Tanja Bauer, Grossrätin (SP) aus Köniz, erklärt, warum mehr gemeinnützige Wohnungen in Köniz durchaus einen Reiz hätten. Ein Kommentar.
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Tanja Bauer, Grossrätin (SP) aus Köniz. - zVg
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Alle Menschen müssen wohnen, dazu gibt es keine Alternative. Heute bezahlen wir aber oft zu viel und geben einen grossen Teil unseres Einkommens fürs Wohnen aus, denn auf Immobilien werden von der Immobilienbranche heute sehr hohe Renditen und beim Verkauf hohe Spekulationsgewinne erzielt. Um das zu ändern, braucht es mehr gemeinnützigen Wohnungsbau.

Die Kosten fürs Wohnen sind schweizweit der grösste Posten im Haushaltsbudget. Damit sinkt die Kaufkraft der Bevölkerung und der finanzielle Spielraum, das Leben frei zu gestalten, wird kleiner. Aber auch die Wahl, wo und wie wir wohnen, wird durch die steigenden Mieten und die Immobilienbranche stark eingeschränkt.

Die Bevölkerung soll wieder die Möglichkeit haben, beim Wohnen und bei Wohnformen mitzureden und gemeinsames Wohneigentum zu besitzen. Das verlangt die Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen», über die am 9. Februar 2020 abgestimmt wird. Sie will, dass in Zukunft mindestens zehn Prozent bezahlbare Wohnungen beim Neubau entstehen. Gerade für eine wachsende Gemeinde wie Köniz bietet die Initiative interessante Möglichkeiten, um in Zukunft mehr bezahlbaren Wohnraum für die Bevölkerung bereitzustellen.

14 Milliarden zu viel an Miete!

Während des Abstimmungskampfs wurde erneut eine Neiddebatte darüber geführt, wer denn in den bezahlbaren Wohnungen der Genossenschaften wohnen darf. Diese Diskussionen lenken geschickt vom wahren Problem ab: Nicht die Menschen in den Genossenschaften bezahlen zu wenig, sondern die meisten anderen zuviel: Insgesamt bezahlen Mieterinnen und Mieter in der Schweiz jährlich 14 Milliarden zu viel an Miete!

Davon profitieren in erster Linie grosse, börsenkotierte Unternehmen wie Allreal oder Mobimo, die den Immobilienmarkt der Schweiz immer mehr durchdringen. Sie treiben die Spekulation an, weil sie aus den Immobilien und dem Boden so viel Profit wie möglich schlagen wollen. An diesen Grosskonzernen ist zunehmend auch globales Kapital beteiligt. Statt die Wohnbedürfnisse der Menschen abzudecken, werden Immobilien so aktuell als globale Anlageprodukte missbraucht.

Mindestens zehn Prozent gemeinnützige Wohnungen in Köniz

Die Lösung heisst mehr gemeinnützige Wohnungen. Spannend ist, dass dies heute oft als rein linkes Anliegen wahrgenommen wird. Dabei sind Genossenschaften typisch für die Schweiz und haben eine Tradition in verschiedensten politischen Milieus. Sie erlauben es, sich gemeinsam zu organisieren und wichtige Güter effizient und kostengünstig bereitzustellen. Darum eignen sie sich auch so gut, um der Spekulation im Immobiliensektor wirksam entgegenzutreten.

Statt also darüber zu diskutieren, wer in den Genossenschaften wohnen darf, brauchen wir genügend gemeinnützige Wohnbauträger, um die Immobilienspekulation endlich stark einzudämmen. Das nützt der grossen Mehrheit der Bevölkerung, denn niemand sollte fürs Wohnen zuviel bezahlen müssen.

Heute sind in Köniz weniger als fünf Prozent der Wohnungen gemeinnützig. Um dies zu ändern, hat die Stimmbevölkerung bereits im Februar 2017 klar ja zu «Bezahlbar wohnen in Köniz» gesagt und damit zu Instrumenten, um den gemeinnützigen Wohnungsbau in Köniz zu stärken. Die nationale Initiative wäre eine perfekte Ergänzung, damit in Köniz in Zukunft mehr bezahlbarer Wohnraum entsteht. Darum Ja zur Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen»!

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