Wie Greensill die Credit Suisse erschütterte
Drei neue Prüfungsberichte offenbaren neue Details zum Greensill-Skandal.

Lex Greensill galt als Star der Finanzwelt. Seine Firma versprach nämlich Unternehmen schnelle Liquidität und Investoren sichere Renditen.
Die Credit Suisse (CS) legte deshalb ihren vermögenden Kunden Greensill-Fonds ins Depot. Insgesamt flossen dabei 10 Milliarden Dollar in diese Produkte.
2021 kollabierte jedoch das Imperium. Das Vertrauen der reichsten CS-Kunden war dadurch zerstört, wie «Tagesanzeiger» berichtet.
Massive Kontrollversäumnisse bei der CS
Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma deckte in einem 92-seitigen Bericht gravierende Versäumnisse auf.
Das Asset-Management der CS ignorierte wiederholt Kontrollmechanismen bei den Greensill-Fonds.

Führungskräfte drückten beide Augen zu. Niemand übernahm Verantwortung für die riskanten Geschäfte.
Untersuchungsakten offenbaren haarsträubende Details
Über 700 Seiten Untersuchungsakten gelangten zudem vor kurzem an die Öffentlichkeit.
Zwei Berichte der Kanzlei Wenger Plattner und ein Finma-Bericht zeigen, wie einfach Lex Greensill sein fragiles Finanzkonstrukt aufrechterhalten konnte.
Die CS sammelte Kundengelder in Fonds, die laut «Tagesanzeiger» als praktisch risikolos galten. Doch Greensill erfand immer riskantere Produkte, etwa Kredite auf künftige Verkäufe – sogenannte «Future Receivables».
Kunden wurden über Risiken im Unklaren gelassen
Die CS-Kundenberater profitierten von internen Prämien beim Verkauf der Fonds.
Sie informierten die Kunden jedoch nicht ausreichend über die Risiken, besonders bei den «Future Receivables».
In den offiziellen Prospekten fehlten Hinweise auf diese Gefahren. Interne Revisionen warnten mehrfach vor erheblichen Risiken. Doch das Management ignorierte diese Warnungen.
Fehlerhafte Due Diligence und lasche Kontrolle
Die CS hätte die Geschäftsbeziehung mit Greensill sorgfältig prüfen müssen. Die durchgeführte Due Diligence war jedoch oberflächlich.
Widersprüchliche Angaben wurden zudem nicht hinterfragt. Hinweise auf ausgefallene Schuldner und laufende Zivilprozesse bei Greensill blieben ebenfalls unbeachtet.
Die Prüfer kritisierten, dass wichtige Kontrollgremien oft gar nicht vollständig besetzt waren.
Greensill setzte sich über Vereinbarungen hinweg
Schon kurz nach Lancierung der Fonds im Jahr 2017 gab es interne Warnungen und Whistleblower zweifelten an Greensill als Partner. Doch trotzdem hielt die CS an der Zusammenarbeit fest.
Erst 2019 wurde das Risiko für die Bank dann offensichtlich, doch niemand wollte Verantwortung übernehmen. Selbst als die CS versuchte, das Risiko zu begrenzen, hielt sich Greensill nicht an Absprachen.

Die Finma stellte fest, dass Greensill wiederholt Vereinbarungen brach. Trotzdem übte er weiter Druck auf die CS aus, noch mehr riskante Forderungen zu kaufen.
Das Asset-Management als Schwachstelle
Laut Untersuchungsberichten war das Asset-Management der CS besonders anfällig für Kontrollversagen. Die Fonds wuchsen rasant, ohne dass Risiken ausreichend geprüft wurden.
Experten sehen im Greensill-Skandal ein Lehrstück für mangelnde Bankenaufsicht und fehlende Verantwortungsübernahme. Der Fall Greensill beschäftigt weiterhin Gerichte und Aufsichtsbehörden.
Die Credit Suisse steht unter Druck, aus den Fehlern zu lernen und die internen Kontrollmechanismen zu stärken. Die Folgen für die betroffenen Kunden und die Reputation der Bank sind gravierend, wie «Tagesanzeiger» berichtet.