Was bedeutet der Beschattungs-Skandal für die Credit Suisse?
Der Skandal um die Beschattungen von CS-Mitarbeitern wirft ein dunkles Licht auf die Grossbank. Dies könnte schwerwiegende Folgen haben, so der Experte.
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Das Wichtigste in Kürze
- Die Credit Suisse hat zugegeben, dass Mitarbeiter ausspioniert worden sind.
- Der Experte glaubt, dass dies international für einen Reputationsschaden sorgt.
- Besonders potenzielle Manager könnten von der Bank abgeneigt sein.
Die Credit Suisse steckt im Beschattungs-Sumpf. Mindestens zwei ehemalige Mitarbeiter der Grossbank wurden durch Privatdetektive ausspioniert. Das hat heute die Bank in einer Mitteilung bestätigt.
Gemäss Communiqué wussten jedoch weder CS-Chef Tidjane Thiam, noch der Verwaltungsrat der Grossbank über die Beschattungen von Mitarbeitenden Bescheid. Schuldig ist allein die ehemalige Nummer zwei hinter Thiam, Pierre-Olivier Bouée. Dies jedenfalls suggeriert die Mitteilung, die auf einem neuen Untersuchungsbericht beruht, den die Bank zusammen mit der Anwaltskanzlei Homburger erstellt hat.

Sowohl Thiam als auch Verwaltungsratspräsident Urs Rohner scheinen sich aus der Verantwortung zu ziehen. Doch was bedeutet die ganze Beschattungs-Geschichte für die Grossbank?
Reputationsschaden könnte «stark und andauernd» sein
Für Bankenexperte Peter V. Kunz ist klar: Eine weitere Beschattungs-Affäre wäre für die Bank fatal. «Die Finanzmarktaufsichtsbehörde FINMA hat nun behördliche Schritte eingeleitet und einen unabhängigen Prüfungsbeauftragten bei der CS eingesetzt.»
Sollten in diesem Zusammenhang grössere aufsichtsrechtliche Verfehlungen entdeckt werden, «leidet die Reputation stark und andauernd», erklärt der Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern.

Kunz sieht aber nicht nur einen Reputationsschaden bei Kunden, Investoren und den Medien, sondern «insbesondere auch bei künftigen Managern der CS».
Die Bank befände sich beim Spitzenpersonal in einem «War for Talent» – einem Krieg um Wirtschaftstalente. Die Thematik werde darum durch die internationale Wirtschaftspresse genau beobachtet und kommentiert.
Klar sei, dass Geld alleine nicht mehr ausreiche, um Toppersonal zur Bank zu bringen: «Weshalb sollte ein internationaler Top-Banker also in die Schweiz kommen, wenn er befürchten muss, dass sein Arbeitgeber ihn allenfalls ausspioniert?», wirft Kunz in den Raum.
Experte fordert Veröffentlichung des Untersuchungsberichts
Um das Vertrauen beim Publikum und den Medien wieder zu erreichen, reiche die kurze Pressemitteilung von Montagmorgen sicherlich nicht aus, meint Kunz weiter. Er erwarte nun, dass der jüngste Untersuchungsbericht der Anwälte der CS publiziert werde.
Denn: «Die Anwälte der Bank sind nicht unabhängig und nur eine Publikation des Berichts erlaubt eine Aussage dazu, wie seriös diese zweite ‹Untersuchung› war.»