Eine Studie kommt zum Schluss, dass der Lerneffekt bei Distanzunterricht während des Lockdowns 2020 genauso effektiv wie die Sommerferien war.
Homeschooling wegen der Corona-Pandemie.
Homeschooling wegen der Corona-Pandemie. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Schüler hatten ein enormes Leistungsdefizit wegen des Distanzunterrichts.
  • Zu diesem Schluss kommt eine weltweite Studie zum Lockdown im Frühling 2020.
  • Auch in der Schweiz hat ein Fünftel der Schüler beim Home-Unterricht abgehängt.
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Forscher der Goethe-Universität Frankfurt kommen in einer Studie über das Lernverhalten von Schülern im Lockdown zu einem brisanten Ergebnis. Demnach war der Distanzunterricht während des Lockdowns im Frühling 2020 «genauso effektiv wie Sommerferien».

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Laut einer Studie ist der Distanzunterricht so ergiebig wie die Sommerferien. - dpa

Dazu haben sich die Forschenden weltweite Studien zu diesem Thema angesehen und ausgewertet. Das Resultat: Der Kompetenzerwerb während der Schulschliessungen sei verglichen mit dem Präsenzunterricht deutlich geringer ausgefallen.

Insbesondere sozial Benachteiligte betroffen

Bei vielen Schülern seien «enorme Leistungsdefizite» entstanden, erklärt Mitverfasser und Psychologe Andreas Frey. Die durchschnittliche Kompetenzentwicklung während der Schulschliessungen liege «im Bereich der Effekte von Sommerferien».

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Kinder einer Grundschule jubeln vor einer Tafel mit der Aufschrift «Hurra Ferien». - dpa

Gemäss der Studie sei dies besonders stark bei Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Elternhäusern der Fall. «Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich während der ersten coronabedingten Schulschliessungen noch weiter geöffnet», schliesst Frey daraus.

Lerndefizite auch in der Schweiz

«In der Schweiz hat das Schulbarometer teilweise ähnliche Ergebnisse dokumentiert», erklärt die oberste Lehrerin Dagmar Rösler auf Nachfrage.

Demnach hätten rund ein Fünftel der Schüler während des Präsenzunterrichtsverbots im Frühling 2020 in der Schweiz abgehängt. «Dies meist aus zu wenig Unterstützung daheim, mangelnder Infrastruktur, keinem ruhigen Arbeitsplatz oder fehlender Motivation.»

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Präsidentin des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer, Dagmar Rösler. - Keystone

Rösler stützt auch die These, wonach es Schüler aus sozial benachteiligten Familien hierzulande in dieser Zeit schwerer hatten.

Nur relativ kurzes Präsenzunterrichtsverbot in der Schweiz

Zum Glück sei das Verbot für Präsenzunterricht in der Schweiz jedoch nur während einer relativ kurzen Zeitspanne ausgesprochen worden. «Aber natürlich wurden nach den Schulschliessungen im Frühling 2020 bei Kindern und Jugendlichen Defizite festgestellt.»

War der Heimunterricht für Sie und Ihre Kinder eine Herausforderung?

Doch ist damit das Distance-Learning abgeschrieben? Gemäss der Studie der Uni Frankfurt gibt es einen Lichtblick. Demnach gäbe es Anhaltspunkte, dass die Effekte bei späteren Schulschliessungen nicht so drastisch ausgefallen seien.

Inzwischen sei die Online-Lehre vielerorts verbessert worden. Diese scheinen die negativen Effekte teilweise abfedern zu können.

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Kinder beim Homeschooling. (Symbolbild) - Keystone

Und auch die Präsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz relativiert: Wie Kinder und Jugendliche zu Hause lernen, hänge von vielen Faktoren ab. Etwa von der Infrastruktur zu Hause, der Unterstützung und der Qualität des Unterrichts.

Und es habe sich ebenso gezeigt, dass einige Kinder und Jugendliche viel besser zu Hause «im stillen Kämmerlein» gelernt hätten.

Sie lobt zudem insgesamt die Leistung der Kinder und Jugendlichen während des Lockdowns im Frühling 2020: «Viele Schülerinnen und Schüler haben ihre Arbeit zu Hause sehr gut gemeistert.»

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