Nestlé sieht in der neuartigen Spritze gegen Fettleibigkeit und Diabetes auch Chancen. Das Unternehmen will die Entwicklung beobachten.
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Das Nestlé-Logo im schweizerischen Vevey. - keystone

Die Lust auf Süssigkeiten mit einer neuartigen Diätspritze loswerden und damit Fettleibigkeit und Diabetes Typ 2 bekämpfen? Was wie ein Traum klingt für Menschen, die an einer der genannten Krankheiten leiden, könnte für Unternehmen, die von den Gelüsten dicker Kunden leben, zum Alptraum werden. Bei Nestlé sieht man darin jedoch auch Chancen.

In den letzten Wochen nahmen diverse Anleger aus Angst vor den Auswirkungen solcher Wundermittel ihr Geld aus Lebensmittelaktien heraus. Grund war ein Verantwortlicher der amerikanischen Detailhandelskette Walmart. Er gab an, sein Unternehmen spüre, dass die Menschen, die solche Spritzen nähmen, weniger Appetit hätten.

Nicht so bei Nestlé: «Dies hat im bisherigen Jahresverlauf keinen Einfluss gehabt», sagte CEO Mark Schneider am Donnerstag an einer Telefonkonferenz mit Journalisten. «Aber wir werden die Entwicklung genau beobachten», so Schneider.

Wichtige Variablen seien derzeit noch offen. Etwa die Frage, wie viele Menschen diese Therapie in Anspruch nehmen werden. «Und dann natürlich auch, wie lange die Behandlung dauern und wie sie genau ausgestaltet sein wird.»

Schneider wies zudem darauf hin, dass der grösste Teil des Geschäfts von Nestlé von appetitzügelnden Medikamenten nicht betroffen wäre, darunter auch die beiden wichtigsten Wachstumstreiber Tierfutter und Kaffee. Einen Einfluss hätten die Schlankheitsspritzen eher auf Kategorien wie Süsswaren, Tiefkühlprodukte oder Glace.

Und in diesen drei Kategorien lief es in den ersten neun Monaten 2023 rund. Die Süsswaren legten organisch um 10,1 Prozent zu, wobei nicht nur Preiserhöhungen dazu beitrugen, sondern das Unternehmen auch 2,2 Prozent höhere Verkaufsmengen verzeichnete. Die Kategorie der sogenannten Fertiggerichte und Kochhilfen, zu der unter anderem auch Tiefkühlpizzen und Ähnliches gehören, wuchs organisch um 5,3 Prozent, Milchprodukte und Glace um 6,6 Prozent. Bei letzteren beiden gingen zwar die Verkaufsmengen zurück, was Nestlé allerdings durch höhere Preise mehr als wettmachte.

Selbst wenn sich in diesen Kategorien wegen der Schlankheitsmittel künftig eine Abschwächung einstellen sollte, hätte das nur einen geringen Einfluss auf das Gesamtgeschäft. Denn die genannten Kategorien tragen weltweit nur rund 15 Prozent und in den USA rund 20 Prozent zum Umsatz von Nestlé bei.

In seiner Gesundheitssparte Nestlé Health Science habe der Konzern zudem diverse Produkte im Angebot, die die Konsumenten bei einer möglichen Diätspritzen-Kur unterstützen würden. Auch in der Zeit, in der man weniger esse, gebe es einen Bedarf an Vitaminen, Mineralien und Ergänzungsmitteln.

«Ausserdem will man ja die Gewichtsabnahme unterstützen und sicherstellen, dass der Verlust an Muskelmasse begrenzt wird. Und natürlich muss nach der Behandlung sichergestellt werden, dass das Gewicht nicht schnell wieder ansteigt. All diese Aspekte können durch die Begleitprodukte, an denen wir in unserem Portfolio arbeiten, unterstützt werden», sagte Schneider.

Er gehe davon aus, dass man mögliche Einbussen bei den Lebensmitteln, die durch Schlankheitsmedikamente entstehen könnten, mit solchen Alternativprodukten oder Innovationen ausgleichen könne.

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