EU-Staaten einigen sich auf Fangmengen 2020 für Nordsee und Nordostatlantik
Deutlich weniger Kabeljau, aber mehr Makrelen: Die EU-Fischereiminister haben sich in einem nächtlichen Verhandlungsmarathon auf die Fangmengen für die Nordsee und den Nordostatlantik im kommenden Jahr geeinigt.

Das Wichtigste in Kürze
- Umweltschützer: EU verfehlt selbstgestecktes Ziel für Ende der Überfischung.
Während Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch begrüsste, dass deutsche Fischer durch überwiegend stabile Quoten «Planungssicherheit» bekämen, beklagten Umweltschützer, die Überfischung der Meere gehe weiter.
Die Vereinbarung zu den Fangmengen sieht nach Angaben von Klöckners Ministerium vor, dass bei Nordseebeständen im Jahr 2020 insgesamt gut 230.000 Tonnen Heringe gefischt werden dürfen, auf deutsche Nordseefischer entfallen dabei gut 39.000 Tonnen. Gegenüber der aktuellen Quote bedeutet das keine Veränderung.
Ein deutliches Plus gibt es bei den Höchstfangmengen für Makrelen im Nordostatlantik: Künftig sind es rund 368.000 Tonnen - 41 Prozent mehr als derzeit. Gut 23.000 Tonnen entfallen dabei auf deutsche Fischer. Einen Anstieg um 23 Prozent gibt es Schellfisch. Die Quoten bei Scholle (minus drei Prozent) und Seelachs (minus 15 Prozent) sinken hingegen.
Eine deutliche Kürzung um 50 Prozent gibt es beim Kabeljau: Künftig dürfen in der EU bei den Nordseebeständen nur noch gut 12.000 Tonnen gefangen werden, knapp 1600 Tonnen davon von deutschen Fischern.
Beim Kabeljau in der Nordsee sei ein «drastischer Bestandseinbruch» zu verzeichnen, erklärte Fischereiministerin Klöckner. Die Senkung sei deshalb «zwingend, um die Erholungschancen für diesen Bestand nicht zu gefährden».
Insgesamt hätten die EU-Minister mit ihren Beschlüssen bei wichtigen Fischbeständen «Verantwortung bewiesen». Einerseits werde der «besorgniserregenden Lage» bei Fischbeständen Rechnung getragen, die für die deutsche Fischerei wichtigen seien. Gleichzeitig werde eine Balance geschaffen zwischen der wirtschaftlichen Situation der Küstenfischer und ihrer Familien sowie der «Notwendigkeit, die langfristige Erholung der Bestände durch eine nachhaltige Bewirtschaftung zu ermöglichen».
Die finnische Ratspräsidentschaft erklärte in Brüssel, mit den neuen Fangquoten würden die Nachhaltigkeitsziele zum Wohle der Fischbestände umgesetzt - aber auch der Fischer. In den Verhandlungen ging es vor allem um die Quoten für den Kabeljau in der Keltischen See. An diesen Teil des Atlantiks grenzen Irland, Grossbritannien und Frankreich. Die Kommission hatte dort eine drastische Senkung der Fangquote um 88 Prozent vorgeschlagen, beschlossen wurde die Senkung um 50 Prozent.
Die Deutsche Umwelthilfe und die Initiative Our Fish kritisierten die neuen Fangquoten als teilweise rechtswidrig. Zwar orientierten sich diese so stark wie nie zuvor an wissenschaftlichen Empfehlungen, lägen für einige Bestände aber dennoch deutlich zu hoch. Das in der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU gesetzlich vorgeschriebene Ziel, die Überfischung bis 2020 zu beenden, werde deshalb verfehlt. Das kritisierte auch die Umweltorganisation WWF.