Einige Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten sorgen sich um die Qualität und Glaubwürdigkeit der Forschung. Das zeigt eine Umfrage.
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Der HLA-Subtyp namens HLA-C*04:01 soll öfters mit einem schweren Verlauf zusammenhängen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Wissenschaftler und Journalisten sehen eine Bedrohung für die Qualitätskontrolle.
  • Dies wegen der Publikationsflut der Coronavirus-Pandemie.
  • Das Vertrauen in Gesundheitsorganisationen und Forschende ist aber gross.

Im Zuge der Corona-Pandemie haben hunderttausende Studien die Wissenschaftswelt in teilweise beschleunigten Begutachtungsprozessen geflutet. In Bezug auf die Qualität und Glaubwürdigkeit der Forschung sei dies bedenklich, finden viele Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten. Dies geht aus der Umfrage «CovidSciCom» hervor.

An der Umfrage «CovidSciCom – Auswirkungen der Pandemie auf die Wissenschaftskommunikation» nahmen viele Personen teil: Insgesamt 165 Forschende, Wissenschaftsjournalisten und Kommunikationsbeauftragte von Universitäten und Forschungsinstitutionen aus der Schweiz, Indien und USA. Das teilte die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) am Donnerstag mit.

Vertrauen in Gesundheitsorganisationen

Demnach haben alle Berufsgruppen ein grosses Vertrauen in Forschende und internationale Gesundheitsorganisationen. Der Wissenschaftsjournalismus hingegen geniesst in den drei Ländern – selbst unter den Wissenschaftsjournalisten – weniger Vertrauen. In der Schweiz stuften 4 Prozent der Befragten die Journalisten als vertrauenswürdig ein, 34 Prozent als «einigermassen vertrauenswürdig».

Diese Ergebnisse bestätigen die Resultate der «Covid-19 Edition» des Wissenschaftsbarometers Schweiz: Auf einer Skala von 1 bis 5 erzielten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen besseren Wert. Mit 3,9 erhalten sie ein höheres Vertrauen als Journalistinnen und Journalisten (2,6).

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Verschwörungstheorien über das Coronavirus und gegen die Impfung werden über verschiedene Kanäle rege verbreitet. - Keystone

Am wenigsten glaubhaft wurden in der «CovidSciCom»-Umfrage die lokalen Behörden, die pharmazeutische Industrie und mit Abstand die Influencer wahrgenommen.

Verschwörungstheorien und Fake News als Hauptprobleme

Als Hauptprobleme für effektive und sachliche Kommunikation wurden geschlossen Verschwörungstheorien und Fake News zur Pandemie sowie deren Politisierung angegeben. Besonders in den USA wird die Instrumentalisierung der Wissenschaft als problematisch wahrgenommen. Ebenso bestand ein starker Konsens darüber, dass mehr Erkenntnisse aus den Geistes- und Sozialwissenschaften in die öffentliche Berichterstattung einfliessen sollten.

Die Publikationsflut während der Corona-Pandemie zeigte sich auch in der Zunahme von sogenannten Preprints. Das sind Studien, die das Gütesiegel von unabhängigen Fachleuten noch nicht erhalten haben. Vor allem die Journalisten und Wissenschaftler gaben zu bedenken, dass dies der Qualität und Glaubwürdigkeit der Forschung schaden könnte. Die Journalisten fühlten sich auch eher von der schieren Menge der verfügbaren Informationen überwältigt.

Verbreitung von nicht begutachteten Ergebnissen gerechtfertigt

Die Wissenschaftskommunikatoren anerkennen zwar das Problem der Qualitätskontrolle. Die Verbreitung von noch nicht begutachteten Ergebnissen in der Öffentlichkeit sei durch die Krisensituation aber gerechtfertigt. Da stimmen unter den befragten Berufsgruppen am meisten zu.

COVIDSciCom ist eine Initiative von swissnex (Bangalore und Boston). Sie funktioniert in Partnerschaft mit der SCNAT, der Stiftung Science et Cité und dem National Institute of Advanced Studies (Bangalore).

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