Ukraine macht Krieg für Drohnenpiloten zu Spiel
Die Ukraine hat ein Punktesystem für Drohnenpiloten eingeführt, ein Panzer gibt beispielsweise 40 Punkte. Es gibt Stimmen, die das ethisch fragwürdig finden.

Das Wichtigste in Kürze
- Ukrainische Drohnenpiloten bekommen für Abschüsse Punkte.
- Diese können später bei einem neu errichteten «Amazon für Waffen» eingelöst werden.
- Es gibt auch Kritik an der Gamification, die das Töten zu einem Wettbewerb machen.
Kiew setzt im Krieg gegen Russland auf ein Anreiz-System für Drohnenpiloten: Für jeden Abschuss gibt es Punkte, die eingelöst werden können. Das System liefert Resultate, sorgt aber auch für Kritik.
Wie der «Spiegel» und «Politico» berichten, gibt es für den Abschuss eines Panzers 40 Punkte, ein Mehrfachraketenwerfer bringt 50 Punkte. Wer einen feindlichen Drohnenpiloten ausschaltet, wird mit 25 Punkten belohnt.
Die Piloten müssen die Videos ihrer Abschüsse einschicken. Sobald sie verifiziert sind, werden die Punkte gutgeschrieben. Militärintern gibt es auch eine Rangliste. Die Eliteeinheit «Birds of Magyar» führt diese mit über 16'000 Punkten an.
Die Punkte können auch eingelöst werden. Dafür hat die Militärführung einen Onlinemarktplatz für Kriegsgüter eingerichtet. Dort können Einheiten bessere Drohnen, Bodenroboter, Nachtsichtgeräte oder über 1000 weitere Produkte mit den Punkten kaufen
Dieser als «Amazon für Waffen» angepriesene Marktplatz lässt Kommandeure Waren direkt bei den Herstellern kaufen. Der langwierige Beschaffungsprozess kann umgangen werden. Zudem können die Einheiten die Güter selbst aussuchen und auch Bewertungen hinterlassen.
Mehr Punkte, mehr Abschüsse
Der Erfolg des Systems zeigte sich, als die Militärführung die Punkteverteilung anpasste. Zu Beginn gab es für einen getöteten Infanteristen bloss zwei Punkte, dann wurde die Belohnung auf sechs Punkte erhöht. In der Folge vermeldete «Bird of Magyar» steigende Abschüsse.
Diese Gamification des Krieges, bei der das Töten zu einem Wettbewerb wird, ist nicht neu. Bereits im Vietnam-Krieg setzte die US-Armee auf ein Bodycount-System, bei dem die Soldaten belohnt wurden.
Neu aber ist, dass die Drohnenpiloten weit weg sind vom Schlachtfeld und alles bloss über einen Bildschirm sehen. Kritiker bemängeln, dass sie dadurch von der Realität in gewisser Hinsicht abgetrennt sind. Dies wird bereits seit Langem kritisiert, mit dem neu hinzugekommenen Punktesystem wird es als noch ethisch fragwürdiger angesehen.