Der irische Autor Bram Stoker erschuf vor 125 Jahren, am 26. Mai 1897, den Horrorroman Dracula. Der unsterbliche Vampir treibt sein Unwesen bis heute.
Dracula
Der Vampir Dracula, hier portraitiert von Claes Bang. - Netflix
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der namhafte Vampir Dracula feiere am Donnerstag seinen 125. Geburtstag.
  • 1921 begannen die Dreharbeiten zum Roman und der Klassiker wurde ein grosser Erfolg.

Er ist tatsächlich einfach nicht totzukriegen. Bram Stokers Roman «Dracula» feiert Jubiläum. Den berühmtesten Vampir feiert seinen 125. Geburtstag.

Im Juli 1921 haben die Dreharbeiten zum deutschen Vampir-Meisterwerk «Nosferatu» begonnen. Zuvor handelt Hauptdarsteller Max Schreck für sich angeblich eine besondere Art der Bezahlung aus.

Statt Geld soll ihm «täglich ein Liter Blut von weiblichen Probanden (20-30-jährig mit Gesundheitszeugnis) zur freien Verfügung gestellt» werden. Dies hiess es in einem angeblich vertraulichen Vertrag. Klingt äusserst bizarr, dämonisch und schaurig. Doch das Schriftstück ist wohl nur ein Marketing-Gag.

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Der kolorierte Holzschnitt aus dem 15. Jahrhundert zeigt Fürst Vlad III., genannt «Dracula». - picture alliance / dpa

Nach der Premiere des expressionistischen Horror-Klassikers handelt sich die Produktionsfirma allerdings eine dicke Urheberrechtsklage ein. Denn unübersehbar stahl Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau beim irischen Autor Bram Stoker. Dessen Roman «Dracula» war damals gerade einmal ein Vierteljahrhundert alt.

Am 26.5.1897 erwachte der Vampir Dracula erstmals

Am Donnerstag vor 125 Jahren steigt der furchterregende Graf erstmals aus seiner Gruft ins Reich der viktorianischen Gruselliteratur. Für den Tag der Veröffentlichung sollen 3000 Exemplare des 390 Seiten dicken Buches ausgeliefert worden sein. Es trug ein gelber Leineneinband und einen roten Titel.

Mit seinem Bestseller über den Adeligen aus Transsilvanien gibt Stoker den aus der Antike bekannten Vampiren endlich Herkunft und Namen. Auf Deutsch erscheint die Gruselgeschichte erstmals 1908. Es sollte bis zu Stokers Tod als verarmter Autor im Jahr 1912 neben der Isländischen die einzige Übersetzung bleiben. Später erst tritt «Dracula» zu seinem kulturellen Siegeszug an.

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Bela Lugosi spielt im Film «Dracula» die Hauptfigur. - Keystone

Die Geschichte ist oft erzählt, verfilmt und adaptiert: Graf Dracula erhebt sich nachts aus dem Grab. Anschliessend macht er sich an Opfern ran, um sich durch einen Biss in den Hals das lebensnotwendige Menschenblut zuzuführen.

Nachdem er seinen Rechtsanwalt Jonathan Harker auf seinem Spukschloss in den Karpaten einsperrte, macht sich der Vampir auf nach London. Dort will sich Dracula nach neuen Opfern umzuschauen und Harkers Verlobte als Eroberung in sein Reich der Untoten zu holen. Doch eine Gruppe um den holländischen Wissenschaftler Abraham van Helsing sind ihm mit Knoblauch, Kruzifix und Rosenkranz auf der Spur. Letztlich zur Strecke gebracht wird der Blutsauger erst in seiner Heimat im damaligen Königreich Ungarn.

Der blutrünstige Vampir feierte grosse Erfolge

«Kein Buch seit Mrs. [Mary] Shelleys "Frankenstein" oder überhaupt eines anderen reicht an deines an Originalität heran - oder an den Schrecken». Dies schreibt Stokers Mutter Charlotte ihrem Sohn begeistert.

Das historische Vorbild für den Grafen ist der berüchtigte Fürst Vlad III. Dracula im heutigen Rumänien. Im 15. Jahrhundert stellte dieser sich einem Ansturm der Osmanen mit äusserster Brutalität entgegen.

Er soll zum Beispiel die Vorliebe gehabt haben, seine Gegner durch Pfählung hinzurichten. Stoker lässt sich auch von älteren Vampirromanen, volkstümlichen Legenden und Berichten aus Transsilvanien - auch bekannt als Siebenbürgen - anregen.

Stoker war nie in der Heimat von Dracula

Der Autor selbst reist nie in die Karpaten, sondern holt sich seine Eindrücke der wilden Gegend aus Archiven und Bibliotheken. Die Geschichte von Fürst Vlad entdeckt er wohl in einem Buch über die Walachei und Moldawien. Dieses lieh er während eines Urlaubs mit seiner Familie in einer Bibliothek in Whitby in Nordengland aus.

Die kleine Hafenstadt wird zu einem der zentralen Schauplätze in «Dracula». Stoker recherchiert dort auch etwa zum Segelschiff «Dmitri» aus Osteuropa. Dieses hatte im Roman als «Demeter» - deren Crewmitglieder der Vampir genüsslich leert - seinen grossen Auftritt. Das Schiff war in Whitby einst auf Grund gelaufen.

Der Legende nach soll aus diesem ein schwarzer Hund entsprungen und in die nahe gelegene Abtei gelaufen sein. Im Roman ist es später Dracula selbst, der als verwandelter Vierbeiner in Whitby erstmals England betritt.

Dass Dracula im kulturgeschichtlichen Gedächtnis so verankert ist, hat nicht wenig mit den charaktervollen Darstellungen auf der Leinwand zu tun: Max Schreck, Bela Lugosi, Christopher Lee, Klaus Kinski, Gary Oldman und Willem Defoe liehen dem Vampir ihr markantes Gesicht. Ebenso Jonathan Rhys Meyers, Claes Bang oder (in seiner unnachahmlichen Blödelei) Leslie Nielsen.

Bald schlüpft Nicholas Cage in der Gruselkomödie «Renfield» in die Rolle des Fürsten der Dunkelheit. Und kommendes Jahr soll auch ein Horrorfilm über die letzte Reise der «Demeter» erscheinen. Bram Stokers alter Untoter ist also weiter quicklebendig.

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