Sunrise UPC stellt sich hinter die Glasfaser-Ausbaupläne der Swisscom. Der Chef des zweitgrössten Schweizer Telekomkonzerns kritisiert die Weko.
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Das Logo der Wettbewerbskommission WEKO (Archivbild). - sda - KEYSTONE/PETER KLAUNZER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Swisscom blitzte mit ihrem Rekurs im Glasfaser-Streit vor Gericht ab.
  • Jetzt stellt sich Sunrise UPC hinter die Konkurrenz.
  • Konzernchef André Krause kritisiert die Wettbewerbskommission.

Sunrise UPC stellt sich hinter die Glasfaser-Ausbaupläne der Swisscom. Der Chef des zweitgrössten Schweizer Telekomkonzerns kritisiert die Weko, welche die Netzerweiterung der Swisscom nach dem Einfasermodell gestoppt hat.

Damit schlagen sich mit Sunrise UPC und Salt die beiden grössten Konkurrenten auf die Seite des «Blauen Riesen» gegen die Wettbewerbshüter, die eigentlich die Konkurrenten der Swisscom vor Wettbewerbsverstössen der Ex-Monopolistin beschützen wollen.

Deutlich höhere Kosten

Das von der Swisscom gewählte Ausbaumodell mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht vor den Häusern sei für die dünner besiedelten Gebiete der Schweiz ökonomisch gesehen die richtige Netzarchitektur, sagt Sunrise UPC-Chef André Krause im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Es helfe niemandem, wenn die Swisscom bei ihrem Glasfasernetzausbau auf ein Vierfasermodell umsteige. Dies treibe nur die Kosten deutlich in die Höhe und verlängere den Ausbau der ultraschnellen Datenleitungen markant, sagt Krause und stösst damit ins selbe Horn wie unlängst Salt.

Die Swisscom will bekanntlich die Zahl der Glasfaseranschlüsse bis 2025 von einem Drittel der Haushalte und Geschäfte auf rund 60 Prozent erhöhen. Dabei legt sie nur noch eine Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht, was wesentlich billiger und schneller sei als das bisherige Ausbaumodell mit vier Fasern.

Dagegen hatte der Telekomanbieter Init7 vor der Eidgenössischen Wettbewerbskommission (Weko) geklagt, da Swisscom den Wettbewerb dadurch verunmögliche. In der Folge erliess die Weko vorsorgliche Massnahmen gegen die Swisscom, womit der weitere Ausbau mit dem Einfasermodell gestoppt ist.

Zeit und Geld

Einen Rekurs der Swisscom gegen die Weko hatte das Bundesverwaltungsgericht Anfang Oktober abgewiesen. Auch vor Bundesgericht blitzte die Swisscom Anfang Woche ab.

Wenn die Swisscom jetzt zum Vierfasermodell übergehe, müsste sie mehrere Leitungen bis zu den Quartierkästen legen, die sie heute schon mit Glasfaser erschlossen habe, sagte Krause: Vielleicht müsse die Swisscom dafür auch noch die Strassen aufreissen, wenn es keinen Platz für die zusätzlichen Leitungen in den Kabelschächten mehr gebe.

«Das kostet Zeit und Geld», sagte der Sunrise UPC-Chef. Damit werde das Weiterverbreitungsangebot der Swisscom (im Branchenjargon Wholesale) für die Konkurrenten teurer, welche die Glasfasern des grössten Schweizer Telekomkonzerns benutzen. Dafür müssten schliesslich die Endnutzer tiefer in die Tasche greifen. «Und für den Endkunden ist es von der Produktqualität her kein grosser Vorteil.»

Der einzige Vorteil sei, dass es ein durchgehendes Layer-1-Produkt gebe, sagt Krause. Bei einem Layer-1-Produkt stellen die Wettbewerber der Swisscom ihre eigenen technischen Anlagen in die Telefonzentralen der Swisscom. Damit können sie eigene Angebote lancieren, die sich von den Produkten der Marktführerin abheben.

Dies ist der Unterschied zum Wiederverkaufsangebot der Swisscom (Layer-3), wo die Konkurrenten nur die Vorleistungen des «Blauen Riesen» weiterverkaufen können und somit von ihm abhängig sind. Die Weko sieht darin einen Wettbewerbsverstoss durch die Monopolstellung der Swisscom.

Einfasermodell auf der ganzen Welt

Der Sunrise UPC-Chef übt dabei Kritik an den Wettbewerbshütern: Die Möglichkeit, dass eine Swisscom-Konkurrentin eigene Produkte lancieren könne, werde von der Weko wichtiger eingestuft als die möglichst schnelle Verbreitung von Glasfasern in der Schweiz.

Das Vierfasermodell der Vergangenheit werde von der Weko als Standard definiert. «Dabei kann man darüber streiten, ob es jemals eine Verständigung über einen Standard gab», sagt Krause. Damals, vor vielen Jahren, hätten allerdings die Swisscom und die E-Werke gemeinsam Glasfasernetze gebaut. Jetzt baue die Swisscom dagegen alleine. Dennoch beharre die Weko auf dem Vierfasermodell.

«Ich bin nicht glücklich mit dem Entscheid», sagt Krause. Ich hoffe, dass es auch eine Lösung für Punkt-zu-Multipunkt (also das Modell mit einer Zuleitung) geben wird, weil das starre Festhalten am Vierfasermodell die falsche Lösung für die Schweiz wäre«, sagt Krause. Denn das Einfasermodell werde in der ganzen Welt gebaut, ausser hierzulande.

Die Swisscom müsse sich jetzt mit der Weko einigen. Dazu müsse sie mit technischen Alternativen ein Weiterverkaufsangebot für die Konkurrenten vorlegen, das einem Layer-1-Angebot entspreche, sagt Krause.

Interferenzen in Mehrfamilienhäusern

Sunrise UPC selber werde durch den Weko-Entscheid nicht gebremst. Denn derzeit seien die Glasfaser-Ausbaupläne sistiert, weil man über das Kabelnetz Surfgeschwindigkeiten von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) bieten könne und keine Notwendigkeit für einen grösseren Ausbau sehe, sagt Krause: «Mehr als 1 Gbit/s braucht der Kunde eigentlich heute nicht nach unserer Einschätzung.»

Auf die Kritik im Festnetztest des Fachmagazins «Connect», dass bei Sunrise UPC bei Geschwindigkeiten bis zu 1 Gbit/s häufig weniger als 85 Prozent der versprochenen Leistung erreicht worden sei, sagt Krause: Das grösste Problem liege oft nicht an der Leitung, sondern am Wifi des Kunden zu Hause.

Gerade in Mehrfamilienhäusern gebe es oft Interferenzen zwischen den verschiedenen Wifi-Netzen. Deshalb bringe Sunrise UPC in den nächsten Wochen eine Wifi-Lösung, die die Leistung automatisch optimiere, sagt Krause.

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