Der SBB mangelt es an Lokführern. Deshalb zielt sie nun auf die Ü40-Altersgruppe ab und will Quereinsteiger mit einem Werbefilm und einer Kurzausbildung locken.
Schweizerische bundesbahnen
Das Warnsystem im Lokführerstand sollte den Lokführer eigentlich mit einer roten Lampe alarmieren, wenn die Notentriegelung betätigt wird. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der SBB fehlen bis 2025 über 1000 neue Lokführer.
  • Deshalb setzt die staatliche Eisenbahngesellschaft nun auf Quereinsteiger ab 40 Jahren.
  • Die neue Kampagne ist heute gestartet und soll potenzielle Interessenten mobilisieren.

Die SBB braucht Personal, täglich fehlen rund 30 Lokführer im Personenverkehr. Auch beim Nachwuchs sieht es schlecht aus: Die Bundesbahn rechnet bis im Jahr 2025 mit über 1000 unbesetzten Stellen.

Damit soll mit der neuen Kampagne nun Schluss sein. Die SBB hat mehrere Werbefilme gedreht, welcher anhand von Erfahrungsberichten einen Einblick in den Berufsalltag gibt. Und vor allem: Der vorwiegend Menschen ab 40 Jahren ansprechen soll. Die Kurzfilme sind seit Dienstagnachmittag aufgeschaltet.

Anhand verschiedener Quereinsteiger will die SBB über 40-Jährige ansprechen.

«Mit der Kampagne sollen auch veraltete Informationen und Annahmen korrigiert werden. So wie etwa Altersbegrenzung und technische Grundlehre als Voraussetzung», erklärt Mediensprecher Oli Dischoe.

SBB Personalmangel Ausbildung Lokführer
Vier von fünf Mitgliedern der Berner Stadtregierung reisten mit dem Zug zurück von Sizilien. - Keystone

Die Ausbildung dauert 14 bis 16 Monate und startet mehrmals jährlich an diversen Standorten. Auszubildende sind nebenbei bei der SBB angestellt und kriegen Lohn.

Setzt SBB auf das richtige Pferd?

Die Schweizerischen Bundesbahnen erwarten von ihren angehenden Lokführern unter anderem eine 3-jährige Berufslehre oder abgeschlossene Matura. Zudem gute Reaktionsfähigkeit und kein Problem mit Schichtbetrieb. Auch müssen sich die Bewerber einer psychologischen und medizinischen Tauglichkeitsprüfung unterziehen.

Doch wollen über 40-Jährige den Aufwand einer weiteren Ausbildung überhaupt auf sich nehmen? «Ja», meint Walo Fuchs, Geschäftsführer der Arbeitsvermittlung Universal-Job Bern.

«Die Arbeitsgruppe eignet sich geradezu hervorragend. Diese Leute haben sich im Beruf bewährt und wollen nochmals durchstarten. Auch die Familienplanung ist klar, was ihnen zusätzlich ermöglicht, eine neue Herausforderung zu leisten.»

Walo Fuchs Geschäftsführer Beratungsstelle
Walo Fuchs ist Geschäftsführer der Universal-Job AG - zVg

Das Problem sieht der Geschäftsführer eher im finanziellen Aspekt: «Genügend Menschen dieser Altersklasse suchen nach einem neuen Job. Viele sind jedoch vorsichtig, da sie finanzielle Verpflichtungen haben.»

Genau diese Vorsicht könne sich für die SBB jedoch ausbezahlt machen: «Wer den Schritt wagt, wird sich das gut überlegt haben und nicht so schnell abspringen.»

Ü40 mit sozialen Kanälen vertraut

Die Zielgruppe per Werbevideo zu mobilisieren, sei laut Fuchs der richtige Entscheid gewesen: «Ü40-Personen sind mit den neuen Medien vertraut und können über die verschiedenen Kanäle angesprochen werden. Sicher helfen hier aber auch die Personalvermittlungen der SBB, da diese viele Kontakte zu Stellensuchenden haben.»

Ob die SBB damit den Lokführer-Mangel zukünftig eindämmen kann, wird sich zeigen.

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