Heute Sonntagabend findet das Eröffnungsspiel der WM 2022 statt. Einige Beizen boykottieren die Übertragungen der Spiele. Andere können nicht darauf verzichten.
Nur wenige Pubs in Zürich sind im Aussenbereich mit Fahnen der WM-Teilnehmer dekoriert. - Nau.ch / Drone-Air-Media.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem Spiel zwischen Katar und Ecuador beginnt heute um 17 Uhr die WM 2022.
  • Der «Löscher» in Bern und die «Nordbrücke» in Zürich etwa boykottieren die Spiele.
  • Andere Beizen erklären, weshalb sie trotz Boykott-Aufrufen die Spiele übertragen werden.

Heute geht es los: Um 17 Uhr findet das Eröffnungsspiel der umstrittenen WM 2022 zwischen Katar und Ecuador statt. Weltweit wird aber zum Boykott aufgerufen – unter anderem wegen der vielen Toten beim Bau der Stadien in Katar.

Doch was machen Schweizer Beizen? Diese sind diesbezüglich gespalten. Die Pächter der «Nordbrücke» in Zürich etwa haben sich für einen Boykott der WM 2022 ausgesprochen. «Es gibt diesmal einfach zu viele gute Gründe, die gegen eine Übertragung dieser WM sprechen», heisst es.

Teil der Einnahmen spenden

Die «Calvados-Bar» in Zürich hat sich hingegen entschieden, die WM-Spiele zu zeigen. In einer im Oktober veröffentlichten Stellungnahme nennt die Bar mehrere Gründe für den Entscheid. Zum einen sei man auf die Kundschaft angewiesen, um den Mitarbeitern die Löhne zu zahlen.

WM 2022 Public Viewing
Schweizer Fans schauen am 2. Juli 2021 in der Amboss Rampe in Zürich das EM-2020-Spiel zwischen der Schweiz und Spanien. - Keystone

Zum anderen werde man einen Teil der Einnahmen einem Projekt spenden, das notleidende Wanderarbeiter in Katar, Saudi-Arabien und Malaysia unterstützt. Dennoch hätten alle, «die diese ökologisch widersinnigen Winterspiele im Wüstenstaat boykottieren», ihr Verständnis.

«Möchten diese WM nicht unterstützen»

Auch in Bern gibt es solche, die das Fussball-Grossereignis boykottieren. So etwa das Restaurant «Löscher»: «Der Entscheid kam von der Geschäftsleitung, wir möchten diese WM nicht unterstützen», heisst es auf Anfrage von Nau.ch.

Werden Sie die WM in Katar boykottieren?

Im «Pickwick Pub» in Bern wiederum wird auf einen Boykott verzichtet. «So lange die Verbände sich nicht weigern, mitzumachen, ändert sich nichts», sagt der stellvertretende Geschäftsführer Heinz Nüssli. «Also geniessen wir die WM und hoffen auf gute Spiele.»

Auch das YB-Stadion-Restaurant «Eleven» zeigt «jedes Spiel, welches während unseren Öffnungszeiten stattfindet», sagt Leiterin Anna Lindgren. «Als Stadionrestaurant haben wir viele fussballbegeisterte Gäste, welche auch nebst den YB-Spielen zu uns zum Fussballschauen kommen.»

WM 2022 Boykott Beizen
Ein Plakat mit dem Aufruf, die WM 2022 in Katar zu boykottieren, ist an der Wand einer Beiz in Köln (D) angemacht. (Symbolbild) - Keystone

In Basel sieht die Situation ähnlich aus. Das Lokal «Gare du Nord» hat sich nach einer internen Diskussion gegen das Zeigen der WM-Spiele entschieden. Der Entschluss sei nicht leicht gefallen, erklärt Alexa Tapen in der «Basler Zeitung». Es seien vor allem moralische Aspekte im Vordergrund gestanden.

«Nachhaltigere Wege» als Boykott der WM 2022

In der Basler Fussballbar «Didi Offensiv» kann man die Spiele der WM 2022 hingegen schauen. «Jede und jeder muss für sich entscheiden, ob er oder sie die WM-Spiele in Katar schauen möchte oder nicht. Wir respektieren jede Haltung», schreiben die Geschäftsführer in einer Medienmitteilung.

WM 2022
Auch die Fans des FC Zürich haben am letzten Heimspiel ein Banner aufgehängt, auf dem zum Boykott der WM 2022 aufgerufen wird.
WM 2022 Katar Boykott-Aufrufe
Vor allem in deutschen Stadien wurde zuletzt oft Boykott-Banner gezeigt, wie hier in Freiburg.
WM 2022 Katar Boykott-Aufrufe
Fans von Hertha BSC zeigen, was sie an der WM 2022 in Katar stört.
WM 2022 Katar Boxkott-Aufrufe
Boykott-Aufrufe gab es auch in österreichischen Stadien, wie hier in Wien.
WM 2022 Katar Boykott-Aufruf
Ein Zettel mit der Aufschrift «Kein Katar in meiner Kneipe» hängt an der Tür einer Beiz in Deutschland.

«Wir finden aber, dass es nachhaltigere Wege gibt, sich für eine Veränderung des Fussballgeschäfts einzusetzen, als eine WM zu boykottieren.» Zudem sei es mit dem Konzept der Bar schwierig, Fussball zu boykottieren, wie Co-Geschäftsführer Raphael Pfister der Zeitung sagt.

Auch wenn er den Sinn hinter einem WM-Boykott verstehe, findet er die Debatte scheinheilig: «Dann müsste man strikt sein in seiner Lebensführung, und das kapitalistische System in seiner Ganzheit boykottieren.»

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