80 Prozent der Schweizer Unternehmen erlitt wegen der Corona-Krise im Jahr 2020 einen Umsatzrückgang. Die meisten übertrafen allerdings die Erwartungen.
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Die Wirtschaft werde gemäss Economiesuisse im kommenden Jahr gefordert sein. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweizer Unternehmen haben 2020 rund 80 Prozent weniger umgesetzt.
  • Beim Gewinn sieht die Lage besser aus: Knapp 25 Prozent verbuchten einen Rückgang.
  • Vielen Firmen schnitten dennoch besser ab als von der Finanzgemeinde erwartet.

Die Berichtsaison für 2020 ist nahezu abgeschlossen und die überraschende Bilanz lautet: Die Schweizer Unternehmen haben zwar mehrheitlich weniger umgesetzt und auch der Gewinn ging bei der Mehrzahl zurück. Dennoch ist es vielen Konzernen gelungen, gerade unter dem Strich besser abzuschneiden als von der Finanzgemeinde erwartet.

Wie stark die Schweizer Unternehmen am Ende unter der Pandemie gelitten haben, zeigt die Berichtssaison 2020: Von etwa 100 Unternehmen haben 80 Prozent einen Umsatzrückgang für das Geschäftsjahr 2020 verbucht. Dies zeigt eine Auswertung der Jahresergebnisse von rund 100 meist börsenkotierten Firmen durch die Nachrichtenagentur AWP. Im Schnitt sackten die Einnahmen um 20 Prozent ab.

Gewinne gingen weniger stark zurück

Bei einigen Unternehmen, die die Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie besonders stark traf, brachen die Einnahmen gar um mehr als 70 Prozent ein. Andere Unternehmen dagegen profitierten, so etwa der Sensorenhersteller Sensirion, dessen Gas-Durchfluss-Messsensoren unter anderem in Beatmungsgeräten verwendet werden. Die Umsätze von Sensirion stiegen denn auch um knapp 50 Prozent.

Weniger stark sind dagegen die Gewinne zurückgegangen. Nicht zuletzt dank Kosteneinsparungen ist es vielen Unternehmen hier gelungen, das Schlimmste zu vermeiden. So haben knapp 4 von 10 Unternehmen einen Gewinnrückgang verbucht, und 1 von 10 Unternehmen ist gar in die Verlustzone gerutscht. Auf der anderen Seite konnten aber auch 4 von 10 Unternehmen ihren Gewinn steigern.

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Coronavirus: Müssen sich die Gastro-Betriebe wieder auf Flaute an Weihnachten einstellen? - Keystone

Die Mehrzahl der Schweizer Unternehmen hat im Rahmen der Analystenerwartungen abgeschnitten. Auch hier wiederholt sich das Bild, dass mehr Unternehmen bei der Gewinnentwicklung positiv überrascht haben als bei der Umsatzentwicklung. Dies zeigt eine weitere Auswertung der Nachrichtenagentur AWP mit knapp 80 börsenkotierten Unternehmen.

Während 55 Prozent der Unternehmen mit ihrem Umsatz den AWP-Konsens übertrafen, waren es beim operativen Gewinn 86 Prozent und beim Reingewinn immerhin 76 Prozent.

Pharmaunternehmen konnten nur «sehr selektiv» von Krise proftieren

Das Aktienjahr 2020 war für Schweizer Unternehmen von zwei grossen Bewegungen geprägt: «Anfänglich profitierten sie im Vergleich zu europäischen und globalen Aktien von ihrer sehr defensiven Ausrichtung und dem hohen Pharma-Anteil», so von Rotberg. «Als sich jedoch herausstellte, dass Pharmaunternehmen nur sehr selektiv von Covid profitieren können und auch die Verluste versicherungsseitig recht hoch ausfallen würden, wendete sich die steile Outperformance in eine deutliche Underperformance.»

Das belegen auch die AWP-Daten. Sowohl beim Umsatz als auch bei der operativen Gewinnentwicklung stellt Roche den grössten negativen Ausreisser dar. In beiden Fällen schnitt der Konzern klar schlechter als erwartet ab. Die anderen beiden Schwergewichte Nestlé und Novartis sind ebenfalls auf den hinteren Plätzen anzutreffen.

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Die Roche ist das grösste Familienunternehmen in der Schweiz. (Archivbild) - Keystone

Die Finanzbranche hat laut Stratege von Rotberg ebenfalls ein Gefälle zwischen dem ersten und zweiten Halbjahr gesehen. Während die Swiss Re im zweiten Halbjahr ihre Situation zwar verbessern konnte, «schaffte die Zurich im zweiten Halbjahr sogar die Kehrtwende, nachdem das operative Einkommen in der ersten Jahreshälfte wegen Covid-19 um 40 Prozent gefallen war.» Swiss Life war generell weniger stark betroffen. «Zuletzt haben sich auch die Banken im vierten Quartal deutlich erholt, aufgrund steigender Zinsen und der Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds.»

Trotz der Erholung Richtung Jahresende 2020, sind die Unternehmen beim Blick nach vorne nicht euphorisch. Entsprechend blieben «die Ausblicke der meisten Unternehmen aufgrund des ungewissen Verlaufs der Coronapandemie vorsichtig», kommentiert Schneider von der GKB.

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