Kryptowährungen stehen wegen ihres massiven Energieverbrauchs und ihres grossen CO2-Fussabdrucks seit Jahren in der Kritik. Mitten in den Turbulenzen am Kryptomarkt bereitet sich die Ethereum-Blockchain nun auf die Abkehr vom umweltschädlichen «Krypto-Mining» vor. Ab dem Herbst soll sie noch einen Bruchteil des Stromverbrauchs benötigen.
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Die Kryptowährung Ethereum. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Ethereum-Netzwerk mit der nach Marktkapitalisierung zweitgrössten Kryptowährung Ether ist derzeit hinter dem Bitcoin auch der zweitgrösste Energieverbraucher im Kryptobereich.

Gemäss Schätzung der krypto-kritischen Webseite «Digiconomist» soll Ethereum jährlich mehr als 50 TWh an Elektrizität verbrauchen, vergleichbar mit dem Verbrauch eines Landes wie Rumänien. Der Stromverbrauch von Bitcoin ist mit fast 130 TWh allerdings noch einmal mehr als doppelt so hoch.

Grund für den massiven Energieverbrauch der beiden Kryptowährungen ist das sogenannte «Proof-of-Work»-Verfahren (PoW). Dabei gewährleisten «Krypto-Miner» rund um die Welt mittels äussert aufwändiger kryptographischer Berechnungen die Sicherheit und Unveränderlichkeit der jeweiligen Blockchain.

Umstellen will Ethereum nun auf das sogenannte «Proof-of-Stake» (PoS)-Verfahren, das sich als wichtigste Alternative zu PoW etabliert hat. Mit der Umstellung könnte der Ethereum Energieverbrauch um bis zu 99,95 Prozent sinken, sagt Marcus Dapp, Forschungsleiter beim Zuger Kryptodienstleister Bitcoin Suisse.

Im «PoS»-Verfahren wird die Sicherheit der Blockchain nicht von «Minern» sondern von Validatoren mit einem finanziellen Einsatz («Stake») im Netzwerk garantiert. Es wird heute in diversen Varianten von zahlreichen Blockchains angewendet, darunter von den Ethereum-Konkurrenten Solana und Cardano oder der BNB-Blockchain von Binance.

PoS ist aber auch umstritten: Vor allem Bitcoin-Befürworter lehnen das Verfahren vehement ab. Sie sehen die Gefahr, dass sehr finanzstarke Teilnehmer die Blockchain manipulieren könnten.

Anfang Juni hat Ethereum nun das PoS-Verfahren auf einem ersten Testnetz eingeführt - dies ohne grössere Probleme. Der zweite von drei geplanten Testnetz-Versuchen erfolgt in diesen Tagen. Aufgrund der Fortschritte erwarten die meisten Beobachter nun die definitive Umstellung im Zeitraum von August bis Oktober 2022.

Ohne Risiken ist der Wechsel nicht. Denn auf der Ethereum-Blockchain basieren viele teils milliardenschwere Anwendungen. Und die verlassen sich auf das Funktionieren der Blockchain rund um die Uhr: Dazu gehören grosse «Decentralised Finance» (DeFi)-Plattformen, «Stablecoins» und die im vergangenen Jahr boomenden «Non Fungible Tokens» (NFT).

Mehrere Beobachter haben den Wechsel des Verfahrens mitten im Betrieb mit dem Austausch von Flugzeugtriebwerken während dem Flug verglichen. Bitcoin-Suisse-Experte Dapp gibt sich aber eher gelassen: Könnte das Unterfangen aufgrund unvorhergesehener Probleme nicht im ersten Anlauf realisiert werden kann, würden Entwickler Lösungen finden, um einen erneuten Versuch zu starten, meint er. «Die Machbarkeit wurde bereits mehrfach in zurückliegenden Tests validiert.»

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