Angriff auf Gott in der Verfassung. Geht gar nicht, findet unser Halleluja-Kolumnist und hofft, dass Molinas Vorstoss Christen in diesem Land beflügelt.
Sam Urech
Sam Urech besucht die Freikirche FEG Wetzikon. - Fotograf: Sebastian Heeb
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sam Urech aus dem Zürcher Oberland ist Halleluja-Kolumnist auf Nau.ch.
  • Sind Sie seiner Meinung? Eher nicht? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.
  • Den Autor erreichen Sie per E-Mail unter sam@hisam.ch.

Heute möchte ich mit Ihnen über SP-Nationalrat Fabian Molina und seinen Vorstoss im Parlament sprechen. Ich habe mich schrecklich aufgeregt darüber und rege mich noch immer auf, sehe mittlerweile aber auch Chancen.

Darum gehts: Der emsige Molina will die Einleitung der Schweizer Bundesverfassung umschreiben. Da steht aktuell: «Im Namen Gottes des Allmächtigen! Das Schweizervolk und die Kantone, in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung, ...»

SP-Molina meint, Gott habe in der Bundesverfassung nichts zu suchen. Er finde diese Präambel «hochmütig und anmassend» und wolle den Schöpfer zum Wohle der Glaubensfreiheit, der diese Einleitung widerspreche, aus der Verfassung verjagen.

SP
Fabian Molina will eine «gottlose» Verfassung. - keystone

Wie bitte? Diese Einleitung torpediert meines Erachtens die Glaubensfreiheit nicht im Geringsten, da sie niemanden ausschliesst, sondern lediglich betont, auf welchem Fundament unser Land gegründet wurde.

Kleiner Einschub: Christliche Werte fördern immer die Glaubensfreiheit. Will ein Christ einen anderen Menschen zum Christentum zwingen, hat er selbst Christus falsch verstanden.

Bei dieser Präambel geht es nicht um Druck, sondern um Demut gegenüber dem Schöpfer. Ein wundervolles Erbe unserer Nation, aus dem so viel Segen entstand. Rotes Kreuz, Caritas, Heilsarmee, die Liste ist fantastisch lange – sie alle haben ein christliches Fundament.

Molinas Marketing-Coup

Nach der Annahme des Burkaverbots rechnete ich mit einer Retourkutsche von links. Würde der grossartige (!) Schweizerpsalm wieder mal zum Thema werden oder gar das Schweizerkreuz?

Zurück zu Grün-rot-gelb? Das wundervolle Schweizerkreuz und die Helvetik-Flagge von 1799. - keystone

Nein, die Präambel der Bundesverfassung rückt ins Scheinwerferlicht. Ich versuchte nach langem Kopfschütteln zu ordnen, was da gerade passiert: Aus Marketing-Sicht ist der Vorstoss von Molina brillant.

Während alle über Corona reden, kreiert er aus dem Nichts ein Thema, das ihn zum heissen Eisen in jeder (Zoom-)Gebetsstunde macht.

Gott aus der Verfassung streichen – was halten Sie davon?

Und tatsächlich sehe ich mittlerweile sogar Gutes an seinem irrsinnigen Vorstoss: Christen sollten dringend über die Bücher. Hier dazu einige Gedankenanstösse.

Was war da mit der Burka?

In den sozialen Medien lese ich von empörten Christen, dass Molina den Glauben als Feindbild heraufbeschwöre und er mit seinem Vorstoss nur gegen ein Symbol ankämpfe – ohne wirklichen Nutzen für die Schweiz. Also reine Provokation.

Nun ja, sehe ich natürlich auch so. Aber haben wir am 7. März nicht etwas Ähnliches gemacht? Wenn ich mich richtig erinnere, erblickte ich im geliebten Wetzikon noch nie eine Burka. Aber viele Christen wollten trotzdem ein Zeichen setzen gegen die Islamisierung.

Das macht nun auch Molina: Er will ein Zeichen setzen für eine Schweiz ohne Gott. Nervt natürlich, klar. Aber versinken wir deswegen bitte nicht in Selbstmitleid.

Verfassung
Bundesverfassungen. - Keystone

Warum verliert unser Glaube an Gewicht?

Immer wieder höre ich von Christen das: «Die Schweiz verliert ihre christlichen Werte. Es geht bachab mit uns.» Ja, tatsächlich büsst der Glaube hier an Bedeutung ein. Warum? Wegen den Linken?

Ich glaube, dass jedes Wort in der Bibel stimmt. Vielen Christen wird es ähnlich gehen – also glauben wir daran, dass ein unfassbar kraftvoller Heiliger Geist in uns lebt, oder?

Merkt man uns Christen diesen Power an? Sprudeln wir vor Freiheit, Freude und Liebe? Sind wir für Nachbarschaft und Gesellschaft ein unentbehrlicher Segen?

Jesus Christus
Lebe ich so, wie es Jesus vorzeigte? - zVg

Also zumindest mein Alltag ist nicht grad prall gefüllt mit Göttlichem. Ich rede gerne über Jesus, ja, aber habe ich begriffen, wie kraftvoll er ist, wenn mich ein Marketing-Gag eines Politikers aus der Bahn werfen kann?

Anders ausgedrückt: Molinas Präambel-Angriff könnte uns am Steissbein vorbeigehen und hätte keine Chance, wenn wir uns darauf besinnen würden, was wir Christen für einen starken Gott haben.

Möge uns Molina aufrütteln

Der Zeitgeist ist nicht unser Problem. Wir sind das Problem des Zeitgeistes, indem wir uns zu sehr ablenken auf Nebenschauplätzen und vergessen, welche Kraft in uns lebt. So versinken wir in Bequemlichkeit oder gar Streitigkeiten untereinander und verlieren den positiven Einfluss in dieser Gesellschaft.

Logisch werden die Kreuze in den Schulzimmern abgehängt, die Verfassung umgeschrieben, Nationalhymne und Wappen säkularisiert. Warum sollte die Schweiz noch christliche Werte achten, wenn die Christen nicht vorangehen?

Super, dass uns Molina aufweckt. Möge uns, im Namen Gottes des Allmächtigen, sein Vorstoss nicht einschüchtern, sondern beflügeln.

***

Zum Autor:

Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet und Vater von zwei Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Kommunikationsagentur «ratsam».

Er liebt seine Familie, seine Kirche, Guinness, Fussball, Darts, den EHC Wetzikon, Preston North End und vor allem Jesus Christus. Sam schreibt wöchentlich auf Nau.ch über seine unverschämt altmodischen Ansichten. Wenn Sie hier klicken, finden Sie alle seine Halleluja-Kolumnen.

Fragen oder Anregungen? Sie finden Sam auf Facebook und Instagram (samurech.ch) sowie auf Twitter (samurech).

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