Auf eine Untersuchung zu Versuchen mit nicht zugelassenen Medikamenten wird verzichtet. Man müsse Dinge im Kontext der jeweiligen Zeit sehen.
Betagte Personen die zu viele Medikamente schlucken gehören zu den Fällen von Tox Info Suisse.
Betagte Personen die zu viele Medikamente schlucken gehören zu den Fällen von Tox Info Suisse. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zwischen 1940 und 1980 soll es im Kanton Waadt unerlaubte Medikamententests gegeben haben.
  • Das Kantonsparlament lehnte aber eine dementsprechende Untersuchung ab.
  • Man müsse die Dinge im Kontext der jeweiligen Zeit sehen.

Im Kanton Waadt wird es keine Untersuchung zu möglichen Tests an Psychiatriepatienten mit nicht zugelassenen Medikamenten geben. Das Kantonsparlament hat am Dienstag ein entsprechendes Begehren der Ratslinken mit 64 zu 55 Stimmen abgelehnt.

Das Postulat des Linksaussenpolitikers Jean-Michel Dolivo (Solidarités) forderte eine Untersuchung zu solchen Versuchen im Kanton Waadt zwischen 1940 und 1980. Es erhielt die Unterstützung der vorberatenden Kommission, scheiterte im Grossrat jedoch am Widerstand von rechts.

Fehler in früheren Zeiten könnten nicht ausgeschlossen werden, räumte Grossrat Laurence Cretegny (FDP) ein. Aber man müsse die Dinge im Kontext der jeweiligen Zeit sehen. «Dinge, die uns heute abscheulich erscheinen, waren damals normal», sagte Jean-Luc Chollet (SVP).

Für eine Annahme des Postulats hatte sich Staatsrat Pierre-Yves Maillard (SP) ausgesprochen. Es bestehe ein öffentliches Interesse an der Ethik in der klinischen Forschung und am Einverständnis des Patienten. «Das ist keine Frage der Geschichte», sagte der Sozialdemokrat.

Medikamententests an Psychiatriepatienten hatten in den vergangenen Monaten insbesondere in der Deutschschweiz viel zu reden gegeben. Recherchen des Schweizer Fernsehen SRF hatten gezeigt, dass zwischen den 1950er- und den -70er-Jahren in mehreren Kantonen, darunter Thurgau, Basel, Bern, Luzern und Zürich noch nicht zugelassene Heilmittel an Psychiatriepatienten getestet wurden. Im Kanton Thurgau waren 1600 Patienten davon betroffen.

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