«Glutamat für die Ohren» oder Musik renommierter Weltstars? Um die Neo-Klassik tobt ein Glaubenskrieg.
Der italienische Komponist und Pianist Ludovico Einaudi im Rahmen der «Veranos de la Villa»-Aufführungen auf der Bühne des Auditoriums Puerta del Angel. Foto: Kote Rodrigo/EFE/dpa
Der italienische Komponist und Pianist Ludovico Einaudi im Rahmen der «Veranos de la Villa»-Aufführungen auf der Bühne des Auditoriums Puerta del Angel. Foto: Kote Rodrigo/EFE/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gedudel oder seriöse Musik? Um die Neo-Klassik aus der Feder von Komponisten wie Max Richter oder Sven Helbig tobt unter Musikliebhabern ein Glaubenskrieg.

Seitdem öffentlich-rechtliche Kulturwellen ankündigt haben, mehr von solchen Werken spielen und damit auch jüngere Hörer locken zu wollen, wird in der Szene heftig gestritten. Was für die einen der Einstieg in die Klassik sein könnte, ist für andere nur seichtes Entertainment. Zu den Meistern der Neo-Klassik gehört auch der italienische Komponist und Pianist Ludovico Einaudi.

Breiter Streicher-Sound, Klavier-Soli in Endlosschleife - der «Tagespiegel» beschrieb die Musik Einaudis und ähnlicher Komponisten als «Glutamat für die Ohren». Der Musikmanager Thomas Schmidt-Ott konterte: Einaudi oder Hans Zimmer seien Weltstars, an renommierten Hochschulen ausgebildet, sie hätten eine eigene Klangsprache. «Längst sind wir gefordert, wertfrei zu hören», plädierte Schmidt-Ott.

Die Soundtracks zu Film- und Fernsehproduktionen, nun im Album «Cinema» (Decca) zusammengefasst, sind musikalische Stimmungsmacher, die Bilder dazu können sich die Hörer ausdenken - oder sich einfach dem Klangfluss hingeben. Insgesamt 28 Titel sind auf den zwei CDs zu finden, etwa die Tracks zu Filmen wie «This Is England», «The Intouchables» oder dem jüngsten Oscar-Preisträger «Nomadland».

Von den Meistern zeitgenössischer Klassik wie Philip Glass, Steve Reich oder Terry Riley ist Einaudi tatsächlich nicht weit entfernt. Wer hineinhört, kann sich über jeden Takt aufregen. Oder die Musik einfach sein lassen. Ob Einaudis Sound die Brücke zu Bach oder Bruckner sein kann, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

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