«Hesch mr ä Stutz?» Viele Menschen sind verunsichert, wie sie auf diese Frage reagieren sollen. Silvio Flückiger, Leiter von Pinto in Bern klärt auf.
Umgang mit Bettlern: Silvio Flückiger, Leiter Interventionsgruppe Pinto, klärt über die diversen Situationen auf. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Vorweihnachtszeit sind schweizweit wieder viele Bettler auf den Gassen unterwegs.
  • Passanten sind im Umgang mit Bettlern oft verunsichert: Soll man Geld oder Essen geben?

Ein junger Mann sitzt vor der Rolltreppe, die zum Bahnhof hinunterführt und streckt den Pendlern die offene Hand entgegen. Eine Vierergruppe spielt die ersten Weihnachtsmelodien in den Gassen, die Instrumentenkoffer liegen offen auf der Strasse – ein paar Rappen haben sie bereits gesammelt. Und während Passanten von einem Einkaufshaus zum anderen hetzen, werden sie von einer hageren Frau mit blonden Locken angehauen: «Hesch mr ä Stutz?»

Eine eigentlich harmlose Frage, durch die sich aber viele Menschen gestört, wenn nicht sogar bedrängt fühlen. Die meisten sind vor allem eines: verunsichert. Wie soll ich mit Bettlern umgehen? Silvio Flückiger von der Investitionsgruppe Pinto in Bern hat eine einfache Antwort: «Bettler sind Menschen wie du und ich, einfach in einer anderen Lebenssituation. Das wichtigste ist, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.»

Das ganze Interview mit Silvio Flückiger, Leiter Interventionsgruppe Pinto. - Nau

Aggressives Betteln

Vorweihnachtszeit: Die Menschen eilen durch die Strasse, auf der Suche nach dem perfekten Weihnachtsgeschenk. Die Bettler sehen eine Einkaufstüte nach der anderen an sich vorbeiziehen. «Für alles wird so viel Geld ausgegeben, nur für mich hat niemand einen Franken», erklärt Silvio Flückiger einen möglichen Gedankengang, der zu aggressivem Betteln führen kann. «Jeder von uns ist irgendwann frustriert, wenn er den ganzen Tag ignoriert oder sogar verachtet wird. Ist jemand dann gerade noch auf Entzug, können die Nerven schnell verloren gehen.»

Das sei keine Entschuldigung, aber eine Erklärung. «Aggressives Betteln fängt bei uns schon dann an, wenn jemand den Passanten nachläuft oder sich sonst aufdringlich verhält.» Die Mitarbeiter von Pinto würden dann das Gespräch suchen und der Person erklären, dass ihr Verhalten nicht toleriert wird. «Auch das gehört zur Arbeit von Pinto, viele solche Fälle haben wir aber nicht», sagt Silvio Flückiger. Pinto steht für Prävention, Intervention und Toleranz. Die Gruppe besteht aus zehn Angestellten und ist fast jeden Tag auf den Berner Gassen unterwegs – im ständigen Austausch mit Obdachlosen und Bettlern.

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