Linke, aber auch Rechte, nutzen die «Cancel Culture», um zu polarisieren. Dabei benötigen wir gerade jetzt einen neuen Zusammenhalt. Ein Gastbeitrag.
sds
David Berner ist der Präsident der Jungen Mitte Emmental-Oberaargau und kandidiert für den Nationalrat. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweizer Gesellschaft ist Wohlstand und Frieden selbstverständlich geworden.
  • Gleichzeitig polarisieren Parteien, bei jungen Menschen herrscht Untergangsstimmung.
  • Es ist deshalb Zeit für einen neuen Zusammenhalt aus der Mitte heraus.
  • Dies sagt Nationalratskandidat David Berner von der Jungen Mitte in seinem Gastbeitrag.
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Am Sonntag wählt die Schweiz wieder. Seit über 150 Jahren gibt es bei uns Wahlen, in einer Form oder der anderen. Eine ununterbrochene Zeitspanne funktionierender Demokratie, von der andere Länder träumen können. Doch wie steht es heute um unsere demokratischen Werte, wie steht es denn eigentlich um den Zusammenhalt der Alpenrepublik?

Wohlstand und Frieden ist selbstverständlich geworden

Sicheres scheint unsicher geworden zu sein. Noch vor geraumer Zeit hat sich unsere Wohlstandsgesellschaft an den Frieden gewöhnt. Was 1989 erreicht wurde, die Überwindung der Spaltung Europas in Ost und West, wurde zur Selbstverständlichkeit. Der Wohlstand selbst wurde zur Selbstverständlichkeit – die Demokratie, die Freiheit und unsere Sozialwerke wurden zur Selbstverständlichkeit.

Halten Sie die Schweizer Gesellschaft für zu gespalten?

Vergessen hat man, welche Opfer in der Vergangenheit erbracht werden mussten, um die Schweiz aufzubauen. Der Glaube, die Welt würde sich demokratisieren und gemeinsam in Frieden und Handel florieren, dieser Glaube wurde spätestens durch die russischen Panzer in der Ukraine zerschmettert. Der Gedanke, die Schweiz werde durch die Einwanderung eine Bastion der multikulturellen Harmonie, entpuppte sich spätestens jetzt in dem erneuten Entfachen des Nahostkonflikts als naiver Traum.

Untergangsstimmung bei jungen Menschen

Und die Digitalisierung bot uns viele Chancen, doch je länger, je mehr merken wir, wie es die Menschen entwurzelte und wie es die Gesellschaft aus den Fugen reissen könnte. Gemäss der Universität Zürich leben Kinder und Jugendliche «seit 10 Jahren in einer Dauerkrise». An der psychischen Überbelastung haben soziale Medien und deren Suchtpotential eine massgebende Rolle, viele junge Menschen fühlen sich einsam.

Und statt, dass in der Herkulesaufgabe des Klimawandels Hoffnung und zukunftsfähige Lösungen vermittelt werden, kommt bei der Jugend eine Untergangsstimmung an. Dies führt einige Mitbürger dazu, sich auf die Strasse zu kleben und der Meinung zu sein, dass ihr Zweck, nämlich «die Welt retten zu wollen», ihre Mittel heiligt.

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Aktivisten von Renovate Switzerland blockieren eine Autobahnausfahrt nahe Lausanne. - Renovate Switzerland

In vielen Medienhäusern, und besonders auch in den sozialen Medien, wurde ausserdem zu viel Platz durch nicht zielführende Diskussionen über das Gendern oder allgemein darüber, was denn nun in dem immer enger werdenden Tunnel der politischen Korrektheit noch akzeptabel ist, eingenommen. Es scheint manchmal wie eine verspätete Pointe der 1968er-Bewegung.

Spaltende Ideologie nicht zielführend

Doch freie Schweizer lassen sich nicht vorschreiben, was sie zu sagen haben. Die Vernunft allein muss walten. Rechte missbrauchen inzwischen die «Cancel Culture» selbst als Waffe und so nimmt die Polarisierung der Eidgenossenschaft zu. Dieser Kulturkampf spaltet.

Wir brauchen keine Ideologie, die in Gruppen spaltet, keine Empörungskultur und auch keine Opferkultur. Wir brauchen keinen Angriff auf Bewährtes, keine Experimente, sondern eine Besinnung darauf, was uns eigentlich stark macht. Unsere Gesellschaft sollte der Verzweiflung und der Dekadenz der Moderne eine Absage erteilen.

Für eine Politik aus der Mitte der Gesellschaft

Es ist an der Zeit, einen neuen Zusammenhalt, einen neuen Patriotismus zu pflegen. Wählen wir Politiker, die unsere Werte und Traditionen respektieren, und diese nicht missbrauchen. Wir müssen Verantwortung übernehmen die Themen zu lösen, welche der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger unter den Nägeln brennen. Die hohe Prämienbelastung, die Verschuldung der Altersvorsorge, den Umweltschutz und die Einwanderungsfrage.

Entlasten wir Familien, denn sie sind der Grundstein der Gesellschaft. Lasst uns Vätern und Müttern Dankbarkeit zeigen für die Erziehung der zukünftigen Generation. Machen wir eine volksnahe Politik für eine möglichst grosse Mehrheit der Bevölkerung, eine Politik aus der Mitte der Gesellschaft. Denn sind nicht die, welche den besten Kompromiss finden, die wahren Patrioten?

Der «gutschweizerische Kompromiss» ist nicht am Ende, sorgen wir dafür, dass unser Erbe wieder eine Blütezeit erlebt.

Zum Autor: David Berner ist Jungpolitiker. Er ist Präsident der Jungen Mitte Emmental-Oberaargau sowie Nationalratskandidat im Kanton Bern.

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