Mehrere EU-Staaten haben am Freitag verdächtiges Rindfleisch von einem Schlachthof in Polen sichergestellt, wo kranke Tiere geschlachtet worden sein sollen.
Fleisch Rindfleisch
Schweizer Rindfleisch ist nicht zwingend ökologischer als Importfleisch. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Rund 50 Kilogramm gelangten auch nach Deutschland.

Der EU-Kommission zufolge wurde das Fleisch in 13 Länder verkauft, darunter auch nach Deutschland. Den deutschen Behörden zufolge handelt es sich dabei aber um eine «relativ kleine Menge», die bereits gesperrt worden sei.

Der Chef des polnischen Veterinäramts, Pawel Niemczuk, bestätigte, dass insgesamt 2,7 Tonnen verdächtiges Fleisch ins Ausland verkauft wurden. Ein grosser Teil davon gelangte nach Frankreich. Landwirtschaftsminister Didier Guillaume sprach von einem «schrecklichen Betrugsfall». Nach seinen Angaben kauften neun französische Betriebe insgesamt knapp 800 Kilogramm des betroffenen Rindfleisches. Rund 150 Kilogramm wurden demnach bereits entdeckt, die Behörden seien im Einsatz, um den verbliebenen Teil aus dem Verkehr zu ziehen.

Von einem Zwischenhändler in Frankreich aus gelangte ein Teil des Fleisches auch nach Deutschland. Dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zufolge handelt es sich um eine «relativ kleine Menge» von etwa 50 Kilogramm, die in die Bundesrepublik gekommen und hier verarbeitet worden sei. Laut den Informationen des europäischen Schnellwarnsystems für Lebensmittel und Futtermittel RASFF «wurde das gesamte verarbeitete Fleisch bei der Firma gesperrt», erklärte eine Sprecherin der Behörde.

Das Fleisch des betroffenen Schlachthofes wurde zudem nach Finnland, Schweden, Spanien, Portugal, Ungarn, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, in die Slowakei und nach Tschechien verkauft.

Die portugiesischen Behörden erklärten, sie hätten 99 Kilogramm verdächtiges Fleisch vernichtet, Rumänien gab an, es habe «als Sicherheitsmassnahme» 1432 Kilogramm aus dem Verkehr gezogen.

Polens Veterinäramtschef Niemczuk sagte, weitere sieben Tonnen seien an rund 20 Betriebe in Polen verkauft worden. Tests hätten aber ergeben, dass das Fleisch kein Gesundheitsrisiko darstelle.

Trotz dieser Beteuerung waren die polnischen Rindfleischproduzenten zuletzt unter Druck geraten, nachdem am Samstag ein Investigativbericht im Fernsehsender TVN24 ausgestrahlt worden war. Die Preise fielen um rund sieben Prozent.

Für den Bericht hatte ein Reporter unter falscher Identität drei Wochen in einem Schlachthaus in Kalinowo im Nordosten des Landes recherchiert. Er filmte offensichtlich kranke Rinder, die zur Schlachtung vorbereitet wurden. Dem Bericht zufolge waren die Tiere zu erheblich niedrigen Preisen zu haben.

Die polnische Rindfleischbranche sei «in Sorge», sagte Jerzy Wierzbicki, Chef des Fleischproduzentenverbandes PZPBM. Die in dem TV-Bericht gezeigten Kühe seien lediglich «lahm» gewesen, nicht aber krank. Solche Tiere sollten nach seiner Einschätzung eher auf einen Gnadenhof als in ein Schlachthaus gebracht werden. Insgesamt handele es sich aber um einen «isolierten Fall», der lediglich eine einzelne Firma betreffe.

Polen ist ein bedeutender Fleischproduzent in der EU. Vergangenes Jahr wurden Wierzbicki zufolge 415.000 Tonnen Rindfleisch produziert, davon seien fast 90 Prozent ins Ausland verkauft worden.

Die EU-Kommission betonte, die in dem Bericht gezeigte Behandlung der Kühe sei nach den Regeln zum Schutz von Tieren in Schlachthäusern verboten. EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis kündigte eine Inspektion in Polen für die kommende Woche an.

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