Bei Berner Impstoffherstellerin zittern 300 Angestellte um Job
Der Impfstoffentwickler Janssen prüft die Schliessung des Werks in Bern-Bümpliz. Bis zu 300 Mitarbeitende könnten davon betroffen sein.

Der Impfstoffentwickler Janssen prüft die Schliessung seines Werks in Bern-Bümpliz. Er hat am Dienstag bei den Arbeitnehmern ein Konsultationsverfahren zur Suche nach Alternativen eröffnet. Von einer Schliessung des Werks könnten bis zu 300 Angestellte betroffen sein.
Wie die Tochterfirma des US-Pharmariesen Johnson & Johnson am Dienstag mitteilte, gibt es zwei Gründe für die Überlegungen, das Werk in Bern zu schliessen. Erstens weist ein neuer Impfstoff zur Vorbeugung von Infektionen durch Kolibakterien nicht die gewünschte Wirksamkeit auf.
Partnerschaft mit Sanofi endet
Der Prüfimfpstoff gegen extraintestinale pathogene Escherichia coli (ExPEC) weise zwar ein akzeptables Sicherheitsprofil auf. Das hätten Überprüfungen gezeigt. Er weise jedoch keine ausreichende Wirksamkeit gegenüber Placebos auf, schreibt Janssen. Placebos sind Scheinmedikamente, die einem echten Medikament in Aussehen und Geschmack gleichen, ohne dessen Wirkstoffe zu enthalten.
Daher ende eine Partnerschaft mit dem französischen Pharma-Unternehmen Sanofi zur Entwicklung dieses Impfstoffs Ende September.
Der zweite Grund für die Schliess-Überlegungen ist, dass in Bern die Produktion der Lentiviral-Vektor-Produktion demnächst ausläuft. Das global tätige Unternehmen Johnson & Johnson steht laut Mitteilung vor der Einweihung eines neuen, viel grösseren Werks in den Niederlanden.
Bis zu 300 Mitarbeitende betroffen
Dieses holländische Werk werde die prognostizierte globale Nachfrage nach Lentiviralaler Vektoren künftig vollständig decken.
Aufgrund dieser beiden Elemente hat Janssen das formelle Konsultationsverfahren eingeleitet. «Sollten diese vorgeschlagenen Massnahmen nach Abschluss der Konsultation umgesetzt werden, könnten über einen Zeitraum von 18 Monaten schrittweise bis zu 300 Mitarbeitende betroffen sein», steht im Communiqué.
Janssen-Werk 1898 gegründet
Für den Standort Bern werde derzeit verschiedene strategische Optionen, einschliesslich eine mögliche Veräusserung, geprüft. Das Unternehmen stehe im «engen, stetigen Austausch» mit der Arbeitnehmervertretung, um potenzielle Alternativen zu prüfen. Dazu gehörten nach Möglichkeit auch Versetzungs- und Weiterbeschäftigungsoptionen.
Das Janssen-Werk in Bern hat eine lange Geschichte: Es wurde 1898 als Schweizerisches Serum- und Impfinstitut gegründet.
Laut dem Branchenportal medinside.ch waren 2022 gemäss Janssen 500 Personen in Bern-Bümpliz beschäftigt. Das Werk hiess einst auch Berna Biotech, bis es 2006 vom niederländischen Biotechnologieunternehmen Crucell übernommen wurde. Seit 2011 gehört es zu Janssen Pharmaceutical Companies of Johnson & Johnson.
Johnson & Johnson betreibt laut der Firmen-Webseite mehrere Standorte in der Schweiz.