Mit der Credit Suisse verschwindet ein Finanzinstitut mit einer 167-jährigen Geschichte vom Schweizer Finanzplatz. Eine Kette von fatalen Fehlern und anhaltenden tiefroten Zahlen hat dazu geführt, dass die Kunden ihr Vertrauen in die Bank verloren haben und massenweise ihre Gelder abgezogen haben.
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Das Credit-Suisse-Logo in Genf. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die am Wochenende beschlossene Übernahme der Schweizer Grossbank durch die UBS wirft nicht nur national sondern auch international hohe Wellen.

Die Credit Suisse gehört – wie auch die UBS – zu den weltweit 30 global-systemrelevanten Banken (G-SIB). Hinter der UBS zählt sie als zweitbedeutendste weltweit tätige Vermögensverwaltungsbank. Auch im US-dominierten Investment Banking hatte sie zuletzt eine sehr starke Stellung.

Ihre Ursprünge führt die Credit Suisse auf den schweizerischen Wirtschaftspionier Alfred Escher zurück. 1856 gründete Escher die «Schweizerische Kreditanstalt» um die Industrialisierung und den Eisenbahnbau in der Schweiz zu finanzieren. Die Bank expandierte in den darauffolgenden Jahrzehnten sowohl national wie international. 1964 erhielt die SKA auch eine Banklizenz in den Vereinigten Staaten.

Eine gravierende Krise durchlief die SKA im Jahr 1977 mit dem sogenannten «Chiasso-Skandal». Die Filiale Chiasso hatte damals Steuerfluchtgelder aus Italien nach Liechtenstein verschoben und von dort aus unrechtmässig investiert. Die Aufdeckung des Skandals führte zu Rücktritten in der Geschäftsleitung des Instituts und zu einem Milliardenverlust für die Bank.

Ab den späten 1970er Jahren engagierte sich die Bank unter dem Dach der CS Holding immer stärker im US-Investmentbanking mit der Zusammenarbeit und dann der vollständigen Übernahme des US-Instituts First Boston. Weitere Akquisitionen kamen dazu, unter anderem im Jahr 2001 der sehr kostspielige Kauf der US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette.

Aber auch im Inland expandierte die Bank weiter, in den 1990er Jahren vor allem mit den Akquisitionen der Bank Leu und der Schweizerischen Volksbank, damals die fünft- und viertgrössten Banken der Schweiz. Mit Plänen, sich in einen «Allfinanzkonzern» zu wandeln, übernahm die Bank Ende der 1990er Jahre den Versicherungskonzern Winterthur. Allerdings wurde der Versicherer bereits 2006 wieder an den Axa-Konzern verkauft.

Durch die Finanzkrise von 2008 kam die Credit Suisse deutlich besser als die Konkurrentin UBS, die vom Staat gerettet werden musste. Als «verschontes Institut» verpasste die CS im Urteil vieler Beobachter allerdings eine tiefgreifende Restrukturierung. Während die UBS etwa ihr Investment Banking deutlich verkleinerte, hielt die CS an dem riskanten und stark volatilen Geschäft fest.

Zudem begleiteten immer wieder negative Schlagzeilen die Bank. So sorgten exzessive Boni des Bankmanagements für Unmut, vor allem für den langjährigen CEO Brady Dougan. Wenig Glück hatte aber auch Dougans Nachfolger Tidjane Thiam, der in der Folge einer monatelang schwelenden Bespitzelungsaffäre zurücktreten musste. Und auch die Berufung des portugiesischen Banker António Horta-Osório, der 2021 zum neuen VR-Präsident ernannt wurde, war alles andere als ein Glücksfall. Weniger als ein Jahr nach Amtsantritt musste er wegen groben Verstössen gegen Corona-Regeln bereits wieder den Hut nehmen.

In den vergangenen beiden Jahren ist es mit der CS fast nur noch bergab gegangen. Das CS-Management unter Thomas Gottstein musste 2021 zunächst die Schliessung der 10 Milliarden schweren «Greensill-Fonds» mit wohl hohen Verlusten für die Investoren mitteilen. Nur Wochen später folgte der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos mit Milliardenverlusten für die Schweizer Bank. Auch 2022 war ein sehr schwieriges Jahr. Aus der Negativspirale von Reputationsverlust, sinkenden Erträgen und zuletzt auch immer stärker abwandernden Kunden hat sich die Bank auch 2022 nicht befreien können.

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