Die Milliardäre, die von der Grossbank Credit Suisse betreut werden, melden sich aus der Corona-Krise zurück. Derweil bleibt die breite Kundschaft vorsichtig.
Swiss Market Index CS
Die Credit Suisse verabschiedet sich möglicherweise aus dem Swiss Market Index. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach der Corona-Krise beginnen Milliardäre wieder mit dem Investieren.
  • Die Credit Suisse führt entsprechend viele Gespräche mit ihren Kunden.
  • Wie es vonseiten der Grossbank heisst, bleibe die breite Masse jedoch vorsichtig.
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Die von Credit Suisse betreuten Milliardäre wagen sich nach dem Abflauen der Coronavirus-Krise als erste wieder aus der Deckung. «Wir, ich selbst eingeschlossen, führen jetzt mehr Gespräche mit Kunden. Darüber, wie man an den Märkten investiert oder reinvestiert,» sagte Philipp Wehle in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Er ist Leiter der internationalen Vermögensverwaltung (IWM) der CS.

Die breite Kundschaft der Grossbank agiere weiterhin sehr vorsichtig und sichere sich ab oder halte viel Barmittel. Derweil hätten die ersten der im Segment «Strategische Kunden» zusammengefassten Milliardäre den Vorwärtsgang eingelegt, sagte Wehle weiter.

«Einige unserer strategischen Kunden wollen nun in risikoreichere Anlagen investieren, nachdem sie vorher Risiken abgebaut hatten.»

Geschäft mit vermögenden Privatkunden läuft

Im Geschäft mit den Milliardären will Wehle das Ertragswachstum beschleunigen. «Mein Ziel für strategische Kunden ist es, den Wachstumsbeitrag in den nächsten drei Jahren zu verdoppeln», kündigte der Manager an.

Die Gesamteinnahmen der Division im Geschäft mit vermögenden Privatkunden kletterten von 3,4 Milliarden Franken (2016) bis auf 3,9 Milliarden (2018). 200 Millionen des Anstiegs entfielen auf die Milliardäre. Dieser Beitrag soll für die Dreijahresperiode bis 2022 auf rund 400 Millionen Franken steigen. IWM betreut Kunden in Europa ausserhalb der Schweiz, in Afrika, dem Nahen Osten sowie in Südamerika.

Ein Treiber dieses überdurchschnittlichen Wachstums ist die enge Verzahnung der Vermögensverwaltung mit dem Investmentbanking der zweitgrössten Schweizer Bank. Damit kann die Credit Suisse diesen anspruchsvollen Kunden – viele davon Unternehmer – Dienstleistungen aus einer Hand anbieten.

Beziehungen zu Schwellenländern gestärkt

So hätten die Superreichen zunehmend kleinere Übernahmen oder strategische Beteiligungen an Firmen im Visier. Bei der Planung solcher Transaktionen würden dann jeweils nicht nur die Kundenberater, sondern auch Investmentbanker am Tisch sitzen. Sie würden etwa verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten aufzeigen.

Wehle übernahm die Leitung der Division vor rund elf Monaten von Iqbal Khan, der später zum Erzrivalen UBS wechselte.

Der frühere Finanzchef der Sparte hat inzwischen unter anderem das Geschäft in Schwellenländern wie Saudi-Arabien oder Brasilien gestärkt. Er hatte jeweils für einen Kunden entwickelte Produkte einem breiteren Kreis zur Verfügung gestellt. Zudem wurden die Kunden in drei neue Gruppen unterteilt. «Mehr Fokus war mir sehr wichtig», erklärte Wehle.

Kaum Anzeichen für erhöhtes Risiko

Im turbulenten ersten Quartal 2020 steigerte die Division den Ertrag um sechs Prozent auf 1,5 Milliarden Franken. IWM profitierte dabei von einem Handelsboom, der mehr Geld in die Kassen spülte. Auch zu Beginn des zweiten Quartals blieben die Kunden überdurchschnittlich aktiv: «Das Level der Transaktionen lag im April immer noch über dem Vorkrisenlevel», sagte der Deutsche. Er arbeitet seit 2005 für Credit Suisse.

Das gute Wachstum der Division hatte Befürchtungen geweckt, dass dieses mit erhöhten Risiken erkauft worden sein könnte. Dafür gibt es bisher kaum Anzeichen. Die Rückstellungen für Kreditrisiken beliefen sich im ersten Quartal auf überschaubare 39 Millionen Franken.

«Wir verbringen viel Zeit mit der Auswahl und dem Management von Risiken. Und die Investitionen in das Risikomanagement haben sich für uns ausgezahlt», sagte Wehle. Auf dem Höhepunkt der Coronavirus-Krise kam es angesichts des Einbruchs der Vermögenswerte zu Unterdeckungen, sodass Kunden Geld nachschiessen mussten. «Diese (Unterdeckungen) wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt fast auf Null reduziert, ohne dass es zu materiellen Verlusten gekommen wäre».

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