Erdogan ist gnadenlos mit seinen Gegnern. In sein Fadenkreuz sind offenbar auch sieben Schweizer-Doppelbürger geraten. Darunter eine schwangere Mutter.
Keine Rückreise möglich für die in der Türkei festsitzenden Schweizer: Der Atatürk-Flughafen in Istanbul.
Keine Rückreise möglich für die in der Türkei festsitzenden Schweizer: Der Atatürk-Flughafen in Istanbul. - Twitter/RT
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sieben Schweizer dürfen zurzeit nicht von der Türkei in ihr Heimatland zurückreisen.
  • Zu ihnen gesellen sich einige in der Schweiz wohnhafte Türken.
  • Die Gründe für die Ausreiseverbote sind willkürlich.

Schweizer Doppelbürger haben es offenbar nicht nur in der Nati schwer. Schlimmer ergeht es ihnen, wenn sie sich in der Türkei befinden. Sieben Schweizer Bürger sitzen derzeit in ihrer zweiten Heimat fest. Konkret handelt es sich um mehrere Personen, gegenüber welchen die türkische Regierung Ausreisesperren erlassen hat. Dies geht aus einer Recherche des «Tages-Anzeigers» hervor. Laut dem eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA halten Erdogans Handlanger zudem mehrere Türkinnen und Türken – ohne Schweizer Pass – mit Wohnsitz in der Schweiz fest. Wie geht das?

Schweizer Diplomaten sind machtlos

Ein Grund ist, dass Schweizer-Türken in der Türkei nur als Türken angesehen werden. Dies entwaffnet Schweizer Diplomaten. Das EDA versichert trotzdem: «Wir unterstützen die Betroffenen im Rahmen unserer Möglichkeiten.»
Besonders schwer haben es die in der Schweiz wohnhaften Türken ohne Schweizer Pass. Für sie ist der Bund – zumindest im Ausland – offiziell nicht zuständig und deshalb machtlos. Schweizer Diplomaten in Ankara und Instanbul können den Festgehaltenen keinen Konsulats-Schutz bieten. Doch wie kommen die Betroffenen überhaupt in Erdogans Fänge?

Diese Woche will Erdogan den Ausnahmezustand in der Türkei auflösen. Ob sich dann die Situation für die festgehaltenen Schweizer Doppelbürger bessern wird?
Diese Woche will Erdogan den Ausnahmezustand in der Türkei auflösen. Ob sich dann die Situation für die festgehaltenen Schweizer Doppelbürger bessern wird? - keystone

Die Frau und das Baby

Wie so oft sind die Gründe willkürlich. Ob Verbindungen zum Putsch-Versuch von 2016, Beziehungen zu verbotenen Organisationen oder blosse öffentlich gemachte Antipathie gegenüber Erdogan wird mit dem Ausreiseverbot bestraft. Krassestes Beispiel: Eine junge kurdische Familie, die Frau damals noch schwanger, wurde festgenommen, weil der Ehemann sich in den sozialen Medien über Erdogan ausgelassen hatte. Die Frau – mit ihrem Baby – ist mittlerweile frei, ihr Mann verweilt im Gefängnis.

Die türkische Botschaft in Bern schweigt sich derweil darüber aus. Am Freitag lädt sie die Presse jedoch anlässlich des Jahrestags des Putschs ein. Dann könnten wir mehr wissen.

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