Solarenergie soll neben der Wasserkraft zur tragenden Säule der Schweizer Energieversorgung werden. Gemäss dem Fachverband Swissolar könnte sie bis im Jahr 2050 15 Mal mehr Strom liefern als heute.
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Den St. Galler Grünen geht der Ausbau der Solarenergie viel zu langsam. (Symbolbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Ausstieg aus der Atomenergie fordere neue Lösungen, sagte Swissolar-Präsident und Nationalrat Jürg Grossen (GLP/BE) am Mittwoch bei einer Online-Medienorientierung.

Die Solarenergie könne in der Schweiz Strom in grossen Mengen liefern, «erneuerbar, zeitnah und kostengünstig».

Damit diese Umstellung aber gelinge, müssten mehr und schneller Photovoltaik-Anlagen zugebaut werden. Die in der bundesrätlichen Botschaft zum Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit neuen Energien (Mantelerlass) vorgesehenen Zielwerte für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien gingen zwar in die richtige Richtung.

Doch sie seien zum Teil veraltet und zu tief angesetzt, um die Versorgungssicherheit und das Netto-Null-Ziel 2050 zu erreichen. Ausserdem gebe es keine klaren Zubau-Ziele für Photovoltaik im Gesetz, sagte Grossen. Ein rascher Ausbau von Solarenergie könnte jedoch mögliche Engpässe in den 2030er Jahren verhindern - zum Beispiel bei der Winterversorgung.

Die Schweiz mit ihren Speicherwasserkraftwerken sei «prädestiniert für einen hohen Anteil Solarstrom», heisst es in dem neuen 11-Punkte-Plan der Solarwirtschaft. Diese könnten dann den Strom liefern, wenn die Sonne nicht oder nur wenige scheine, insbesondere im Winter.

Statt 39 Terawattstunden (TWh) Produktion im Jahr 2050 sollten 50 TWh anvisiert werden, wovon 45 TWh aus Photovoltaikanlagen stammen sollen. Dieser Wert entspreche weniger als der Hälfte des Solarpotenzials in der Schweiz, das Swisssolar pro Jahr auf über 100 TWh schätzt.

Der Fachverband schlägt zudem vor, in sämtlichen Kantonen eine Pflicht zur Nutzung aller geeigneten Flächen auf Neubauten und Sanierungen einzuführen. Denn auf den Dach- und Fassadenflächen bestehender Bauten könne mehr Strom produziert werden (rund 66 TWh) als die Schweiz zurzeit verbrauche.

Ausserdem fordert Swissolar die Erhöhung des Netzzuschlags um 0,5 Rappen pro Kilowattstunde sowie eine einheitlich geregelte Abnahmevergütung. Investoren bräuchten die Sicherheit, dass letztere nie unter eine festzulegende Schwelle falle. Swissolar schlage deshalb für Anlagen mit Eigenverbrauch einen Minimalpreis vor, der sich am Energiepreis des Standardstromprodukts orientiere.

Die weiteren vorgeschlagenen Massnahmen betreffen die Raumplanung, die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, die Beteiligung der Schweiz am Wiederaufbau einer europäischen Solarindustrie sowie den Abbau von unnötigen Zusatzkosten und administrativen Hemmnissen. So seien die Kosten für die Bürokratie heute gleich hoch wie für den Bau einer Anlage.

Dazu komme, dass im Moment 95 Prozent der Solarkomponenten aus Asien stammten, vor allem aus China. Diese «monopolähnliche Situation» sei problematisch. Denn erstens stiegen wegen der Produktions- und Transportengpässe zur Zeit die Preise für die Module. Und zweitens habe der Strommix in China eine schlechtere Ökobilanz als derjenige in Europa.

Deshalb müssten die Produktionskapazitäten über die gesamte Lieferkette auch in Europa aufgebaut werden. Die Schweiz habe mit ihren Hochschulen und Modulherstellern eine hervorragende Ausgangslage, dabei mitzuwirken. Das Ziel wäre, dass die Komponenten von Solaranlagen lokal und nachhaltig produziert werden könnten, sagte Swissolar-Vize-Präsidentin Gabriela Suter.

Wenn sich die Politik zum Ausbau der Solarenergie bekenne, werde die Branche auch für Arbeitnehmende, Lehrlinge oder Quereinsteiger attraktiver. Dazu brauche es aber eine Ausbildungs- und Umschulungsoffensive. Wichtig sei, dass sich Bund und Kantone diese unterstützten.

Nach ihrem Szenario könnte die Zahl der neuen Vollzeitstellen von heute 7000 bis 8000 bis im Jahr 2030 auf rund 17'000 und bis im Jahr 2050 auf über 20'000 ansteigen.

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