Finanzminister wählen Nachfolger für Eurogruppen-Chef Centeno
Die Euro-Finanzminister haben am Donnerstag ihre Video-Konferenz begonnen, bei der sie einen neuen Vorsitzenden der Eurogruppe wählen wollen.

Das Wichtigste in Kürze
- Diplomaten rechnen mit knappem Ausgang - Auch Centeno sieht «enges Rennen».
Für die Nachfolge des Portugiesen Mário Centeno gibt es drei Kandidaten: die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calviño und die Finanzminister Irlands und Luxemburgs, Paschal Donohoe und Pierre Gramegna. Diplomaten zufolge könnte es ein knappes Rennen zwischen Calviño und Donohoe werden.
Durch den Rückzug Centenos benötigt der Club der Euroländer inmitten des schweren Wirtschaftseinbruchs wegen der Corona-Krise einen neuen Chef. Der Portugiese hatte Anfang Juni mitgeteilt, dass er sich nicht für eine zweite Amtszeit bewerben wird. Er soll nun Präsident der portugiesischen Zentralbank werden.
Der Eurogruppen-Chef wird von den 19 Finanzministern der Währungsunion mit einfacher Mehrheit gewählt. Nötig sind damit mindestens zehn Stimmen, mehrere Wahlgänge sind möglich.
Auch Centeno sprach in einer Video-Botschaft von einem «engen Rennen». Die Qualität der Bewerbungen zeige auch, «dass die Eurogruppe wichtiger und einflussreicher denn je ist», sagte er.
Die grossen Länder Deutschland, Frankreich und Italien haben sich dem Vernehmen nach hinter die Spanierin Calviño gestellt, die bisher als Favoritin galt. Nach Zählung eines Diplomaten käme sie bisher allerdings nur auf sieben Stimmen - ebenso wie der Ire Donohoe, der unter anderem Österreich, Lettland und die Slowakei hinter sich haben soll.
Der Luxemburger Gramegna käme demnach auf fünf Stimmen aus den drei Benelux-Ländern, Estland und Malta. Entscheidend dürfte sein, wie sich die Stimmen auf die verbleibenden Kandidaten verteilen, wenn nach dem ersten Wahlgang ein Bewerber seinen Rückzug erklärt. So haben etwa die Niederlande grosse Vorbehalte gegen die Spanierin Calviño geltend gemacht.
In der Eurogruppe kommen monatlich die Finanzminister der Währungsunion zusammen. Hauptaufgabe ist eine enge Koordinierung der Wirtschaftspolitik. In der Finanz- und Schuldenkrise wurde die Eurogruppe zum zentralen Gremium für die Ausarbeitung von Rettungsprogrammen für vom Staatsbankrott bedrohte Länder. Die Amtszeit des Eurogruppen-Chefs beträgt zweieinhalb Jahre.