Von «Heldin» bis «Tschugger»: Der Schweizer Film steht auf dem Spiel
Der 8. März wird zum Schicksalstag für das Schweizer Filmschaffen: Wird die Halbierungsinitiative angenommen, hat das massive Auswirkungen. Ein Gastbeitrag.

Das Wichtigste in Kürze
- Prisca Häberli ist Campaignerin bei der Allianz Pro Medienvielfalt.
- Mit einer halbierten SRG stünde das Schweizer Filmschaffen auf dem Spiel, schreibt sie.
- Die SRG unterstützt die Branche mit 34 Millionen Franken pro Jahr.
Ein langer Flur, grelles Licht, der Alarm piepst. Pflegefachfrau Floria atmet tief ein, bevor sie ihre Schicht beginnt. Eine Patientin ruft nach Hilfe, ein alter Mann wartet ungeduldig auf seine Diagnose, eine krebskranke Frau bräuchte Zuspruch. Die Abteilung ist überbelegt und unterbesetzt – eine Kollegin von Floria ist ausgefallen.
Die Atmosphäre dieses Films ist bedrückend, manchmal kaum auszuhalten. Doch genau das ist seine Stärke: «Heldin» hält uns den Spiegel vor und regt dazu an, sich mit dem Gesundheitssystem von heute auseinanderzusetzen.

Dass solche Filme überhaupt produziert werden können, liegt an der SRG. Das öffentliche Medienhaus finanziert einen erheblichen Teil solcher Werke.
Schweiz droht, etwas ärmer und farbloser zu werden
Bei der Volksabstimmung über die Halbierungsinitiative vom 8. März geht es nicht nur um die Halbierung des SRG-Budgets, es geht auch um die Zukunft des Schweizer Filmschaffens.
Das Scheinwerferlicht für den Schweizer Film würde bei einem Ja nur noch flackern: Serien wie «Tschugger», «Wilder» oder «Frieden» wären kaum mehr zu finanzieren. Die Schweiz geht deswegen nicht unter, wird aber ein Stück ärmer und farbloser.

Die SRG unterstützt Produktionen aus der Schweiz mit 34 Millionen Franken pro Jahr. Das hat sie mit der Filmbranche im sogenannten «Pacte de l'audiovisuel» vereinbart. Dadurch entstehen jährlich Dutzende von Filmen und Serien. Viele davon schaffen es in die Kinos und begeistern ein breites Publikum.
Klar, bei Unterhaltung und Kultur gehen die Geschmäcker auseinander. Die einen mögen Komödien, andere düstere Krimis oder sozialkritische Dramen. Der Wert von Filmen und Serien zeigt sich jedoch nicht daran, ob sie allen gefallen, sondern dass sie produziert werden und zum Nachdenken oder zum Schmunzeln führen.
Mit einer halbierten SRG würde es in weiten Teilen der Schweizer Filmbranche still werden. Geschichten aus der Schweiz, regionale Perspektiven und Eigenheiten hätten kaum mehr Platz. Was bleibt, ist das, was sich refinanzieren lässt – nicht das, was erzählt werden sollte.
Hohe Lebenshaltungskosten? SRG ist nicht schuld
Kultur, Unterhaltung, Sport und Information, so wie sie die SRG liefert, kosten Geld. Die Befürworter der SRG-Halbierungsinitiative argumentieren genau damit – mit dem Portemonnaie. Doch die SRG ist nicht verantwortlich dafür, dass die Lebenshaltungskosten steigen.
Die Haushaltsabgabe liegt heute bei rund 92 Rappen pro Tag. Ab 2029 werden es noch 82 Rappen sein. Dann ist bereits die fünfte Gebührenreduktion seit 2015 umgesetzt.
Dass am Ende des Monats weniger im Portemonnaie bleibt, liegt nicht an der SRG – auch wenn der ehemalige Gewerbefunktionär Hans-Ulrich Bigler das immer wieder behauptet
Es sind die Krankenkassenprämien und die Mieten, die stetig steigen. Über den Auftrag der SRG soll man immer wieder diskutieren. Eine Halbierung des Budgets hingegen ist sinnfrei. Sie bringt kaum Entlastung für die Haushalte, sondern würde vieles gefährden, was für unsere Kultur wichtig ist.
Zur Autorin
Prisca Häberli hat rund 15 Jahre für die private Medien gearbeitet. Ihre Sporen verdiente sie sich als Videojournalistin bei TeleBärn ab, danach wechselte sie zu Energy Schweiz, wo sie auch die News-Redaktionen leitete. Seit Herbst 2025 arbeitet sie als Campaignerin bei der Allianz Pro Medienvielfalt, die sich seit 2022 gegen die SRG-Halbierungsinitiative engagiert. Zu dieser Allianz gehören aktuell über 6200 Einzelpersonen und 30 Organisationen – vom Schweizerischen Fussballverband bis zu Travail.Suisse.














