WEF: Christine Lagarde als nächste Leiterin umworben
Klaus Schwab macht beim WEF nach einem halben Jahrhundert Schluss. Die Suche nach dem Nachfolger läuft. Eine Spur führt zu EZB-Präsidentin Christine Lagarde.

Nach dem plötzlichen Rückzug von Klaus Schwab steht das Weltwirtschaftsforum (WEF) vor einer entscheidenden Weichenstellung. Schwab hatte die Organisation über fünfzig Jahre geführt und war für seine Rolle als Gründer und prägende Figur bekannt.
Der Vorstand des WEF sieht Christine Lagarde als Favoritin für die Nachfolge. Doch ihre aktuelle Verpflichtung als Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) erschwert eine schnelle Entscheidung.
Lagarde hat bereits angekündigt, ihre Amtszeit bei der EZB bis 2027 voll auszuschöpfen. Das macht die Suche nach einer Übergangslösung notwendig.
Schwabs Abschied und interne Konflikte
Klaus Schwab hatte seinen Rückzug ursprünglich für 2027 geplant, doch interne Konflikte und Vorwürfe beschleunigten seinen Abschied. Im Mai 2024 gab er bekannt, sich aus der aktiven Führung zurückzuziehen.

Ein anonymer Brief mit Vorwürfen des finanziellen Fehlverhaltens führte zu einer internen Untersuchung, wie «wort.lu» berichtet. Schwab wies alle Anschuldigungen zurück und betonte stets seine hohen ethischen Standards.
Letztlich führte der Druck des Vorstands dazu, dass Schwab seinen Rücktritt erklärte. Die Organisation steht nun vor der Aufgabe, das Erbe Schwabs zu bewahren und gleichzeitig die notwendigen Veränderungen einzuleiten.
Lagarde als künftige Chefin des WEF?
Christine Lagarde bringt eine beeindruckende Karriere als Juristin, ehemalige französische Finanzministerin und frühere Chefin des Internationalen Währungsfonds mit. Seit 2019 steht sie an der Spitze der EZB und hat sich als erste Frau in mehreren Spitzenpositionen bewährt.
Ihr internationales Renommee und ihre Erfahrung im Umgang mit komplexen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen machen sie zur idealen Kandidatin. Dennoch stellt sich die Frage, wie sie die Erwartungen an Reformen und Transparenz innerhalb der Organisation erfüllen könnte.

Die neue Leitung muss zudem sicherstellen, dass das jährliche Treffen in Davos weiterhin ein Magnet für die globale Elite bleibt. Gleichzeitig gilt es, das Forum für die Zukunft zu rüsten und die Kritik an alten Strukturen zu adressieren.
Der Übergangsprozess und weitere Kandidaten
Bis zur endgültigen Entscheidung führt laut «Institutional Money» der ehemalige Nestlé-Chef Peter Brabeck-Letmathe das WEF interimistisch. Im Vorstand sitzen neben Lagarde auch Persönlichkeiten wie Larry Fink von BlackRock und IWF-Chefin Kristalina Georgieva.
Es gibt Überlegungen, Philipp Hildebrand von BlackRock in den Vorstand zu holen, um die Schweizer Interessen im Forum zu wahren. Die Schweizer Regierung befürchtet, dass Schwabs Rückzug die enge Bindung des WEF an die Schweiz lockern könnte.
Sprecher des WEF und der EZB haben sich bislang nicht zu den Spekulationen geäussert. Die Suche nach einer geeigneten Führungspersönlichkeit bleibt somit eine der grössten Herausforderungen der nächsten Monate.