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Spottbilliger Energy-Drink von Migros macht Sorgen um Kinder

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Bern,

Die Migros bietet ihren bereits günstigen Energy-Drink neu zum Tiefpreis an. Kritiker befürchten, dass das ungesunde Produkt viele junge Kunden anlockt.

Migros
Der tiefe Preis des M-Budget-Energy-Drinks der Migros kommt nicht bei allen Kundinnen und Kunden gut an. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Energy-Drink einer Billiglinie der Migros kostet jetzt noch weniger.
  • Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt fordert ein neues Verbot.
  • SVP-Nationalrätin Vroni Thalmann-Bieri nimmt stattdessen die Eltern in die Pflicht.

Zwei Zwänzgerli reichen für einen Schuss Energie – und viel Zucker. Nur noch 40 Rappen kostet der Energy-Drink der Billiglinie M-Budget neu. Zuvor bot die Migros eine Dose für 55 Rappen an. Aktuell wirbt der Grossverteiler auf Instagram für das neue Tiefpreis-Produkt.

User reagieren erfreut auf den spottbilligen Drink der Migros. Viele User kritisieren den neuen Preis aber auch. «Damit es zehnjährige Kinder noch mehr konsumieren?», fragt eine Nutzerin unter dem Post der Migros.

«Billig und sehr gesund», schreibt eine weitere kritische Stimme spöttisch. «Hach, Leute, macht euch mal Gedanken über eure Ernährung ...» Eine Userin, die im Gesundheitsbereich arbeitet, hält nichts von den Energy-Drinks. «Wohl eher gesundheitliche Belastung für Herz, Leber, Nervensystem», schreibt sie.

Bis zu zwölf Würfelzucker in einer Dose

Einige Kommentierende sind sich einig, dass Energy-Drinks «pures Gift» seien. «Wenn dir deine Gesundheit nichts bedeutet – hau rein! Hauptsache billig», so eine Userin.

Eine Dose eines Energy-Drinks kann bis zu zehn Würfelzucker enthalten. Der Konsum dieser Getränke begünstigt laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Gewichtszunahme und Kariesbildung.

Sollten ungesunde Produkte zum Tiefpreis angeboten werden?

In der Regel greifen Kinder erstmals zum Energy-Drink, bevor sie zwölf Jahre alt sind. Insbesondere bei jungen Menschen besteht mit zunehmendem Konsum dieser Getränke das Risiko der Zahnerosion. Zu diesem Schluss kommt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) in einem im Frühling veröffentlichten Bericht.

«Erhöhtes Risiko für Krankheiten»

Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt warnt vor den Folgen solcher Angebote. «Das Resultat dieses ‹süssen Marktes› kennen wir: In der Schweiz ist jedes sechste Kind übergewichtig», sagt sie. Dies seien zirka 15 Prozent.

«Darüber hinaus leiden in der Schweiz mehr als 2,2 Millionen Menschen an nichtübertragbaren chronischen Krankheiten.» Darunter fielen etwa Adipositas, Diabetes Typ 2 oder Karies.

«Ein übermässiger Zuckerkonsum erhöht das Risiko, viele dieser Krankheiten zu entwickeln», sagt Weichelt.

Werbeverbot auf Social Media gefordert

Gesundheitspolitik kann laut der Nationalrätin nur sektorenübergreifend erfolgreich sein. Dazu gehöre, dass nicht nur der Zugang zu Produkten mit hohem Zuckergehalt eingeschränkt sei. «Sondern auch der Zugang zu gesunden Lebensmitteln gefördert wird, insbesondere zu Obst und Gemüse.»

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Geht es nach Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt, soll Energy-Drink-Werbung wie jene der Migros auf Instagram nicht mehr zulässig sein. - keystone

Aktuell arbeitet sie an einem Vorstoss, der eine Altersbeschränkung für Energy-Drinks fordert. Braucht es für die Zuckerbomben auch Mindestpreise?

«Ich sehe vor allem einen anderen wichtigen Hebel», antwortet Manuela Weichelt. «Die Einschränkung der Bewerbung ungesunder Produkte für Kinder.» Diese Massnahme sei einfach umzusetzen und laut WHO-Untersuchungen besonders wirksam, auch bezüglich Kosten.

Eine Einschränkung sieht die Nationalrätin auch für Social Media vor. «Ungesunde Lebensmittel und Getränke sollen auf Social-Media-Plattformen mit vielen jungen Usern nicht mehr beworben werden dürfen.»

«Eltern leben Konsum vor»

Verbote und Einschränkungen stossen SVP-Nationalrätin Vroni Thalmann-Bieri sauer auf. «Werbung kann man nicht verbieten», sagt sie. In der Pflicht stünden die Eltern. «Kinder konsumieren das, was die Eltern vorleben.»

Ihre Kinder hätten Energy-Drinks ausprobiert, sagt die Mutter dreier erwachsener Kinder. «Sie fanden aber schnell heraus, dass es nichts Gescheites ist.» Selbstverständlich schenkten diese den Enkeln nun Wasser ein.

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SVP-Nationalrätin Vroni Thalmann-Bieri sieht die Eltern und nicht die Politik in der Verantwortung. - keystone

Schon früh habe sie ihren Kindern aufgezeigt, dass Süssgetränke nicht gesund seien, sagt Thalmann-Bieri. «Als ich aufwuchs, hatten wir eine Halbliterflasche Cola im Keller für den Fall, dass jemandem schlecht ist.» Sonst habe das Getränk nie auf dem Tisch gestanden.

Die SVP-Nationalrätin stört, dass die Politik heute «alles regulieren» wolle, anstatt bei den Eltern anzusetzen. «Vorleben können sie ihren Kindern nicht mehr viel, weil sie nicht zu Hause sind», kritisiert sie. «Ich brachte vielleicht weniger in die Arbeitswelt ein. Dafür bot ich meinen Kindern noch Nestwärme.»

Migros erklärt Tiefpreis für Zuckerbombe

Die Migros verteidigt den Tiefpreis für den M-Budget-Energy-Drink. «Die Tiefpreisstrategie zielt darauf ab, relevante und viel gekaufte Produkte im gesamten Sortiment im Preis dauerhaft auf Discountniveau anzubieten.» Dies sagt Mediensprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir.

Damit kennzeichne der Tiefpreis Produkte von unterschiedlicher Qualität in einem Sortiment, sagt Huguenin-dit-Lenoir. «Also zum Beispiel von M-Budget, über Eigenmarken und Markenprodukte bis hin zu Bio-Produkten.»

Warum bietet die Migros ausgerechnet die umstrittene Zuckerbombe zum Tiefpreis an? Die Mediensprecherin macht darauf aufmerksam, dass auch eine grosse Zahl von Früchte- und Gemüseartikel zum Tiefpreis angeboten werde. Dies, um eine «gesunde Ernährung zu attraktiven Preisen aktiv zu unterstützen».

Kommentare

User #4367 (nicht angemeldet)

Tiefzinspolitik begünstigt Millionäre im Eigenheim bereits genug. Darum nein zum Millionärs-Sponsoring am 28.9. Zweitwohnungssteuer NEIN

User #3489 (nicht angemeldet)

Kinder brauchen Energie um sich von Kränen in Flüsse zu stürzen.

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