Lukas Eberle, Die Mitte, erklärt im Interview weshalb Umweltschutz weder ein «linkes» noch «grünes» Thema ist und wie Baden von den Klimazielen profitiert.
Die Mitte Baden
Lukas Eberle, Einwohnerrat Die Mitte Baden. - Die Mitte Baden
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Einwohnerrat Baden stimmt über verschäfte Klimaziele ab: Netto-Null bis 2050.
  • Die Mitte Baden stimmt dem Konzept zu: Höher gesteckte Ziele sind der richtiger Weg.

Am 31. Mai 2022 und 1. Juni 2022 bespricht der Einwohnerrat Baden die revidierten Ziele des Energiekonzepts 2022 – 2031. Das Konzept bildet eine wichtige Grundlage für die Klima- und Energiepolitik der Stadt.

In der Interviewreihe «Meinungen zum Energiekonzept der Stadt Baden» spricht Nau.ch mit Mitgliedern es Einwohnerrates.

Neben Corinne Schmidlin (Grüne), Adrian Gräub (SVP), Daniela Soltermann (SP) und Fritz Bosshardt (team baden) stellt sich auch Lukas Eberle, Einwohnerrat Die Mitte Baden, den Fragen.

Nau.ch: Was werden die Argumente Ihrer Fraktion für dieses Geschäft sein und warum stimmen Sie dafür?

Lukas Eberle: Die Mitte trägt das Geschäft mit. Wir wollen, dass kommende Generationen zumindest dieselben Möglichkeiten wie die aktuelle Bevölkerung haben.

Vor dem Hintergrund der sich schnell verschärfenden Klimakrise begrüssen wir daher die Tatsache sehr, dass die Stadt Baden ihre Umweltziele höherstecken will.

Auch dass die Stadt bei der Verringerung von Treibhausgasemissionen eine Vorreiterrolle einnimmt und bis in 18 Jahren Netto-Null erreichen will, ist ein sehr wertvolles Signal.

Die Unterziele empfinden wir zum Teil als eindeutig zu schwammig, sie stehen im Einwohnerrat aktuell aber nicht zur Diskussion.

Wichtig ist nun, dass wir substanzielle, zielführende Massnahmen definieren und umsetzen und die Auswirkungen für die Badener Bevölkerung darlegen und diskutieren

Nau.ch: Was sind die Vorteile für die Badener Bevölkerung?

Lukas Eberle: Die Badener Bevölkerung profitiert von der angepassten Zielsetzung dahingehend, dass unsere Umwelt schneller und stärker geschont wird und die Erreichung von Netto-Null bis 2050 realistisch bleibt.

Nau.ch: Was sind alternative Lösungsvorschläge?

Lukas Eberle: Wir müssen unser Konsumverhalten anpassen. Wie lange akzeptieren wir die Verbrennung von fossilen Brennstoffen in unseren Heizungen und Autos noch?

Auch ich versuche mich nach Kräften anzupassen und hoffe, dass wir als Gesellschaft die Umstellung aus eigenem Antrieb zufriedenstellend schaffen.

Insbesondere in den Städten können wir mit nachhaltigen Verkehrsmitteln schnell und viel zur Energiewende beitragen.

Versuchst du auch dein Konsumverhalten anzupassen?

Wir alle lernen auf diesem Weg. So hat Baden hoffentlich, wenn auch schmerzlich, gelernt, dass wichtige Zugsverbindungen keine Selbstverständlichkeit sind und man sich stärker dafür einsetzen muss (Beispiel Direktverbindung per Zug nach Bern).

Darüber hinaus dürfen wir in der Diskussion um fossile Brennstoffe nie vergessen: Grosse Teile unserer Ausgaben für fossile Brennstoffe gehen in die Taschen von Organisationen, deren Werte wir nicht teilen.

Nau.ch: Was ist Ihr persönlicher Bezug zum Thema?

Lukas Eberle: Ich bin sehr ländlich in der vielleicht schönsten Gemeinde im Surbtal und mit Bezug zur Landwirtschaft aufgewachsen. Mir fielen als Kind immer wieder schön wachsende Mais- oder Weizenfelder auf, reich behangene Kirschbäume oder fette Wiesen.

Doch es gab immer auch wieder Jahre in denen gewisse Kulturen kaum wuchsen – zu nass, zu trocken, zu kalt, zu heiss, andere Biofaktoren.

Diese Eindrücke haben mich früh gelernt, wie empfindlich unsere Umwelt kurzfristig ist, auch wenn sie sich mittelfristig immer gut zu erholen scheint.

Ich bin überzeugt, dass wir uns mit den unüberlegten Abgasemissionen in unsere Atemluft selbst ins Bein schiessen.

Nau.ch: Haben Sie noch weitere Anmerkungen?

Lukas Eberle: 1984, und damit ein Jahr bevor der nationale Umweltartikel umgesetzt wurde, stellte der damalige Badener CVP-Ständerat Dr. Julius Binder fest: «Umweltschutz ist eine erstrangige Staatsaufgabe. [...] Wir brauchen ein umfassendes Umweltschutzprogramm, das national und international alle nur möglichen Massnahmen vorsieht, die geeignet sind, den kommenden Generationen eine gesunde Umwelt zu erhalten».

Seine Aussagen haben nach meiner Ansicht auch 38 Jahre später ihre volle Gültigkeit nicht verloren.

Umweltschutz ist weder ein sogenannt «linkes» noch «grünes» Thema, sondern ein Thema der Vernunft und des Anstandes gegenüber kommenden Generationen. Unsere Kinder dürfen von uns erwarten, dass wir sie nicht auf einen abgesägten Ast setzen.

Zur Person

Lukas Eberle ist 36 Jahre alt, Einwohnerrat, ehemaliges Mitglied der Strategiekommission und Dr. sc. ETH Zürich im Bereich ressourcenschonender Herstellung von Medikamenten.

Nebenberuflich ist er Verwaltungsrat des e-Mobility-Anbieters YADEA Schweiz. Er wohnt in Baden und freut sich auf die anstehende Geburt seines zweiten Kindes.

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