Schweizerisch-türkische Primarschüler haben im Rahmen eines Freifachs im Thurgau in Militäruniformen und mit Spielzeugwaffen blutige Schlachten nachgespielt. Solch eine Bühnendarstellung soll kein Einzelfall und vom türkischen Staat initiiert sein.
Recep Tayyip Erdogan
Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Mehrzweckhalle Uttwil TG führten am 25. März Schweiz-türkische Primarschüler ein Kriegstheater auf.
  • Die Kriegsszenen sollen von der türkischen Botschaft in Bern angetrieben worden sein.
  • Hinter der nationalistischen Kriegspropaganda soll der türkische Machthaber Erdogan stecken.

Eine Darbietung in der Unterrichtsreihe «Heimatliche Sprache und Kultur» einer türkischen Schule in einer Mehrzweckhalle in Uttwil TG zeigt verstörende Bilder. Am 25. März zielten gemäss vom «SonntagsBlick» publizierten Videobildern sechsjährige Buben gegenseitig aufeinander und posierten als Leichen - zugedeckt mit türkischen Fahnen.

Heimatkunde für türkischstämmige Kinder

Treibende Kraft hinter der Darbietung war laut der Zeitung die türkische Botschaft in Bern, im Publikum sassen Ehrengäste aus Ankara. Für die Heimatkunde arbeitet die Botschaft mit den Kantonen zusammen. Diese stellen etwa Klassenzimmer zur Verfügung, der Besuch wird im regulären Zeugnis vermerkt. Ein Türkei-Experte erklärte, bei dem Anlass würden Kinder gezielt für nationalistische Kriegs-Propaganda von Staatspräsident Erdogan instrumentalisiert. Die meisten Kinder auf der Bühne der Uttwiler Mehrzweckhalle gehören demnach zu einer HSK-Klasse in Flawil SG.

Beim in dem Fall zuständigen Kanton St. Gallen wusste man laut Angaben eines Amtsleiters nichts von den Kriegsszenen. Der Kurs-Organisator räumte ein, beim militärischen Schauspiel wohl etwas zu weit gegangen zu sein. Es sei aber «nur» ein historisches Ereignis nachgespielt worden. Ähnliche «Kriegsspiele» gab es laut «SonntagsBlick» sowohl in Solothurn und im Aargau als auch bei unseren Nachbarn in Deutschland und Österreich.

Historische Darbietung

Bei der Bühnendarstellung sei die Schlacht von Gallipoli dargestellt worden, ein Gefecht während des Ersten Weltkriegs, in dem die Soldaten des Osmanischen Reiches britische, australische und französische Einheiten zurückschlugen. Der amtierende Präsident Recep Tayyip Erdogan stellt den Ausgang der Schlacht gerne als Sieg der muslimischen Welt gegen den Westen dar.

Dass gemäss historischen Quellen auch rund zehn Prozent Nicht-Muslime für die osmanischen Truppen kämpften würde gemäss verschiedenen Medienberichten vom Präsidenten gerne ausgelassen. Nationalistische Heldenmythen wie die Schlacht von Gallipoli werden von Erdogan immer wieder zu Propagandazwecken verwendet.

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