Wer sich für Frauenrechte einsetzt, müsse auch dem Tierwohl Sorge tragen – und umgekehrt. Das verlangen die Öko-Feministinnen.
Kein feministisches Mahl: Fleisch zu essen, argumentieren vor allem Veganer, verstosse gegen feministische Ideale.
Kein feministisches Mahl: Fleisch zu essen, argumentieren vor allem Veganer, verstosse gegen feministische Ideale. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Feministische und vegane Ideale überschneiden sich, sagen vor allem Tierrechtler.
  • Ökofeministinnen, die sich für Frauenrechte und die Umwelt einsetzen, gibt es seit 1970.

Wer bei einem Cappuccino die Frauenrechte verteidigt, verheddert sich in Doppelmoral. Ebenso alle, die sich zum gleichen Gesprächsthema ein Steak oder eine Eierspeise einverleiben. Davon jedenfalls gehen Ökofeministinnen aus. Ihrer Meinung nach bedingen sich Feminismus und Veganismus gegenseitig.

Warum? Weil die Produktion von tierischen Produkten sich insbesondere negativ auf die Weibchen ausübe. «Kühe werden in ein Gestell eingespannt und zwangsbefruchtet, also vergewaltigt. Legehennen müssen wieder und wieder den Verlust ihrer Eier durchleiden. All dies muss als Teil der feministischen Bewegung anerkannt werden, da es sich um körperlichen Missbrauch handelt, vergleichbar mit dem Missbrauch an menschlichen Frauen», schreibt PETA Deutschland in einem Blogpost.

Vegetarier retten nur Männchen

Dieser Meinung hat sich unlängst im Magazin der «Süddeutschen Zeitung» auch Charlotte Roche angeschlossen. «Die männlichen Tiere, Hähnchen und Bullen, werden schnell hochgezüchtet und geschlachtet. Mit dem Tod ist auch ihr Leid beendet. Wer als Vegetarier lebt, der beendet also nur das männliche Leid. Auf die weiblichen Produkte wird nicht verzichtet: Die Industrie braucht weiter Eier, Milch und Geburten», schreibt die Feuchtgebiete-Autorin.

Wer glaube, dass alle Menschen gleich seien, wie es Feministinnen tun, müsse auch davon ausgehen, dass alle Spezies gleich sind, so der Grundtenor. Denn was unterscheidet im Endeffekt die Kuh vom Menschen? Und wer garantiert, dass die «westliche männlich-patriarchische Gesellschaft» nicht dereinst den Frauen antut, was sie jetzt mit den Schweinen macht? Das fragt sich PETA im gleichen Post.

Abtreibung und lange Wimpern

Die israelische Tierrechts-Aktivistin Shira Hertzano sieht zwischen Tierwohl und Frauenrechten weitere Parallelen: Einerseits werden Tiere oft mit weiblichen Attributen dargestellt, etwa Kühe mit langen Wimpern, die für Milch werben. «Die Werbung will die Grenze zwischen den verschiedenen Bedürfnissen der Konsumenten verwischen und so ein komplettes, fleischliches Verlangen wecken. Andererseits übernimmt der Besitzer eines Tieres die Kontrolle über dessen Reproduktion, während Frauen in vielen Ländern ebenfalls noch immer darum kämpfen, selber und frei entscheiden zu können, ob sie eine Abtreibung wollen.»

Während Vegetarier vor allem dafür sorgen, dass das Leid der männlichen Tiere weniger wird, würde nur Veganismus auch den weiblichen Tieren – wie Milchkühen und Legehennen – zu Gute kommen.
Während Vegetarier vor allem dafür sorgen, dass das Leid der männlichen Tiere weniger wird, würde nur Veganismus auch den weiblichen Tieren – wie Milchkühen und Legehennen – zu Gute kommen. - Pixabay

Obwohl vegane und feministische Ideologien sich in den sozialen Medien gerade frisch zu vermischen scheinen, ist ihre Liaison keine neue. Der Begriff wurde bereits im Zuge der Frauen-, Friedens- und Umweltbewegungen der Siebziger geprägt. Grundlegend dafür war Rachel Carsons Buch «The Silent Spring» von 1962. Argumentiert wurde bereits zu diesem Zeitpunkt, dass es zwischen der Unterdrückung der Frau im Patriarchat und der Ausnützung der Umwelt durch die patriarchale Gesellschaft grosse Parallelen gebe.

Die Feministin Angela Davis erklärt, warum sie vegan lebt.

Wie sehr die beiden Strömungen parallel fliessen sollen, bleibt im Endeffekt allerdings für jede und jeden selber zu entscheiden.

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