Andreas Meyer stand in seiner Zeit als SBB-Chef reichlich in Kritik. Heute gesteht der 58-Jährige seine Fehler ein, weist aber auch auf die vielen Erfolge hin.
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Andreas Meyer war 13 Jahre lang an der Spitze der SBB. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ende März trat Andreas Meyer überraschend als Chef der SBB zurück.
  • Fehlende Lokführer und sein hoher Gehalt gaben immer wieder zu Reden.
  • Heute steht der 58-Jährige zu seinen Fehlern, sieht aber auch seine Erfolge.

Dreizehn Jahre war er an der Spitze der SBB, Ende März legte Andreas Meyer dann sein Amt nieder – und das mitten in Sturm. Wegen der Corona-Pandemie stand die Bahn seinerzeit vor der grössten Krise ihrer Geschichte.

Nichtsdestotrotz sind Meyers Verdienste als SBB-Chef beachtlich. Er hat nicht nur die Bahn modernisiert und die Digitalisierung vorangebracht, nein, er hat auch für das Sorgenkind SBB Cargo eine Lösung gefunden.

SBB Cargo
SBB Cargo ist das im Schienengüterverkehr eigenständig tätige Tochterunternehmen der SBB. - Keystone

«Vieles ist uns gelungen», freut sich Meyer. Doch der 58-Jährige gesteht auch Fehler ein – so etwa bei der Lokführerplanung. «Dafür war ich zwar nicht direkt zuständig, aber die Versäumnisse sind in meiner Amtszeit passiert, und ich übernehme die Verantwortung», sagt Meyer im Interview mit der «NZZ».

Fehlende Lokführer, aber trotzdem hoher Lohn

Er schäme sich, räumt gleichzeitig aber ein: «Man muss auch sehen, dass die SBB in einer enormen Wachstumsphase war. Und in einer Wachstumsphase kann es immer passieren, dass etwas auf der Strecke bleibt.» Damals hätte man schlicht nicht damit gerechnet, dass man für die Baustellen und Grossanlässe solch einen grossen Bestand brauche.

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Der SBB gehen die Lokführer aus. Immer wieder kommt es deshalb zu Verspätungen oder Zugausfällen. - Keystone

Die Rekrutierung der Lokführer war aber nicht der einzige Kritikpunkt an Meyers Politik. Auch sein hoher Lohn sorgte oft für Stirnrunzeln. Allein seit seinem Rücktritt Ende März erhielt der dreifache Familienvater 450'000 Franken ausbezahlt.

«Mein Gehalt war nie leicht zu vermitteln», sagt Meyer. Obwohl sein Job eine grosse Verantwortung und viele Einschränkungen im Privatleben mit sich bringe. Dass er im letzten Halbjahr noch Geld von der SBB erhielt, liege an der Kündigungsfrist.

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Andreas Meyer verdiente als SBB-Chef reichlich Geld. - Keystone

«Der Verwaltungsrat hat im vergangenen September mit der Suche nach einem Nachfolger für mich begonnen», so Meyer. Damit kein Zeitdruck entsteht, habe man vertraglich vereinbart, seine Arbeitszeit per Ende September 2020 zu beenden.

Meyer versucht sich neu als Berater und IT-Spezialist

Heute hat Meyer seine eigene Firma. Als Senior Advisor begleitet er Unternehmen bei Aufbau, Wachstum und Wertsteigerung. Nebenbei ist Meyer auch als Verwaltungsratspräsident bei Starmind tätig. Ein IT-Unternehmen, das selbstlernende Know-How-Netzwerke für Firmen herstellt, die wie Grosshirne funktionieren sollen.

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