Barry Callebaut verschreckt Anleger mit schlechten Zahlen
Barry Callebaut, der weltgrösste Schokoladenproduzent, leidet weiter unter hohen Kakaopreisen – aktuelle Geschäftszahlen enttäuschten Anleger und Analysten.

Der weltgrösste Schokoladenproduzent Barry Callebaut leidet weiter unter den hohen Kakaopreisen. Die neuesten Geschäftszahlen verschreckten Anleger und Analysten.
In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres – von September bis Mai – verkaufte Barry Callebaut deutlich weniger Schokolade als erwartet. Laut Firmenangaben vom Donnerstag schrumpfte die Verkaufsmenge um 6,3 Prozent auf 1,6 Millionen Tonnen. Allein im dritten Quartal sank der Absatz um 9,5 Prozent. Analysten hatten mit einem deutlich geringeren Rückgang gerechnet.
Viele Kunden hätten angesichts der massiven Preisschübe ihre Bestellungen verschoben oder reduziert, erklärten die Unternehmensvertreter. Barry Callebauts Kunden sind primär Produzenten von Schokoladen-Endprodukten, und diese sehen zunehmend ihren Absatz wegen der gestiegenen Preise infolge der Kakaopreisexplosion bedroht.
Barry Callebaut selber kann die höheren Rohstoffpreise an die Kunden weitergeben. Daher stieg der Umsatz in den ersten neun Monaten um knapp 50 Prozent auf 10,9 Milliarden Franken.
Lindt-CEO warnt vor schwierigem Marktumfeld
CEO Peter Feld sprach von einem «beispiellosen» und «volatilen» Marktumfeld, das die Branche seit eineinhalb Jahren belaste. Die Lage sei von explodierenden Kakaopreisen, gestörten Lieferketten und einer geringeren Nachfrage geprägt – nicht zuletzt aufgrund der US-Zollpolitik, die laut Feld «extrem verunsichernd» auf die Kunden wirke.
Angesichts der Entwicklung senkte der Konzern seine Jahresziele erneut. Statt eines mittleren einstelligen Absatzrückgangs wird nun ein Minus von rund 7 Prozent erwartet. Beim wiederkehrenden Betriebsgewinn strebt Barry Callebaut noch ein Wachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich an.
An der Börse kam das alles schlecht an: Die Aktie brach zweistellig ein. Seit Jahresstart summieren sich die Verluste auf über 25 Prozent. Das Papier zählt zu den klaren Underperformern.
Analysten zeigten sich enttäuscht. Besonders kritisch sahen sie die wiederholte Korrektur der Ziele. Dies wecke Zweifel an der Visibilität des Managements, hiess es.
Barry Callebaut will Schuldenquote senken
Ein weiteres Sorgenkind bleibt die Verschuldung. Im Februar lag das Verhältnis von Nettoschulden zum operativen Gewinn bei 6,5. Nun kündigte Finanzchef Peter Vanneste an, den Wert auf unter das 3,5-Fache senken zu wollen – nannte jedoch keinen Zeithorizont. Zur Umsetzung setzt Barry Callebaut auf den Abbau von Lagerbeständen, eine flexiblere Einkaufsstrategie, mehr Effizienz und neue Finanzierungsinstrumente.
Der massive Anstieg des Preises für Kakaobohnen hatte zu einem Anstieg des Warenlagers geführt. Dieses musste finanziert werden. Vanneste versicherte, dass man über genügend Liquidität und Puffer verfüge, um trotz volatiler Kakaopreise über die Runden zu kommen.
Der dramatische Anstieg der Kakaopreise gilt als Hauptursache der aktuellen Lage. Diese stiegen im Jahresvergleich im Schnitt um 43 Prozent und überschritten zeitweise 9400 Pfund (rund 10'164 Franken) pro Tonne, bevor sie zuletzt auf 6450 Pfund (rund 6975 Franken) zurückfielen.
Verantwortlich sind schlechte Wetterbedingungen in Westafrika sowie Spekulationen auf den Terminmärkten. Langfristige Entlastung könnte von neuen Anbaugebieten wie Ecuador oder Indonesien kommen – allerdings erst mit zeitlicher Verzögerung.