Regionalpolizei will Köche abwerben – Gastroverband kontert
Weil der Polizei die Leute fehlen, sucht sie Quereinsteiger aus der Gastronomie. Der Branchenverband reagiert charmant – und kämpft selbst ums Personal.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Aargauer Regionalpolizei wirbt gezielt um Quereinsteiger aus der Gastronomie.
- Das sorgt bei Gastro Aargau für Kritik – und eine humorvolle Gegenkampagne.
- Fachkräftemangel sei ein gravierendes Problem für die Branche, so der Gastro-Präsident.
Die Regionalpolizei Wettingen-Limmattal und die Gastronomie im Aargau kämpfen beide mit akutem Personalmangel. Zwischenzeitlich musste sogar die Kantonspolizei einspringen, weil der Personalengpass bei der Regionalpolizei so gross war.
Um neue Kräfte zu gewinnen, wirbt die Polizei nun gezielt mit einem Flyer um Quereinsteiger – etwa aus der Gastronomie. Der Slogan: «Vom Kochherd an den Tatort. Starte mit einer Zweitausbildung durch – Action und Abwechslung garantiert.»
«Unsere Köche sind einfach zu gut!»
Das sorgt bei Gastro Aargau für Stirnrunzeln, wie CH Media berichtet. Auf ihrer Website und in sozialen Medien kritisiert der Branchenverband die Aktion mit einem Augenzwinkern: «Unsere Köche sind einfach zu gut!»
Verbandspräsident Bruno Lustenberger suchte gar persönlich das Gespräch mit der Polizei und machte klar: Die «Helden am Herd» gebe man nicht einfach so her.
Gastro Aargau hat inzwischen mit einer eigenen Kampagne reagiert. Plakate und ein Videoclip in Wettingen tragen die Botschaft: «Lieber Kerzenlicht als Blaulicht!»
Die Gastronomie sei ein Ort voller Freude, Verantwortung und Genuss, so der Verband. Lustenberger betont, dass man trotz der humorvollen Reaktion ein ernstes Problem habe. Der Fachkräftemangel belaste die Branche stark.
Trotz Gault-Millau-Preis: Top-Lokal muss schliessen
Ein aktuelles Beispiel zeigt die Tragweite: Das Badener Spitzenrestaurant Paradies musste kurz nach dem Gewinn von 15 Gault-Millau-Punkten schliessen – wegen fehlendem Personal.
Geschäftsführer Niklas Schneider erklärte dem «Badener Tagblatt», dass besonders im Service kaum Fachkräfte auf hohem Niveau zu finden seien.
Bruno Lustenberger sieht die Schliessung als Warnsignal: «Das Beispiel zeigt, wie schwer es ist, gute Leute zu finden.» Umso wichtiger sei es, um jede Fachkraft zu kämpfen.
Die Polizei hat inzwischen personell wieder aufgestockt. Die Kantonspolizei Aargau zieht sich bis Ende Jahr aus Wettingen zurück, und die Regionalpolizei übernimmt den Posten wieder vollständig.