Das pestizidverschmutze Trinkwasser in einigen Gebieten der Schweiz gibt zu reden. Wie sieht es in der Gemeinde Muri bei Bern aus? Nau.ch hat nachgefragt.
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Walter Bachofner, Leiter Wasser und Erdgas (l.) und Michael Kurth, Brunnenmeister der Gemeindebetriebe Muri, im Hauptpumpwerk Wehrliau. - pp

Nau.ch: In den letzten Wochen war in verschiedenen Medien die Wasserverschmutzung durch Pestizide das Thema. Wie steht es diesbezüglich mit dem Trinkwasser in den Gemeinden Muri bei Bern und Allmendingen bei Bern?

Walter Bachofner (Leiter Wasser und Erdgas der Gemeindebetriebe Muri): Das Stimmt. In den letzten Tagen und Wochen wurde viel über Trinkwasser und Pestizide geschrieben. Zum Teil sorgten die Artikel auch für Verwirrung. Für unser Trinkwasser in der Gemeinden Muri bei Bern und Allmendingen bei Bern gilt: Es gibt keine Pestizidrückstände die den Höchstwert gemäss Verordnung des EDI über Trinkwasser (TBDV) überschritten haben.

Nau.ch: Weshalb ist das so?

Michael Kurth (Brunnenmeister der Gemeindebetriebe Muri): Unser Trinkwasser gewinnen wir zu 95 % aus dem Grundwasserleiter der Aare in der Wehrliau. Anders als in anderen Gebieten der Schweiz gibt es hier keine intensive Landwirtschaft.

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Das Hauptpumpwerk Wehrliau in Muri von aussen. - pp

Nau.ch: Und wie sieht es mit anderen gefährlichen Stoffen aus?

Kurth: Was sind gefährliche Stoffe? Bei Untersuchungen muss genau festgelegt werden, was gesucht werden soll. Beim letzten grossen Screening im Jahr 2017 wurde das Wasser auf über 900 Stoffen, darunter Pestizide, Herbizide und Fungizide, untersucht. Das untersuchte Wasser in der Gemeinde Muri bei Bern hat keine Höchst- oder Grenzwert erreicht oder überschritten.

Bachofner: Dazu kommt es immer noch auf das Verhältnis an. So beläuft sich der Höchstwert des Pestizids Chlorothalonil in Gewässern auf 0.1 Mikrogramm pro Liter. Bei Johannisbeeren beträgt die maximal zulässige Menge 20 Mikrogramm pro Kilo! Der Glaube an die absolute Reinheit des Trinkwassers kommt aus einer Zeit, als man Rückstände noch gar nicht oder nur beschränkt messen konnte.

Nau.ch: Wie oft und von wem wird die Qualität des Trinkwassers in der Gemeinde untersucht?

Kurth: Das Trinkwasser der Gemeinde Muri wird regelmässig zwischen sechs- bis zehnmal jährlich untersucht. Die Untersuchungen werden durch das Stadtlabor Bern und dem Kantonalen Labor durchgeführt.

Nau.ch: Auf welche Stoffe wird das Wasser untersucht?

Bachofner: Das Wasser wird nach den gesetzlich vorgeschriebenen Parametern auf mikrobiologische Stoffe, sowie auf chemische und physikalische Stoffe untersucht.

Nau.ch: Wo kann die Öffentlichkeit die Resultate dieser Untersuchungen einsehen?

Kurth: Die Resultate werden mindestens einmal pro Jahr in den Lokalnachrichten veröffentlicht, so wie es das Gesetzt vorschreibt. Die Veränderungen der Wasserqualität sind träge, deshalb reicht eine jährliche Veröffentlichung. Die nächste Veröffentlichung findet im Frühjahr 2020 statt. Weiter sind die Ergebnisse der Untersuchungen auf der Internetseite der Gemeindebetriebe Muri ersichtlich (www.gbm-muri.ch).

Nau.ch: Wie sieht es bei bakteriellen Verschmutzungen aus, die auch akut auftreten können?

Bachofner: Das Trinkwasser der Wehrliau wird mit einer Chlorlösung prophylaktisch desinfiziert. Sollte es trotzdem zu einer Verschmutzung kommen, wird die Bevölkerung sofort via die Medien (Radio, Internet) und Flugblättern über die zu treffenden Massnahmen informiert.

Nau.ch: Die Gemeinde Muri ist dem Wasserverbund Region Bern AG beigetreten. Wird jetzt auch Wasser aus anderen Gemeinden in das System von Muri geleitet?

Kurth: Nein, die Gemeinden Muri bei Bern und Allmendingen bei Bern werden nach wie vor mit Wasser aus der Fassung in der Wehrliau versorgt.

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Das Hauptpumpwerk Wehrliau der Gemeinde Muri bei Bern wurde 1972 gebaut. - pp

Nau.ch: Kann das Trinkwasser weiterhin bedenkenlos getrunken werden?

Bachofner: Ja, absolut bedenkenlos.

Nau.ch: Gilt das auch für kleine Kinder oder für die Zubereitung von Babynahrung und Schoppen?

Bachofner: Selbstverständlich, da gibt es überhaupt keine Bedenken. Wir verweisen auf die Aussage der Kantonalen Behörden «Die Konsumentinnen und Konsumenten können davon ausgehen, dass der Genuss von Trinkwasser im Kanton Bern unbedenklich ist und dass keine erhöhte Gefahr für die Gesundheit besteht.»

Nau.ch: Ist das «Hahnenburger» besser als Mineralwasser in PET-Flaschen bezüglich Mikroplastik?

Kurth: Nicht nur wegen dem Mikroplastik. Das Hahnenwasser muss strengere gesetzliche Anforderungen erfüllen als das Mineralwasser. Man kann sagen, dass unser «Hahnenburger» mindestens gleich gut ist. Natürlich hat es im Trinkwasser weniger Mineralstoffe als in einem guten Mineralwasser.

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