Fehlende Unterstützung in der Pflege, Digitalisierung und mehr. Sam Dabis, Vorstandsmitglied der SP Aarau, schreibt über die Auswirkungen der Coronakrise.
Sam Dabis SP Aarau
Sam Dabis, Vorstandsmitglied der SP Stadt Aarau. - z.V.g.
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Auch wenn die letzten eineinhalb Jahre niemandem Freude bereitet haben, so ist die anhaltende Coronakrise wohl das prägendste Ereignis des 21. Jahrhunderts. Uns allen wurde viel abverlangt; jede und jeder musste verzichten, auf Glücksmomente, auf Ferien, auf Freundestreffen.

Dank neuer Erkenntnisse und Impfstoffen lässt sich die Wahrscheinlichkeit eines Todesfalls massiv reduzieren. Die Vergangenheit ist geschehen und mittlerweile können wir uns einen Blick in die Zukunft erlauben. Doch wo ständen wir, würden wir nicht aus der Vergangenheit lernen?

Denn auch wenn wir nicht verhindern können, dass in Zukunft eine andere Krankheit uns ihr grausames Gesicht zeigt, ist es auf jeden Fall möglich, in Zukunft Schmerzen zu lindern, Stabilität zu sichern und eine angenehme Lebensweise zu ermöglichen.

Anfang 2020 stellte sich unserer Politik und Gesellschaft eine nie dagewesene Situation, schwierige Entscheide mussten nach Ermessen gefällt werden. Doch in Zukunft müssen wir vorbereitet sein, denn eine solch chaotische Zeit möchte wohl niemand wieder erleben.

Spital
Pflegepersonal in einem Spital. Ihnen will Andreas Gabalier eine Freude machen. (Symbolbild) - Keystone

Warum wird Pflegepersonal nur mit Applaus belohnt?

Die Schweizer Spitäler waren am Anschlag, es gab kaum Material, zu wenig Personal stand zur Verfügung und finanzielle Mittel waren ebenfalls knapp. Sparmassnahmen, Kostendruck und Privatisierungen von Spitälern führten dazu, dass die Institutionen, welche unsere Gesundheit garantieren sollten, schlecht aufgestellt sind.

Wieso wird denn in einem Bereich gespart und abgebaut, welcher unser aller Gesundheit dient? Ist das denn menschlich, andere Mitmenschen unnötig leiden zu lassen? Wie ist es zu rechtfertigen, dass Pflegepersonal nur mit Applaus belohnt wird, während Banker und Konzernleiter, nicht im Geringsten an der Rettung einer einzigen Seele beteiligt, mit Dividendenausschüttungen belohnt werden, trotz fehlendem Geldmangel in der jeweiligen Branche?

Es sind nicht Grossinvestoren, nicht die Spekulanten, nicht die Banker, nicht die Verwaltungsräte, die sich als Systemrelevant erwiesen haben und Unterstützung verdienen. Es sind das Spitalpersonal, die Müllabfuhr, die Technikerinnen, die unsere Gesellschaft vor dem Abgrund bewahrt haben. Was für eine Ironie, dass gerade jene Bereiche schlecht aufgestellt sind, unterbezahlt werden und kaum Unterstützung geniessen.

Homeoffice Coronavirus
Wegen des Coronavirus gilt in der Schweiz wieder eine Homeoffice-Pflicht. - DPA

Digitalisierung weiter ausschöpfen

Sämtliche Schulen mussten schliessen, das Büro verwandelte sich ins Homeoffice. Innert Kürze wurden Lösungen benötigt, um riesige Datenmengen zu verarbeiten. Die Welt bewegt sich immer weiter in Richtung Digitalisierung.

Die Etablierung einer Tracing- und einer Zertifizierungs-Applikation gingen nur schleppend voran. Die digitale Struktur der Schweiz ist offensichtlich nicht makellos.

Der Nutzen der Digitalisierung muss weiter ausgeschöpft werden, um in eben solchen Krisen ein verlässliches und hilfreiches Koordinations- und Kommunikationsmittel zu haben. Es kann nicht sein, dass im 21. Jahrhundert solch wichtige Daten per Fax gesammelt werden, gerade wenn Schnelligkeit, Effizienz und Korrektheit der Daten grundlegend ist.

Gerade für die Bildung der jüngeren Generationen war es dramatisch, dass keine funktionierende Infrastruktur vorhanden war. Es ist nicht abzustreiten, dass die Digitalisierung gewisse Risiken birgt, doch der Nutzen darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Mithilfe staatlicher Infrastruktur können auch im digitalen Bereich Gefahren gemindert und sogar gebannt werden.

Corona
«Wir als Gesellschaft haben die Mittel, allen zu helfen», sagt Sam Dabis. - Pixabay

Coronakrise ist noch nicht ausgestanden

Ohne Zusammenarbeit und Solidarität wären wir heute nicht da, wo wir sind. Während in anderen Industrieländern Schlangen vor Lebensmittelgeschäften und Aufstände zu beobachten waren, sind wir solidarisch zusammengestanden und konnten solche Bilder verhindern. Niemals wäre dies möglich gewesen ohne einen funktionierenden Sozialstaat.

Während tausende nicht arbeiten konnten, hat sich unsere Gesellschaft gemeinsam um jene gekümmert, die plötzlich ohne Arbeit dastanden. Denn genau für solche Situationen ist der Staat, im Auftrag der Gesellschaft, da. Wie es in der Präambel der Bundesverfassung so schön heisst: «Dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen».

Wenn es auch den Schwächsten, den Ärmsten, den Hilflosesten gut geht, so wird es uns als Gesellschaft gut gehen. Wie können wir dies erreichen? Steuergeschenke für Reiche und Grossunternehmen werden dabei bestimmt nicht helfen. Ein starker Sozialstaat, welcher allen hilft, ist hier die Lösung, sowie der Staat während der Coronakrise unzähligen die Lebensgrundlage gerettet hat.

Vor und auch nach der Coronakrise befinden sich zu viele Familien und Individuen in einer unverschuldeten Notlage. Wir als Gesellschaft haben die Mittel, allen zu helfen. Dennoch werden viele, die sich in Not befindenden, im Regen stehen gelassen. Wie ist das zu rechtfertigen?

Die Coronakrise ist noch nicht ausgestanden, die Zukunft scheint nicht so gewiss wie noch zwei Jahre zuvor. Doch auch wenn wir eine schreckliche Zeit zu meistern hatten, so sollten wir die Zukunft stets vor Augen haben. Noch können wir steuern, wie diese aussehen soll. Nun gilt es, das Gelernte umzusetzen und die Zukunft so zu gestalten, damit wir alle glücklich leben können.

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