Das Corona-Interview-Domino auf Nau.ch. FCMG-Präsident Bruno Hunziker wurde nominiert von Pascale Tiefenbach, Personalvermittlerin in Muri-Gümligen.
Bruno Hunziker Muri-Gümligen
Bruno Hunziker, Präsident des FC Muri-Gümligen auf einer Reise in Rio. - zVg

Wie hast du die Ausnahmesituation bisher erlebt?

Bruno Hunziker: Ich musste meine zweimonatige Südamerikareise nach sechs Wochen abbrechen, konnte ohne grössere Schwierigkeiten zurück in die Schweiz fliegen, wo ich mich 10 Tage in eine selbstauferlegte Quarantäne begab.

Da ich für unsere Kanzlei zuerst im Homeoffice und anschliessend vor Ort weiterarbeiten konnte, änderte sich an meinem Berufsalltag eigentlich nicht sehr viel. Aber ich spürte sofort, dass es nicht nur bei der Arbeit, sondern auch zu Hause viel ruhiger zu und herging.

Eigentlich schätze ich diese Ruhe sehr. Die Agenda ist vor allem am Abend leer und ich habe viel mehr Zeit, mit meiner Frau und meinen zwei «erwachsenen Kindern» zusammen zu sein. Gemeinsames Kochen, Jassen, Diskutieren, Sport treiben prägen unser Leben zu Hause sehr. Ich fühle mich fitter den je und bin – auch dank des schönen Aprilwetters – zu dieser Jahreszeit noch nie so oft auf dem Bike gesessen.

Welche Auswirkungen spürst du in Muri-Gümligen besonders?

Natürlich die Ruhe, die überall zu spüren ist. Morgens, wenn ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, ist die (fast) Strasse leer. Mir fällt aber auf, dass insbesondere um Muri herum viel mehr Menschen Sport treiben, sei es Walking, Biking oder Jogging. Das gefällt mir sehr.

Natürlich fehlt mir als Präsident des FC Muri-Gümligen der Fussball auf der Sportanlage Füllerich. Das gemütliche Zusammensein im Clublokal nach einem Match und das Diskutieren und Analysieren mit den zahlreichen «Fussballexperten» fehlt mir sehr.

Auch hat der Corona-Lockdown unserem Fanionteam als souveräner Wintermeister um die Früchte ihrer bisherigen Leistung betrogen: der Aufstieg in die 2. Liga Interregional. Wir hoffen aber, dass wir Versäumtes nächste Saison nachholen können.

Was vermisst du am meisten?

Den Kontakt mit meinen Freunden.

Dein Tipp für einen guten Alltag im Lockdown.

Ich meine, dass die Auswirkungen des Lockdowns für jeden von uns unterschiedlich sind. Somit ist es für mich schwierig, einen allgemein gültigen Tipp abzugeben. Für mich persönlich gilt, dass ich mich in dieser schwierigen Situation bemühe, positiv zu bleiben, und die zum Teil durchaus positiven Auswirkungen bestmöglich für mich und meine Umgebung nutze.

Da ich zurzeit mehr Zeit zur Verfügung habe, versuche ich stets Neues aus oder Altes, was ich seit langer Zeit nicht mehr machen konnte. Ich habe mir auch in den Kopf gesetzt, jeden Tag jemanden anzurufen, mit der oder dem ich seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr gehabt habe.

Wird sich die Gesellschaft jetzt verändern?

Hoffentlich! Vieles muss hinterfragt werden, kritisch. Die globalisierte, Social-Media-getriebene Gesellschaft sollte wieder damit beginnen, die Nachhaltigkeit von traditionellen Werten schätzen zu lernen. Innehalten und nicht ständig auf Trab zu sein wäre wünschenswert und dies gilt nicht nur für meine Generation, sondern insbesondere auch die Generation meiner Kinder.

Die wirtschaftlichen, negativen Folgen werden verheerend sein und uns noch über eine lange Zeit bedrücken. Ich glaube an einen gesellschaftlichen Reset. Die Geschichte hat uns aber leider immer wieder gelehrt, dass der Mensch nach überstandenen Krisen früher oder später wieder ins alte Muster zurückfällt.

Zur Person

Bruno Hunziker ist Präsident des FC Muri-Gümligen. Und er ist Seniorpartner in der auf Wirtschaftsrecht spezialisierten Anwaltskanzlei GHR Rechtsanwälte AG mit Büros in Muri b. Bern und Zürich.

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