Richard Ernst ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Ernst war ein weltberühmter Chemiker und galt als Vater des Magnetresonanztomografen.
Richard R. Ernst
Der Winterthurer Chemiker und Nobelpreisträger Richard R. Ernst. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schweizer Chemie-Nobelpreisträger Richard R. Ernst ist tot.
  • Der ETH-Professor ist letzten Freitag im Alter von 87 Jahren verstorben.
  • Er gilt als Vater des Magnetresonanztomografen (MRI).

Er gilt als Vater des Magnetresonanztomographen (MRI): Der Schweizer Chemie-Nobelpreisträger Richard Ernst ist tot. Der ETH-Professor starb am vergangenen Freitag im Alter von 87 Jahren in Winterthur, wie seine Familie am Dienstag mitteilte.

Richard R. Ernst
ETH-Professor Richard R. Ernst - keystone

Ernst hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Seit Anfang 2020 lebte der Forscher in einem Pflegeheim.

Bahnbrechende Entwicklungen

Ernst wurde 1991 für seine bahnbrechenden Beiträge zur Entwicklung der hochauflösenden magnetischen Kernresonanz-Spektroskopie (NMR) mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Das Verfahren dient dazu, die Struktur von Molekülen in einer Lösung zu bestimmen. Dadurch können verschiedene chemische Systeme von kleinen Molekülen bis hin zu Proteinen und Nukleinsäuren beobachtet werden.

Die von Ernst entwickelte Technik war nach Auffassung des Nobel-Komitees in Stockholm die «kraftvollste instrumentale Messmethode in der Chemie». Die magnetische Kernresonanz-Spektroskopie ist heute nicht nur in der Chemie, sondern auch in Physik, Biologie und Medizin von grosser Bedeutung.

Ernsts Forschung bildete die Grundlage für die modernen Magnetresonanztomographen (MRI). Die Diagnosegeräte stehen heute in jedem Spital und dienen zur Darstellung von Gewebe und Organen im Körper. Das MRI setzt im Gegensatz zu Röntgengeräten Patientinnen und Patienten keinen schädlichen Strahlen aus.

Die ersten erfolgreichen Experimente zur NMR wurden 1945 an den US- Universitäten Harvard und Standford von zwei unabhängigen Forschungsgruppen vorgenommen. Ein Durchbruch erfolgte aber erst 1966, als Ernst zusammen mit dem Amerikaner Weston A. Anderson eine Methode entwickelte, um die Empfindlichkeit der Spektra zu erhöhen.

Mitte der 1970er Jahre schlug Ernst eine Methode für den Empfang NMR-tomographischer Bilder vor. Die stellte sich als eine der meistangewandten heraus. NMR wird in der Medizin benutzt, um die Reaktion von Patienten auf Arzneimittel oder Sauerstoffmangel zu untersuchen.

Einer von acht Schweizer Chemie-Nobelpreisträgern

Ernst ist einer von bislang total acht Schweizer Chemie-Nobelpreisträgern. Er erhielt ferner mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden von Universitäten im In- und Ausland.

2020 erschien seine Autobiografie. Darin offenbarte er sich als Zweifler und prangerte auch Missstände an. So beschrieb er die Hochschulforschung als Haifischbecken. Er rief in dem Buch Wissenschaftler dazu auf, sich angesichts der Herausforderungen in der Welt zu Wort zu melden.

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