Unser Kolumnist findet Masken blöd - trotzdem trägt er eine, wenn es angebracht ist. Er hat die SwissCovid-App installiert, obwohl sie nicht vor Corona schützt.
Reda El Arbi
Gastautor bei Nau.ch: Reda El Arbi. - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nau.ch-Kolumnist Reda El Arbi erklärt die linksgrünversiffte Welt.
  • Reda El Arbi erlangte als Blogger und Journalist Bekanntheit.
  • Bis 2011 war er Chefredaktor des Satiremagazins «Hauptstadt».
  • Er lebt mit Frau und zwei Hunden in Stein am Rhein SH.

Maskentragpflicht? Wenn es in der Schweiz demnächst eine geben wird, haben wir das nicht den Leuten zu verdanken, die Masken tragen, sondern denen, die zu eitel, zu dumm oder zu trötzlig sind, um dann eine zu tragen, wenn es angebracht wäre. Die Empfehlungen sind klar: Wo man keine Distanz halten kann - Maske auf.

Bei der ersten Corona-Welle sind wir in der Schweiz mit einem blauen Auge davongekommen, verglichen mit Schweden, oder den USA, wo noch immer Menschen zu Tausenden sterben, hatten wir einige finanzielle Einbussen und eine tiefe Sterberate. In erster Linie, weil die meisten meiner Mitmenschen hier eine gewisse Vernunft zeigten und sich mit etwas Murren an die Lockdownregeln hielten.

Jetzt scheint diese Vernunft sich in Luft aufgelöst zu haben und wir rennen mit offenen Armen und debilem Grinsen einer zweiten Welle entgegen. Nicht nur, dass die SchweizerInnen kaum Masken tragen, auch bei der Installation der Tracing-App sind starke Widerstände zu spüren. Leute, die sich weigern, zu faul sind oder ganz einfach alles ignorieren, was das BAG und die Epidemiologen empfehlen.

Ich fühl mich auch ziemlich doof, wenn ich eine Maske trage. Das liegt wohl an meiner Eitelkeit. Und ich setze auch keine auf, wenn ich alleine im Zug sitze. Wenn ich aber im vollen Tram sitze, ist es keine Frage: Maske auf. Es ist ein kleines Opfer, wenn man bedenkt, wie dumm wir in einem zweiten Lockdown aus der Wäsche gucken.

Neben dem passiven Verweigern der Maske gibts aber auch Idioten, die denken, sie seien immun gegen das Virus, und die sich einen Dreck drum scheren, wen sie infizieren könnten. Letztes Wochenende gabs zum Beispiel einen Superspreader-Event in einem Zürcher Club: dreihundert Gäste mussten in Quarantäne.

Nachtclub
So soll es in Nachtclubs aussehen: Club Mad in Lausanne nach Lockerung der Corona-Regeln, Sommer 2020. - Keystone

Und ja, raten Sie mal. Genau, gestern Abend vor dem gleichen Club eine lange Schlange von - wie soll ichs höflich ausdrücken? - unsensiblen, kognitiv einseitig begabten Menschen, die sich unbedingt in einem engen Raum bei lauter Musik gegenseitig in den Hals spucken wollen und das dann «Spass» nennen. Und das Gleiche wieder überall in der Stadt. Party. Yay.

Und bei der App? Esoterische Datenschutz-Aktivisten machen gerade Stimmung gegen die Swisscovid-App. Ultra-Nerds, die ihren engen Fokus nicht von der Technologie auf den Menschen erweitern können, haben Angst, man könne die App hacken.

Stimmt. Man kann alles hacken, mit genug Zeit und genug Knowhow. Aber, wer um Himmels Willen will eine solche App hacken, wenn die meisten Leute nicht mal ihr Betriebssystem auf dem neuesten Stand haben, weil die Sicherheitsupdates zu mühsam sind? Da gibts einfachere Wege in die Smartphones der Leute.

Ja, jede digitale Technologie ist hackbar, aber wer hat Interesse an diesen Informationen? Wer will Ihren stetig wechselnden App-Code wissen, und vor allem: Wozu, um Himmels willen? Wenn ich wissen will, ob jemand die App installiert hat, oder ob jemand sich mit Corona infiziert hat, gehe ich einfach hin und frage. Oder wie Martin Steiger von der Digitalen Gesellschaft es auf Twitter formuliert hat: Es heisst zwar «Datenschutz», aber es sind am Ende immer Menschen, die geschützt werden sollen.

Dann gibts Dummbatzen, die bei der App «Totalitärer Staat» rufen, weil es ihnen an technischem Verständnis fehlt, um die dezentrale Architektur der App zu begreifen. Und natürlich machen sie das auf einem Smartphone in den Sozialen Medien. Der Staat hat durch die App keinen Zugriff auf Ihre Daten, Ihr Handy oder Ihr Bewegungsprofil. Hingegen hat Ihr Provider (Swisscom, Sunrise, Salt, etc.) jederzeit Ihre Standortdaten, der Anbieter ihres Handybetriebssystems (Apple oder Google) weiss seit Kauf des Handys, wo Sie gerade sind, wer in Ihrer Nähe ist, wie oft Sie Ihre Unterwäsche wechseln und wem Sie unanständige Nachrichten geschrieben haben.

Die letzten aufrechten Kämpfer gegen die digitale Diktatur des Bundesamtes für Gesundheit. - Twitter

Wenn Sie also denken, das BAG sei hinter Ihren Daten her, um Sie auszuspionieren, sollten Sie sich mal auf Grössenwahn untersuchen lassen. Niemand interessiert sich für Ihre Daten, ausser die Firmen, die damit Geld machen. Und denen geben Sie diese jeden Tag freiwillig. Zum Beispiel in den sozialen Medien, auf denen Sie sich über Überwachung beschweren.

Ich weiss, die App schützt nicht vor Ansteckung. Aber kombiniert mit Maskentragen, Abstand halten und einfach etwas gesundem Menschenverstand könnten wir damit einen zweiten Lockdown verhindern.

Und nochmals, damit keine Zweifel bestehen: Für einen zweiten Lockdown wäre nicht das Virus verantwortlich, sondern dümmliche Paranoiker, ignorante Maskenverweigerer und fahrlässige Party-Hallodris.

Setzen Sie eine Maske auf, installieren Sie die App, feiern Sie noch nicht mit 300 Leute auf engstem Raum Partys. Sonst ist bald wieder Sense.

Interessenbindung: Reda El Arbi ist Social-Media-Beauftragter von SwissCovid App Facts.

Zum Autor: Reda El Arbi ist 50-jährig, kommt aus Zürich und zog vor einigen Jahren nach Stein am Rhein. Grosse Bekanntheit erlangte er mit seinem Zürcher «Stadtblog» für den «Tagesanzeiger». El Arbi schreibt unverblümt, hat zu allem eine Meinung und polarisiert auch gern. Er ist verheiratet und lebt mit Frau und Hund in Stein am Rhein SH.

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