Dem Internetkonzern Facebook wird eine mangelnde Transparenz vorgeworfen. Zudem sollen Prominente bevorzugt werden und mehr Rechte haben.
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Mark Zuckerberg wegen Whistleblower unter Druck - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Facebook soll laut dem Aufsichtsgremium zu wenig transparent sein.
  • Promis geniessen viel mehr Freiheiten und Rechte auf der Online-Plattform.
  • Nun soll das Cross-Check-System überprüft werden.

Das Aufsichtsgremium von Facebook hat dem Internetkonzern mangelnde Transparenz vorgeworfen und eine umfassende Überprüfung einer möglichen Bevorzugung prominenter Nutzer angekündigt. Oversight Board prüft mögliche Bevorzugung prominenter Nutzer.

Facebook sei mit Blick auf dieses interne System zum Umgang mit bekannten Nutzern nicht «vollkommen entgegenkommend» gewesen. Dies erklärte das Aufsichtsgremium am Donnerstag. «In manchen Fällen hat Facebook dem Gremium relevante Informationen nicht zur Verfügung gestellt. In anderen Fällen waren die Informationen nicht vollständig.»

Facebook: Andere Regeln für Promis

Die Online-Plattform nehme Millionen bekannter Nutzer wie Politiker, Promis oder Journalisten von seinen Regeln aus. Dies berichtete das «Wall Street Journal» im September unter Berufung auf interne Facebook-Unterlagen. Bezeichnet werde das System als «Cross-Check» oder «XCheck», auf Deutsch etwa Gegenprobe. Das widerspreche der Darstellung Facebooks, alle Nutzer gleich zu behandeln.

Als Beispiel nannte das «Wall Street Journal», dem die Whistleblowerin Frances Haugen interne Dokumente zugespielt hatte, den Fall von Neymar. Dieser habe 2019 Nacktfotos einer Frau veröffentlichen können, die ihm eine Vergewaltigung vorwarf. Dies bevor Facebook die Bilder mit Verspätung gelöscht habe.

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Auch Facebook hat mit tiefen Zahlen zu kämpfen. - Keystone

Das Facebook-Aufsichtsgremium (Oversight Board) erklärte am Donnerstag, auch im Fall des früheren US-Präsidenten Donald Trump wurde das Cross-Check-System nicht erwähnt. Dabei gehe das Gremium davon aus, dass Entscheidungen zu Trumps Nutzerkonto ebenfalls über dieses System gehandhabt worden seien.

Das Gremium hatte im Mai die Entscheidung der Online-Plattform gebilligt, Trump nach der Kapitol-Erstürmung vom 6. Januar von Facebook zu verbannen.

Cross-Check-System soll überprüft werden

Das Aufsichtsgremium wird nun auf Anfrage Facebooks hin das Cross-Check-System unter die Lupe nehmen und Empfehlungen für Veränderungen vorlegen. Das Oversight Board überprüft Entscheidungen der Online-Plattform etwa bei der Löschung von Inhalten oder der Sperrung von Nutzern. Ihm gehören Juristen, Bürgerrechtsexperten und Journalisten an. Facebook bezeichnet die Entscheidungen des Gremiums als für sich bindend.

Der Internetriese ist zuletzt verstärkt unter Druck geraten – insbesondere durch die Enthüllungen im Zusammenhang mit Whistleblowerin Haugen. Die frühere Facebook-Produktmanagerin wirft ihrem Ex-Arbeitgeber vor, eigene Gewinne über die Sicherheit von Menschen zu stellen. Dabei werden verheerende Folgen für Menschen, Demokratie und Gesellschaft in Kauf zu nehmen.

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Algorithmen führen zu mehr Interaktion. - Keystone

So setze Facebook auf der Suche nach Profiten bewusst Algorithmen ein, die spalterische und schädliche Inhalte fördern. Dies würde zu mehr Interaktion führen. Demnach kam Facebook zudem bei seinen eigenen Untersuchungen selbst zu dem Schluss, dass es der psychischen Gesundheit von Jugendlichen schadet.

Facebook hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen. Die Enthüllungen haben aber die Rufe nach einer strengeren Regulierungen von Facebook und Internetkonzernen insgesamt verstärkt.

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