Berner Sternenmarkt: Nicht alle Stände machen Bargeldlos-Regel mit
Am Berner Sternenmarkt kann nicht mit Bargeld bezahlt werden. So die Vorgaben. Die Realität sieht anders aus.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Berner Sternenmarkt ist bargeldlos.
- In der Realität zeigt sich, dass manche Stände dennoch Bargeld annehmen.
- Was macht Bares attraktiv für Standbetreiber? Ein Zahlungsmittel-Experte erklärt.
«Alle Zahlungen erfolgen Cashless. Kein Bargeld – wir akzeptieren ausschliesslich elektronische Zahlungen sowie mobile Zahlungsmethoden wie Twint.» Unmissverständliche Worte auf der Website des Berner Sternenmarkts.
Untermauert werden diese zusätzlich mit einem grossen Schild am Markteingang. «Der Berner Sternenmarkt ist bargeldlos. Danke für das Verständnis.»
So viel zu den Regeln. In der Marktrealität sieht es anders aus.

Bargeld? «Kein Problem»
Am Samstagabend kommt ein Besucher zu einem Stand, der Weihnachtsleckereien verkauft. Er zückt ein 20er-Nötli aus seinem Portemonnaie – und will es gerade wieder wegräumen.
«Entschuldigen Sie, man kann hier ja gar nicht mit Bargeld zahlen.»
Der Standbetreiber winkt aber ab: «Ach – kein Problem, zahlen Sie einfach bar.»

Ein klares Vergehen? Oder ist die Cashless-Regel also doch nicht so rigoros?
Die Fragen bleiben zumindest seitens der Markt-Betreiber offen. Der Berner Sternenmarkt lässt zahlreiche Anfragen von Nau.ch unbeantwortet.
Antworten gibt es dennoch – und zwar von Marcel Stadelmann. Der Zahlungsmittelexperte erforscht an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Geld-Trends.
Das macht Bargeld am Weihnachtsmarkt so attraktiv
Warum halten Standbetreiber am Bargeld fest? Stadelmann sagt: «Eine Überlegung könnte sein, keine Kunden oder Umsatz verlieren zu wollen, falls jemand nicht bargeldlos zahlen kann oder will.»
Stadelmann will niemandem etwas unterstellen, stellt jedoch klar, dass mit Bargeld auch in der Buchhaltung leichter nachgeholfen werden kann.
Abgesehen davon sei Bargeld attraktiv, weil auf einzelne Zahlungen keine Händlergebühren anfallen.
Machen die Bargeld-Zahlungen zudem nur einen sehr kleinen Anteil aus, bleiben die Bargeldmengen klein. «Dann halten sich auch die Kosten des Bargeldhandlings im Rahmen.»

Dazu gehören etwa: Geld zählen, Wechselgeld holen, Geld auf die Bank bringen, Fehler und Verluste oder Sicherheitsvorkehrungen.
«So ist es möglich, dass die Kosten vereinzelter Bargeldzahlungen geringer sind als die Händlergebühren, die mit bargeldlosen Zahlungen anfallen. Und deshalb für Standbetreiber attraktiver sind.»
Allerdings, so Stadelmann: «Bei grösseren Umsätzen eines Standes und höheren Bargeldanteilen ist dies eher nicht der Fall.»
Ideologische Gründe spielen mit
Dass manche Standbetreiber trotz Vorgaben Bargeld annehmen, könne auch ideologische Gründe haben.
«Wenn eine Privatperson eine starke ideologische Präferenz für Bargeld hat, wird diese auch als Standbetreiber:in Bargeldzahlungen eher begrüssen. Und die ökonomischen Faktoren weniger stark gewichten.»
Die Bargeld-Regel am Berner Sternenmarkt polarisiert. Und gibt auch politisch zu reden.
Berner Stadtrat will Bargeld zurück
Der Stadtrat ist der Meinung: Wer in Bern eine Veranstaltung auf öffentlichem Grund besucht, sollte auch mit Bargeld bezahlen können.
Mit 47 zu 23 Stimmen überwies er Mitte November ein Postulat aus den Reihen von SVP und Alternativem Linker.

Der Gemeinderat muss nun prüfen: Wie könnte die Möglichkeit der Barbezahlung an allen öffentlichen Veranstaltungen auf Plätzen der Stadt sichergestellt werden?
Niemand dürfe ausgeschlossen werden, weil er weder eine Kreditkarte noch ein Handy besitze, machten die Autoren des Vorstosses geltend.
Schliesslich gebe es gute Gründe für Bargeld, das nach wie vor das niederschwelligste Zahlungsmittel sei. Und von manchen Leuten auch aus Datenschutz-Gründen genutzt werde.
Als Beispiel einer ausschliessenden Veranstaltung nannten die Urheber des Vorstosses den Sternenmarkt.
Aufschrei in Zürich – Weihnachtsmarkt krebst zurück
Gross war der Aufschrei auch in Zürich, als der Weihnachtsmarkt im Hauptbahnhof Bargeld verbieten wollte. Ausstellern, die dennoch Cash annehmen, drohten gar 500 Franken Busse.
Doch die Kritik wurde so laut, dass der «Polarzauber» zurückkrebste. Und schliesslich vermeldete: «Ihr habt gesprochen, wir haben euch gehört. Der Polarzauber akzeptiert Bargeld!»
Heisst: Alle Aussteller dürfen seit dem Start am vergangenen Donnerstag Bargeld annehmen. Bloss: Einige wollen das gar nicht. (Hier geht's zum ganzen Bericht)











