Studie zeigt: Wer Vorlesung nur online schaut, hat schlechtere Noten
Seit der Corona-Pandemie schauen viele Studis die Vorlesung von zu Hause. Das kann zu schlechteren Leistungen führen.

Das Wichtigste in Kürze
- Reine Online-Vorlesungen können die Noten von Studierenden verschlechtern.
- Gerade Frauen leiden unter fehlenden sozialen Kontakten und Motivation.
- Die Unis betonen: Podcasts sind Ergänzung, kein Ersatz für Präsenzunterricht.
Die Corona-Pandemie hat das Studentenleben 2020 kräftig durcheinandergewirbelt. Hörsäle blieben leer, gelernt wurde von zu Hause – oft nur vor dem Laptop.
Übrig geblieben ist ein Relikt aus dieser Zeit: Podcasts, also aufgezeichnete Vorlesungen mit Bild und Ton.
Vor der Pandemie gab es sie nur vereinzelt. Seit Corona kann man fast jede Vorlesung bequem von zu Hause aus mitverfolgen.
Doch Vorsicht: Wer den Weg an die Uni meidet, zahlt womöglich einen Preis. Eine neue Studie der Universität Zürich und der National University of Singapore zeigt: Online-Vorlesungen wirken nicht für alle gleich – Studentinnen haben es besonders schwer.
Gerade Frauen haben Mühe mit Online-Vorlesungen
Schon ein kleiner Anstieg des Online-Anteils kann den Notenschnitt von Frauen spürbar verschlechtern. Vor allem in Fächern wie Mathematik oder Mikroökonomie. Bei Männern wirkt sich der Online-Unterricht weniger stark aus.
Und das Problem geht tiefer: Frauen mit viel Online-Unterricht, sammeln weniger Leistungspunkte und brechen das Studium häufiger ab.
Warum trifft es Frauen härter?
Laut Befragungen fehlen ihnen online soziale Kontakte und Motivation. Der Austausch mit Mitstudierenden ist geringer, Lehrende wirken weniger engagiert. Das wirkt sich direkt auf Lernerfolg und Zufriedenheit aus, schlussfolgert die Studie.
Die Erfahrungswerte an Schweizer Unis sind hingegen nicht so eindeutig, wie eine Nau.ch-Umfrage zeigt.
Uni Bern baut Podcast-Infrastruktur weiter aus
Die Universität Bern hat eine Analyse von mehr als 3000 Lehrveranstaltungen aus den Jahren 2018 und 2024 durchgeführt. Dabei hat sich «kein nennenswerter Unterschied» bei den Noten mit oder ohne Podcast gezeigt.
Die Rückmeldungen von Studierenden und Dozierenden sind überwiegend positiv. Podcasts gelten als willkommenes Angebot und werden geschätzt. Rund 40 Hörsäle der Uni Bern sind inzwischen mit Podcast-Infrastruktur ausgestattet. Das Angebot wird stetig ausgebaut.
An der Universität Zürich sieht man Podcasts eher als Ergänzung: «Studierende schätzen die Podcasts als Lernhilfe: Einerseits, um den Lernstoff zu wiederholen. Und andererseits auch als Möglichkeit, die Inhalte der Veranstaltung zu einem frei gewählten Zeitpunkt zu verfolgen.»
Allerdings gehen direkte Rückmeldungen der Studierenden an die Lehrenden verloren, wenn nur Podcasts geschaut werden.
Theologen haben dank Podcasts sogar bessere Noten
An der Universität Luzern ist der Einsatz von Podcasts fakultätsabhängig. Die Theologische Fakultät bietet seit Jahren ein Flex-Studium mit Podcasts an.
Die Noten der Theologie-Fernstudierenden lagen dabei sogar leicht über denen der Präsenzstudierenden.
An der Rechtswissenschaftlichen Fakultät ergänzen Podcasts den Präsenzunterricht, helfen beim Nacharbeiten und erhöhen die Vereinbarkeit von Studium und Alltag. «Die Rückmeldungen sowohl von Studierenden als auch Dozierenden sind sehr gut», sagt die Uni Luzern.
In allen Fakultäten gelte: Präsenz bleibt zentral, Podcasts sind ein Zusatzangebot, kein Ersatz.