Andrew fliegt aus Royal Lodge und verliert Titel
Andrew fliegt wegen des Epstein-Skandals aus der Royal Lodge. Zudem verliert er seine Titel, wie der Palast mitteilt.

Das Wichtigste in Kürze
- King Charles nimmt Andrew alle Ehren und Titel ab.
- Dieser wird nicht mehr als Prinz, sondern als Andrew Mountbatten-Windsor auftreten.
- Zudem wurde der Mietvertrag für die Royal Lodge gekündigt.
Jetzt also doch: Prinz Andrew (65) fliegt aus der Royal Lodge und muss seine Titel abgeben. Dies teilt der Palast in einem Statement mit.
Der Bruder von Prinz Charles wird sich in Zukunft also nicht mehr Prinz nennen dürfen. Dafür wird er den Namen Andrew Mountbatten-Windsor verwenden. Charles (76) habe das formelle Verfahren zur Entfernung von Ehren und Titeln eingeleitet, teilt der Palast mit.
Die Thronfolge bleibt von der Entscheidung des Königs indes unberührt: Andrew bleibt weiter die Nummer acht.

Dennoch ist es ein tiefer Fall für den Royal, der einst als Lieblingssohn der Queen galt und wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in Verruf geriet.
Mit der öffentlichen Degradierung von Prinz Andrew versucht die britische Monarchie einen Schlussstrich unter einen der grössten Skandale ihrer modernen Geschichte zu ziehen.
Die Massnahmen seien notwendig, «ungeachtet der Tatsache, dass er die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen bestreitet», schreibt der Palast. Damit nimmt er Bezug auf die Missbrauchsvorwürfe durch das Epstein-Opfer Virginia Giuffre (†41), ohne sie oder den Pädophilen zu nennen.

US-Amerikanerin erhebt schwere Vorwürfe
Die US-Amerikanerin Giuffre warf Andrew vor, sie mehrfach sexuell missbraucht zu haben, unter anderem als sie erst 17 Jahre alt war.
Obwohl der Prinz die Vorwürfe bis heute strikt zurückweist, liess er sich 2022 bei einer US-Zivilklage Giuffres auf einen wohl millionenschweren Vergleich ein.
Dreimal sei sie zum Sex mit Andrew genötigt worden, schrieb die US-Amerikanerin – als 17-Jährige in London, ein weiteres Mal in Epsteins Anwesen in New York und dann nochmals auf dessen privater Karibikinsel bei einer Gruppensex-Orgie mit dem schwerreichen Finanzier und acht weiteren Mädchen, die kaum oder kein Englisch sprachen.
Obwohl Andrew die Vorwürfe bis heute strikt zurückweist, liess er sich 2022 bei einer Zivilklage Giuffres auf einen wohl millionenschweren Vergleich ein. Im April dieses Jahres nahm die 41-Jährige sich schliesslich das Leben.
Virginia Giuffres Familie wertete den für Andrew schmerzhaften Verlust all seiner Titel und Rechte als nachträglichen Sieg der Verstorbenen. Giuffre habe «mit ihrer Wahrheit und ihrem aussergewöhnlichen Mut einen britischen Prinzen zu Fall gebracht», teilten die Hinterbliebenen der BBC zufolge in einer Erklärung mit.
Dennoch werde die Familie ihren Kampf fortsetzen – und nicht ruhen, bis alle zur Rechenschaft gezogen worden seien, «die mit Jeffrey Epstein und (seiner Komplizin) Ghislaine Maxwell in Verbindung stehen».
Andrew und der Epstein-Skandal
Der US-Multimillionär Jeffrey Epstein, der sich 2019 in einer Gefängniszelle in New York das Leben nahm, hatte jahrelang einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende Mädchen und junge Frauen zum Opfer fielen. Andrew unterhielt eine enge Freundschaft zu Epstein und ging bei ihm ein und aus.

Einem BBC-Bericht zufolge soll Andrew etwa vor einigen Jahren Epstein gemeinsam mit dem verurteilten Sexualstraftäter und US-Produzenten Harvey Weinstein in der Royal Lodge empfangen haben. Auch Epsteins Gehilfin und ehemalige Lebensgefährtin Ghislaine Maxwell soll dabei gewesen sein.
Andrew wollte Titel freiwillig abgeben – aber nicht ausziehen
Aufgrund neuer Enthüllungen erklärte sich Andrew kürzlich bereit, seine Titel abzulegen. Aus der Royal Lodge in Windsor wollte er aber nicht ausziehen.
Einigen Abgeordneten im britischen Unterhaus und weiteren Kritikern ging das nicht weit genug. Sie forderten eine offizielle Aberkennung der Titel und stärkere Transparenz in die royalen Finanzen.
Für Empörung sorgte etwa, dass Andrew für die Royal Lodge nahe Schloss Windsor nur die symbolische Miete von «einem Pfefferkorn» im Jahr zahlt, wie die «Times» kürzlich unter Berufung auf den Pachtvertrag berichtete.
Skandal-Royal pochte auf langfristiges Wohnrecht
König Charles und Thronfolger Prinz William (43) wollten Andrew Berichten zufolge längst zum Auszug aus der Royal Lodge drängen, scheiterten aber an diesem Pachtvertrag.
Andrew war nach einer anfänglichen Investition in die Renovierung ein langfristiges Wohnrecht eingeräumt worden, auf das er bisher gepocht haben soll.
Auch dieser Pachtvertrag ist nun Geschichte, Andrew werde in eine andere Privatunterkunft ziehen, heisst es in der Stellungnahme des Palasts. Medienberichten zufolge wird er künftig in einem Haus auf dem privaten Landsitz Sandringham in der englischen Grafschaft Norfolk wohnen. Die Kosten dafür trägt demnach der König. Umziehen soll Andrew wohl so bald wie möglich.
Auch wenn der Entzug des Prinzen-Titels überraschend kommt: Medien wie die BBC und die Nachrichtenagentur PA berichteten, dass Andrew keine Einwände gegen die Entscheidung des Königs gehabt haben soll.
Zu offenkundig schien wohl die Gefahr, dass der Epstein-Skandal die Königsfamilie gar nicht mehr loslässt – zu gross war der öffentliche Druck, nachdem die kürzlich veröffentlichten Memoiren von Epstein-Opfer Virginia Giuffre weitere schockierende Details zum Missbrauch Dutzender Frauen und Mädchen ans Tageslicht gebracht hatten.
Dass Andrew kurz vor dem Verkaufsstart des Skandalbuchs seinen Titel als Herzog von York niederlegte und auf weitere Titel und Ehrungen verzichtete, half ihm am Ende nicht.
Zu tief war er in den Sog der Schlagzeilen um den Missbrauchsring des Multimillionärs Epstein geraten, zu dem er vor dessen Festnahme und Suizid im Gefängnis eine enge Freundschaft pflegte.












