Nissan reagiert mit weltweiten Einschnitten auf Milliardenverluste
Nach verheerenden Verlusten im abgelaufenen Geschäftsjahr plant der japanische Autobauer Nissan weltweit massive Einschnitte bei Produktion und Arbeitsplätzen.

Das Wichtigste in Kürze
- Japanischer Autobauer schliesst Fabrik in Barcelona.
Wie am Donnerstag bekannt wurde, will Nissan sein Werk in Barcelona schliessen, in dem rund 3000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Auch angesichts der Corona-Krise strebt das Unternehmen zudem an, seine Produktionskapazitäten bis zum Jahr 2023 weltweit um 20 Prozent zu senken.
Hintergrund der strategischen Neuausrichtung des Autobauers ist ein Minus von 671,2 Milliarden Yen (umgerechnet rund 5,7 Milliarden Euro), das Nissan im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr eingefahren hatte. Es ist der erste Verlust des Konzerns seit der Finanzkrise 2008/2009.
Nach Angaben der spanischen Regierung will Nissan nun sein Werk in Barcelona schliessen. «Wir bedauern diese Entscheidung», sagte Aussenministerin Arancha González Laya am Donnerstag im öffentlichen Rundfunk. Die spanische Regierung hatte sich vergeblich um einen Erhalt des Standortes bemüht. Die Autobranche steuert rund zehn Prozent der gesamten spanischen Wirtschaftsleitung bei.
Der spanischen Aussenministerin zufolge will Nissan seine Produktion auf Asien konzentrieren. Allerdings kündigte Nissan am Donnerstag auch seinen Rückzug aus Südkorea an. Dort gebe es für den Autobauer nur noch «beschränkte» Perspektiven.
Weltweit plant Nissan, seine Produktionskapazitäten bis März 2023 um rund 20 Prozent zurückzuführen. Die Kapazitäten sollen um rund eine Million Einheiten auf sechs Millionen sinken, wie der Konzern mitteilte. Erst ab dem Geschäftsjahr 2022/23 erwartet der Autobauer nach der Corona-Krise eine Rückkehr zu «normalen» Fertigungszahlen von rund 5,4 Millionen Einheiten jährlich.
Damit verschärft Nissan seine bereits im vergangenen Jahr begonnene Neuausrichtung. Im Juli hatte das Unternehmen bereits eine Absenkung der Produktionskapazitäten um zehn Prozent beschlossen. Zudem sollten nach den damaligen Plänen insgesamt 12.500 Arbeitsplätze gestrichen werden.
Nissan will dabei auch in Nordamerika weniger produzieren, dort aber keine Fabriken schliessen. In Indonesien dagegen hatte das Unternehmen bereits im März die Schliessung einer Fabrik angekündigt.
Der Autobauer war auch wegen des Skandals um seinen ehemaligen Chef, Carlos Ghosn, in Schwierigkeiten geraten. Ghosn war im Dezember aus Japan in den Libanon geflüchtet, wo er sich seither aufhält. Die japanische Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem vor, Firmenkapital von Nissan zweckentfremdet und private Verluste auf das Unternehmen übertragen zu haben. Auch in Frankreich laufen Ermittlungen gegen Ghosn. Dabei geht es unter anderem um die möglicherweise illegale Finanzierung zweier rauschender Feste auf Schloss Versailles.