frühen Jahren offenbarte sich sein aussergewöhnliches Talent für Rhythmus und Melodie. Trotz des Versprechens an seine Grossmutter, niemals den Musikerberuf zu ergreifen, folgte er seiner Berufung.
Klaus Doldinger wurde in Düsseldorf ausgebildet
Am renommierten Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf vertiefte Klaus Doldinger laut dem «Bayerischen Rundfunk» seine Kenntnisse in Klavier und Klarinette. Sein erstes Saxofon erwarb er auf ungewöhnliche Weise von einem fahrenden Zirkuskünstler.
Heimlich unter der Bettdecke verfolgte er nächtliche Jazzsendungen im Besatzerradio. In einem Schallplattenladen erweiterte er systematisch sein Wissen über die verschiedenen Stilrichtungen des Jazz.

Obwohl Jazz am Konservatorium und in seinem Elternhaus verpönt war, blieb Doldinger seiner Leidenschaft treu. Seine offene Haltung gegenüber verschiedenen Musikstilen machte ihn später zu einem Pionier der deutschen Jazzszene.
Tour durch Amerika – Ehrenbürgerschaft in New Orleans
Das Jahr 1960 markierte einen Wendepunkt in Doldingers Laufbahn mit seiner ersten Amerika-Tournee. In der Jazzmetropole New Orleans wurde ihm sogar die Ehrenbürgerschaft verliehen, berichtet die «Tagesschau».
Nach der Gründung von «Motherhood» 1969 folgte zwei Jahre später sein Meisterwerk «Passport». Diese Formation sollte über fünf Jahrzehnte bestehen und mehr als 5'000 Konzerte in aller Welt geben.
Doldingers Musikstil verschmolz verschiedenste Einflüsse zu einem unverwechselbaren Sound. Jazz, Rock, Soul und lateinamerikanische Rhythmen verbanden sich in seinen Kompositionen zu einer einzigartigen Klangsprache.
«Tatort»-Melodie macht Klaus Doldinger unsterblich
Neben seiner Jazzkarriere etablierte sich Klaus Doldinger als gefragter Komponist für Kino und Fernsehen. Seine Partituren für Blockbuster wie «Das Boot» und «Die unendliche Geschichte» erlangten der «Tagesschau» zufolge Weltruhm.

Die Entstehung der «Tatort»-Melodie im Jahr 1970 war ursprünglich nur ein kleiner Auftrag. Doldinger komponierte bewusst eine schlichte Melodie als Untermalung für die Verfolgungsszene im Vorspann.
Seit 55 Jahren erklingt diese Melodie unverändert jeden Sonntagabend in deutschen Wohnzimmern. Das Stück wurde zu einem der bekanntesten Musikthemen der Fernsehgeschichte und prägte ganze Generationen von Zuschauern.