Insolvenzverwalter von Wirecard kommt mit Zerschlagung voran

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Deutschland,

Michael Jaffe, Insolvenzverwalter von Wirecard, ist mit der Zerschlagung des Konzerns beschäftigt. Bis Ende August hat er noch Zeit.

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Sitz von Wirecard in Aschheim bei München. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Wirecard musste Ende Juni Insolvenz anmelden.
  • Nun ist der Insolvenzverwalter Michael Jaffe dabei, die Firma zu zerschlagen.
  • Bis Ende August hat er noch Zeit.

Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffe macht erste Fortschritte bei der Zerschlagung des zusammengebrochenen Zahlungsabwicklers. Für die brasilianische Tochter mit gut 200'000 Kunden hat Jaffe einen Käufer gefunden. Der Zahlungsdienstleister PagSeguro Digital ist an der New Yorker Börse gelisteten und übernimmt die Tochtergesellschaft.

Entscheidung bis Ende August

In Grossbritannien steht Jaffe zudem kurz vor dem Verkauf des operativen Geschäfts der Wirecard Card Solutions. Diese wickelt vor allem Online-Transaktionen für Fintech-Unternehmen ab und Kreditkarten ausgibt. Und auch für die US-Tochter und das deutsche Kerngeschäft gebe es Interessenten, teilte Jaffe am Freitag mit.

Die Zeit drängt: Bis Ende August muss Jaffe Klarheit haben, welche Teile von Wirecard sich verwerten lassen oder allein überlebensfähig sind. Zumindest einem Teil der rund 1500 deutschen Mitarbeiter droht dann die Kündigung.

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Michael Jaffe verlässt ein Gebäude. - Twitter/ @wiwo

Um den 1. September wird das Insolvenzverfahren über die Wirecard AG und ein halbes Dutzend deutsche Töchter offiziell eröffnet. Vorher muss Jaffe sein Insolvenzgutachten über den Zustand und die Perspektiven dem Gericht vorlegen.

Nur bis Ende August bekommen die deutschen Mitarbeiter Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur. Danach müsste die Belegschaft wieder aus der Firmenkasse bezahlt werden.

Nur ein Drittel der heimischen Arbeitsplätze gerettet

Doch Jaffe darf keine weiteren Verluste anhäufen, die zulasten der Gläubiger gehen würden. Die Gewerkschaft Verdi geht davon aus, dass ein Drittel der heimischen Arbeitsplätze gerettet werden kann. Nur, wenn Jaffe das Kerngeschäft als Ganzes verkauft bekommt. Der erfahrene Jurist hatte unter anderem das Medienimperium von Leo Kirch und den Chip-Hersteller Qimonda abgewickelt.

Ex-Wirecard-Chef Braun
Markus Braun, damaliger Vorstandsvorsitzender bei Wirecard, spricht während der Innovationskonferenz DLD (Digital Life Design) auf der Bühne. - dpa

Der Insolvenzverwalter hat die wichtigsten Firmenteile von Wirecard in Deutschland gebündelt, um sie für einen Verkauf vorzubereiten. Wirecard hat sich vor allem mit der Abwicklung und Absicherung von Zahlungen über Kreditkarten im Internet und an Ladenkassen profiliert. Eine Sonderrolle nimmt die Wirecard Bank ein, die selbst nicht pleite, aber mit dem Kerngeschäft eng verwoben ist. Für sie soll es laut Jaffe Interessenten geben.

Insolvenz nach Skandal bei Wirecard

Wirecard musste Ende Juni Insolvenz anmelden, nachdem sich 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz als nicht existent entpuppten. Die Manager von Wirecard haben die Bilanz mit Luftbuchungen in Asien über Jahre künstlich aufgebläht. Das geht aus den Erkenntnissen der Münchner Staatsanwaltschaft hervor.

Allein Banken und Investoren seien um mehr als drei Milliarden Euro geprellt worden. Die Wirtschaftsprüfer von EY werfen dem Management vor, sie bewusst getäuscht zu haben. Diese Wirtschaftsprüfer hatten die Bilanzen des vermeintlichen Aushängeschilds der Fintech-Branche in Deutschland mehr als zehn Jahre lang testiert.

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Der Schriftzug von Wirecard ist an der Firmenzentrale des Zahlungsdienstleisters zu sehen. - dpa

Noch vor zwei Jahren war das Unternehmen an der Börse fast 25 Milliarden Euro wert. Am Freitag wurde die Aktie zum letzten Mal im Leitindex Dax gehandelt. Von mehr als 190 Euro ist sie auf zuletzt 1,32 Euro abgestürzt.

Weitere Verkaufsprozesse laufen. Wirecard sei sich mit dem Rivalen Railsbank grundsätzlich einig über den Verkauf der Technologie und des Kundenstamms. Der Rest des dortigen Geschäfts dürfte abgewickelt werden.

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