Julius Bär kämpft nach erneutem Abschreiber um Kundenvertrauen
Nach einem weiteren Abschreiber der Privatbank Julius Bär von über 130 Millionen Franken im Kreditportfolio kämpft das Institut um das Vertrauen der Anleger.

Am Dienstagabend teilte Julius Bär mit, dass die Wertberichtigung auf das verbleibende Private-Debt-Portfolio sowie auf ausgewählte Hypothekarkredite zurückzuführen sei. Die Belastung betrifft mehrere Kunden aus der Schweiz und Europa, wie Finanzchefin Evie Kostakis erklärte. Dies berichtet «cash».
Die umfassende Überprüfung des Kreditportfolios dauert an, konkrete Namen werden aus Gründen der Vertraulichkeit nicht genannt. Der erneute Abschreiber führt dazu, dass der Gewinn im ersten Halbjahr 2025 deutlich unter dem Vorjahreswert bleiben wird.
Bereits 2024 hatte Julius Bär einen Gewinn von 452 Millionen Franken ausgewiesen. Die Bank betont, dass die aktuelle Wertberichtigung nicht mit der Pleite der Signa-Gruppe um René Benko zusammenhängt, wie «cash» berichtet.
Julius Bär: Strategische Neuausrichtung und Kostensenkungen
Julius Bär befindet sich weiterhin im Prozess, das risikoreiche Private-Debt-Geschäft vollständig abzubauen. Das verbleibende Volumen in diesem Bereich liegt mittlerweile bei weniger als 200 Millionen Franken.

Es macht somit nur noch 0,4 Prozent des gesamten Kreditbuchs aus, wie «Finanztrends» berichtet. Ein vollständiger Ausstieg ist bis spätestens 2027 geplant.
Die Bank setzt zudem auf zusätzliche Kostensenkungen von 110 Millionen Franken, die bis Ende 2025 realisiert werden sollen. Bisher wurden davon 19 Millionen verbucht.
Trotz der Fortschritte verschlechterte sich das Kosten-Ertrags-Verhältnis zuletzt auf 72 Prozent.
Reaktion der Märkte und Ausblick
Die Anleger reagierten enttäuscht: Die Aktie von Julius Bär fiel nach Bekanntgabe der Wertberichtigung um rund 6 Prozent auf 54 Franken, wie «cash» berichtet.
Analysten bewerten den Zwischenbericht trotz des Abschreibers insgesamt als neutral. Sie loben aber die verbesserte Bruttomarge und den starken Netto-Neugeldzufluss in den ersten vier Monaten 2025.
CEO Stefan Bollinger betont, dass die Überprüfung des Kreditbuchs noch läuft, aber keine weiteren Risiken erwartet werden. Die Bank bleibt dennoch vorsichtig: Angesichts der globalen Unsicherheiten seien die Aussichten weiterhin ungewiss, so das Management laut «cash».